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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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eigentlich nur eins bedeuten.
    »Tag, Herr Wohlgemuth.«
    »Ha, Sie haben also schon geahnt, dass ich es bin! Damit haben Sie sich verraten!«
    »Langsam, langsam. Worum geht es denn? Überhaupt, ich dachte, Sie wollten erst in drei Tagen wiederkommen?«
    »Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt, Herr Krachowitzer. Sie wollen Krieg? Können Sie haben!«
    »Krieg? Auf keinen Fall. Das Schlimme an Krieg ist, dass man nicht mehr aufhören kann, wenn man einmal begonnen hat.«
    »Spielen Sie nicht den Ahnungslosen!«
    Er kiekst. Es ist ihm ernst. Wenn ich nur wüsste, mit was… Ach so.
    »Geht es jetzt wieder um die Russen?«
    Er äfft mich nach.
    »Geht es jetzt wieder um die Russen? Sie sind wirklich dreist.«
    Hinter meinem Rücken höre ich die Toilettentür aufgehen. Herr Wohlgemuth zuckt zusammen. Meine Güte, ist der nervös.
    »Herr Wohlgemuth, Gott zum Gruße. Können wir Ihnen einen Kaffee anbieten?«
    So ist es richtig, Tobi. Spannung rausnehmen.
    »Machen Sie sich bloß nicht über mich lustig, Herr Lüdenscheidt – und schließen Sie um Gottes Willen die Klotür!«
    »Also, verstehe ich das richtig: Sie fühlen sich ausgerechnet von den Russen verfolgt, die Sie selbst engagiert haben, um die Party in der Galerie zu pupen?«
    »Zum letzten Mal, machen Sie sich nicht über mich lustig.«
    »Vielleicht haben Sie einfach vergessen, sie zu bezahlen. Da reagieren so Russen manchmal ziemlich verschnupft.«
    »Jetzt reichts mir. Ich wollte Ihnen eine letzte Chance geben, mit heiler Haut aus der Sache rauszukommen, aber wenn Sie keinen Wert darauf legen, bitte schön, dann spüren Sie jetzt die volle Härte des Gesetzes. Schläger engagieren ist kein Kavaliersdelikt. Ich freue mich schon auf das Schmerzensgeld. Und mindestens einen von Ihnen sehe ich in Untersuchungshaft, das schwör ich Ihnen.«
    »Herr Wohlgemuth…«
    »Und nur damit Sie es wissen: Meine Anwältin ist nicht nur eine exzellente Immobilienrechtlerin, sondern…«, er senkt seine Stimme und kommt näher heran, »… sondern auch eine Kampflesbe wie aus dem Bilderbuch. Die lässt alle anderen Fälle liegen, wenn sie eine stinkende Männerbude wie Ihre hier ausräuchern kann. Da leckt sie sich schon seit Jahren die Finger nach. Bestellen Sie am besten schon mal den Umzugswagen!«
    »Also, wenn wir wieder Wasser hätten, wäre das mit dem Gestank schon mal nur noch halb so wild.«
    »Stimmt. Haben Sie zufällig den Schlüssel für die Absperrhähne dabei?«
    »Nein. Und soll ich Ihnen was sagen? Den habe ich, glaube ich, gestern Abend bei der Auseinandersetzung mit Ihren Mietgorillas verloren. Da können Sie mal sehen, wer auf Gewalt setzt, schneidet sich immer ins eigene Fleisch.«
    Auseinandersetzung? Er zieht das wirklich durch. Ha, da fällt mir was ein.
    »Herr Wohlgemuth, würden Sie vielleicht Herrn Lüdenscheidt aufgrund der außergewöhnlichen Situation offiziell erlauben, die Tür zu den Absperrhähnen mit einem, nun ja, Nachschlüssel zu öffnen?«
    »Nein! Und jetzt guten Tag.«
    »Herr Wohlgemuth…«
    Nichts zu machen. Er ist schon auf der Treppe. Einmal dreht er sich noch um.
    »Übrigens, Ihre Freunde, die Georgier, hab ich rausgeschmissen. Die haben doch tatsächlich an den Elektroleitungen herumgeflickt. Ohne Handwerkskammer-Zulassung. Kann ich nicht verantworten, so was. Heute kommen Neue. Ukrainer. Feine Kerle, Sie werden es sehen.«
    Wir gucken ihm nach. Er humpelt.
    »Gopfertelli siech namal, das halt irch nircht aus!«
    »Du musst einfach durch den Mund einatmen, Reto.«
    Armer Kerl.

Daily Soap
     
    Norddeutschland rauscht mit 200 Sachen am Fenster vorbei. Caio hat sich neben mir tief in seinen Fantasy-Roman vergraben. Ich habe keine Ahnung, was da gleich im Studio Hamburg auf mich zukommt, aber ich lande mit meinen Gedanken im Moment sowieso dauernd bei Julias SMS.
    es war nur was sexuelles
    Ich sehe das jetzt nüchterner. Wahrscheinlich ist es diesmal gar kein Code, sondern tatsächlich eine klare Aussage. Und wenn das so ist, dann kann ich eigentlich froh darüber sein. Kein Dilemma wegen Amelie, diskretes Schweigen, keine Komplikationen, klassische Tragödie abgewendet. Und das bisschen Traurigkeit geht bestimmt auch bald vorbei.
    Die Frage ist nur, was antworte ich jetzt? Mein inneres Handbuch für Feingefühl und Takt gibt für solche Situationen nichts her. Aber irgendwie ist das auch nicht wirklich der Kern des Problems.
    Caio klappt sein Buch zu.
    »In zehn Minuten sind wir da. Wie siehts aus, Krach? Bist du gut bei

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