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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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wahr?«
    Ach ja, ganz vergessen.
    »Könnten wir die nicht ausfallen lassen? Ich muss morgen ins Studio, und da sollte ich eigentlich meine Stimme schonen.«
    »Also Francesco und Hendrik sind jetzt schon unterwegs hierher. Wir müssen es ja nicht so ausdehnen.«
    »Na gut, von mir aus.«
    NÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄT!
    Tobi und Gonzo sind so schnell an der Tür, dass ich nicht die geringste Chance habe. Hätte sich aber eh nicht gelohnt, sich zu verausgaben, weil keine Madeleine, sondern nur ein Bauarbeiter in der Tür steht. Irgendwas will er, aber er kann nur Russisch. Nach kurzer Zeit sieht er ein, dass wir kein Wort verstehen. Er nimmt Gonzo am Handgelenk und zieht ihn mit sich die Treppe hinunter. Tobi und ich folgen und fragen uns, was das jetzt werden soll. Schließlich stehen wir vor unserem Haus, und der Arbeiter zeigt zu unserer Wohnung hoch. Tobi gibt sich alle Mühe, dem wilden Gestikulieren des Mannes irgendeinen Sinn zu entlocken.
    »Ja, genau, da wohnen wir… wie? Das da, meinen Sie?… Ja?… Ja, das ist das Plakat für unsere Band… Andrej-Rebukanow – Anarcho-Breitcore… Warum?… Na, das hängt da, weil wir testen wollen, ob es wetterfest ist… wie?… Also wenn Sie an der Fassade was arbeiten müssen, hängen wirs ab. Kein Problem, geht ganz flott… Wars das?… Ach, es gefällt Ihnen? Tja, das hat der junge Mann hier neben mir, der die ganze Zeit so schlottert, designt… wollen Sie auch eins haben?… Müssen wir mal fragen, was das kostet…«
    Zehn Minuten später sind wir wieder oben. Irgendwie haben wir bis zum Schluss nicht kapiert, was er wollte. Nach dem zweiten heißen Tee hört Gonzo allmählich auf zu zittern. Vielleicht muss ich ihm wirklich sagen, dass Retos Frauenerfolg nur an der »Stecherakademie« liegt. Der holt sich sonst noch den Tod.
    Der Schlüssel dreht sich.
    »Moin Mädels.«
    »Hallo Francesco.«
    Er lehnt seinen Bass an den Fernseher, zapft ein Bier und fläzt sich in seinen Sessel.
    »Wart ihr mal draußen? Da ist Musik in der Luft. Ich wette, heute Nacht gibts noch einen deftigen Gewitternachschlag. Stefan holt gerade den passenden 50er-Jahre-Gruselfilm dazu.«
    »Stimmt, wieder ganz schön schwül geworden, da vor dem Fenster.«
    »Hat dein Anwalts-Charme eigentlich schon was bewirkt, also ich meine so warmwassertechnisch?«
    Francesco zieht sich mit einem geübten Handgriff den Schlips vom Hals und macht die oberen Hemdknöpfe auf.
    »Ehrlich gesagt, ich bin heute da noch nicht zu gekommen. Morgen, versprochen.«
    »Halb so wild. Ist gar nicht so wichtig.«
    »Gonzo duscht jetzt nämlich kalt.«
    »Du duschst WAS?«
    »Ja, er tuts.«
    »Okay. Ich klemm mich morgen dahinter. Gleich als Erstes.«
    Francesco zückt seinen Palm und fingert darauf herum.
    »Da fällt mir ein, du siehst den Wohlgemuth demnächst sowieso. Hatten wir dir noch gar nicht gesagt. Er will eine Aussprache. Montag um drei hier bei uns. Und er besteht darauf, dass du dabei bist.«
    »Ihr seid gut. Da hab ich um eins einen Gerichtstermin. Drei Uhr hier klappt nur mit ganz viel Glück. Warum muss ich denn unbedingt dabei sein? So einen Knackarsch hat Monsieur Wohlgemuth nun auch wieder nicht.«
    »Er hält uns alle außer dir für verrückt, weil wir… he, Moment mal, du weißt ja noch gar nichts von der Bügeleisenaffäre.«
    »Bügeleisenaffäre? Das klingt ja noch schlimmer als kalte Dusche. Autsch!«
    »Wir erzählen dir das gleich in Ruhe im Proberaum.«
    »Jetzt bin ich aber gespannt.«
    »Ach, und falls du eine Kettensäge brauchen kannst, da steht eine in deinem Zimmer.«
    »Haben die Bauarbeiter liegengelassen und nicht mehr abgeholt.«
    »Sachen gibts… Übrigens, Gonzochen, du hast meine SMS bekommen, oder?«
    »Ja.«
    »Und? Du hast sie doch hoffentlich angerufen?«
    »Ja, hab ich.«
    »Und?«
    »Also ehrlich gesagt, sie klang so, als ob sie gerade gar nicht mit mir reden will.«
    »Oh? Da bin ich jetzt ehrlich gesagt platt. Da muss noch was anderes dahinterstecken als die Lasagne.«
    »Aber ich hab doch gar nichts gemacht… Moment mal, glaubst du etwa, sie hat sich in jemand anderen…?«
    Francesco und Tobi wechseln ernste Blicke. Gonzo sieht aus, als würde er gleich mit dem Kopf gegen die Wand rennen. Mein Herz. Es schlägt so laut. Das müssen die anderen doch hören? Ich will hier raus. Aber das wäre zu auffällig…
    TÜDELÜDELÜT TÜDELÜDELÜT
    Mein Handy! Und es liegt in meinem Zimmer. Wunderbar. Obwohl… was mache ich, wenn es Julia ist? Es ist bestimmt Julia…

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