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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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tieferes Verständnis dafür auf, wie sehr sich sein Bruder von den Herausforderungen des Lebens überwältigt fühlte, und das fast die ganze Zeit.
    Na schön, das Geld in der Kassette konnte man vergessen. Die Beatles hatten Recht gehabt: Money can ’ t buy you love. Eine Kugel aufhalten konnte das Zeug übrigens auch nicht.
    Auch die 9-mm-Pistole, die Dylan nach dem Mord an seiner Mutter gekauft hatte, konnte man vergessen. Gegen die Artillerie der Angreifer war so eine Handfeuerwaffe nicht mehr wert als ein Stock.
    » Eis, Eis, Eis. «
    Wieder versuchte Jilly, Shepherd mit lockenden Worten dazu zu bringen, seinen Eislauf abzubrechen und wieder zu ihnen zurückzukehren, damit er sie irgendwohin an einen sicheren Ort falten konnte, aber der Junge stand mit geschlossenen Augen und eingefrorenen Denkprozessen einfach nur da und war völlig resistent gegen ihre Flötentöne.
    Zeit und Ruhe. Zeit konnten sie zwar nicht sehr viel gewinnen, aber jede Minute, die sie gewannen, war vielleicht die Minute, in der Shep zu ihnen zurückfand. Während dieses Trommelfeuers echte Ruhe zu finden, war gänzlich illusorisch, aber jede Reduktion des Krachens und Klirrens würde Shep dabei helfen, einen Weg aus seiner eisigen Ecke zu finden.
    Dylan überquerte den Flur und stieß die Tür zum Gästezimmer auf. » Da rein! «, brüllte er.
    Jilly war in der Lage, so an Shepherd zu zerren, dass er in einen einigermaßen schnellen Trott verfiel.
    Das brutale Sperrfeuer ließ die Wände des Hauses erzittern. Die Fensterscheiben klirrten im Rahmen.
    Dylan hetzte vor Jilly und Shep ins Gästezimmer und weiter in den begehbaren Kleiderschrank, wo er das Licht anknipste.
    An der Decke baumelte ein Strick. Als Dylan daran zog, öffnete sich eine Klapptür.
    Der betäubende Lärm der Schüsse, der Dylan schon bisher an das Bombardement einer belagerten Stadt erinnert hatte, wurde plötzlich noch lauter.
    Dylan fragte sich, wie viele schwere Treffer die tragenden Pfosten der Wände hinnehmen konnten, bevor sie so instabil wurden, dass die eine oder andere Ecke des Hauses absackte.
    » Eis, Eis, Eis. «
    Jilly und Shep hatten die Tür des Schranks erreicht. » Jetzt geht ’ s erst richtig los «, sagte Jilly und deutete nach unten.
    » Und wie. « Dylan entfaltete die dreiteilige Leiter, die an die Oberseite der Falltür montiert war.
    » Manche von Proctors Versuchskaninchen müssen Fähigkeiten entwickelt haben, die wesentlich Furcht erregender waren als unsere «, sagte Jilly.
    » Was willst du damit sagen? «
    » Diese Typen wissen zwar nicht, was wir beide tun können, aber sie haben so viel Angst davor, dass sie sich fast in die Hose machen. Und deshalb wollen sie uns unbedingt so schnell wie möglich um die Ecke bringen. «
    Darüber hatte Dylan noch nicht nachgedacht. Eigentlich wollte er auch nicht gern darüber nachdenken. Bisher hatten Proctors Nanobots offenbar nur Ungeheuer erschaffen, und deshalb erwarteten alle, dass Jilly und Shep ebenfalls zu Ungeheuern geworden waren.
    » Was? «, sagte Jilly ungläubig. » Sollen wir etwa diese Leiter da hochklettern? «
    » Richtig. «
    » Das ist der Tod. «
    » Das ist der Dachboden. «
    » Der Dachboden ist eine Sackgasse, also der sichere Tod. «
    » Uns bleiben nur noch Sackgassen. Da oben ist der einzige Ort, an dem wir Zeit gewinnen können. «
    » Sie werden auch auf dem Dachboden suchen. «
    » Nicht sofort. «
    » Das gefällt mir gar nicht «, sagte Jilly.
    » Meinst du, ich bin begeistert? «
    » Eis, Eis, Eis. «
    » Du gehst zuerst «, sagte Dylan zu Jilly.
    » Wieso ich? «
    » Weil du Shep von oben zu dir locken kannst, während ich von unten schiebe. «
    Die Schüsse hörten auf, aber Dylan dröhnten die Ohren immer noch von ihrem Echo.
    » Sie kommen. «
    » Scheiße «, sagte Jilly.
    » Los! «
    » Scheiße. «
    » Rauf! «
    » Scheiße! «
    » Los jetzt, Jilly! «
     

40
    Der Dachboden schränkte die Möglichkeiten der drei Flüchtigen ein, versetzte sie in die Lage von in der Falle sitzenden Ratten und bot ihnen nichts als Dunkelheit, Staub und Spinnen, aber trotzdem erklomm Jilly die steile Leiter, weil der Dachboden der einzige Ort war, an den sie noch fliehen konnten.
    Beim Hochsteigen schlug ihr die Handtasche, die sie über die Schulter geschlungen hatte, an die Hüfte und verfing sich kurz an einem der langen, scherenartigen Scharniere, mit denen die Treppe befestigt war. Jilly hatte ihr Coupe De Ville verloren, ihr gesamtes Gepäck, ihren Laptop, ihre Karriere

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