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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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bewunderte schwitzend und mit hochrotem Kopf seine Kreation. »Darüber gibt es jedenfalls nichts zu meckern«, stellte er zufrieden fest, bevor er die Platte in den mittlerweile leer zurückgekehrten Speiseaufzug stellte.
    »Ich habe Hunger«, meldete Jakov sich.
    »Du hast doch immer Hunger. Nehmt euch von mir aus eine Scheibe Brot. Es ist schon ein bißchen altbacken, aber ihr könnt es euch ja toasten.«
    Die beiden Jungen durchwühlten die Schubladen nach dem Brotmesser. Lubi hatte recht, das Brot war alt und trocken.
    Jakov hielt den Laib mit dem Stumpf seines linken Arms, schnitt zwei Scheiben ab und trug sie durch die Kombüse zum Toaster.
    »Was machst du denn mit meinem Fußboden!« schimpfte der Koch. »Alles voller Krümel. Heb sie auf!«
    »Du hebst sie auf«, wies Jakov Alexei an.
    »Du hast sie fallen gelassen, nicht ich.«
    »Ich mache die Toasts.«
    »Aber ich habe hier nicht rumgekrümelt.«
    »Auch gut, dann schmeiß ich deine Scheibe eben weg.«
    »Irgend jemand macht sie weg!« brüllte der Koch.
    Alexei ging auf der Stelle in die Knie und sammelte die Krümel auf. Jakov steckte die erste Scheibe in den Toaster. Da sprang ein kleiner grauer Fellball aus dem einen Schlitz und landete auf dem Boden.
    »Eine Maus!« kreischte Alexei. »Da ist eine Maus!«
    Das graue Knäuel flitzte nun zwischen Alexeis tanzenden Füßen herum, von Jakov in die eine Richtung gescheucht, vom Koch, der einen Topfdeckel nach ihm warf, in die andere.
    Schließlich kletterte die Maus panisch an Alexeis Bein hoch, was jedoch ein solches Angstgeschrei zur Folge hatte, daß sie augenblicklich kehrtmachte, sich auf den Boden fallen ließ und blitzartig unter einem Schrank verschwand.
    Auf dem Herd brannte etwas an. Fluchend rannte der Koch los, um die Flamme abzudrehen. Er fluchte noch mehr, als er die schwarzen Zwiebeln aus dem Topf kratzte, jene Zwiebeln, die er so liebevoll in Butter gedünstet hatte. »Eine Maus in meiner Küche! Und sieh sich das einer an! Ruiniert. Ich muß noch mal ganz von vorn anfangen. Verdammte Maus.«
    »Sie war im Toaster«, verkündete Jakov, dem bei dem Gedanken an die kratzende, krabbelnde Maus im Toaster plötzlich ein wenig übel wurde.
    »Wahrscheinlich ist er jetzt voller Mäusedreck«, schimpfte der Koch. »Verfluchte Maus.«
    Jakov linste vorsichtig in den Toaster. Keine weiteren Mäuse, aber massenhaft merkwürdige braune Sprenkel. Er ging ans Waschbecken, um die Krümel herauszuschütteln.
    Als der Koch das sah, stieß er einen Schrei aus. »Bist du verrückt? Was machst du denn da?«
    »Ich mache den Toaster sauber.«
    »Da ist doch Wasser im Waschbecken! Und sieh nur, das Ding ist ja noch eingestöpselt. Wenn du den Toaster ins Waschbecken tust und dann das Wasser berührst, bist du tot. Hat dir das etwa noch nie einer erklärt?«
    »Onkel Mischa hatte keinen Toaster.«
    »Es geht doch nicht nur um den Toaster, das ist mit allen elektrischen Geräten so. Du bist genauso blöde wie alle anderen.«
    Er wedelte sie mit den Armen zur Tür hinaus. »Los, raus hier, alle beide. Ihr seid eine echte Landplage!«
    »Aber ich habe Hunger«, wandte Jakov ein.
    »Du wartest bis zum Abendessen, genau wie alle anderen.« Er funkelte Jakov an, warf ein frisches Stückchen Butter in eine Pfanne und bellte: »Verschwindet!«
    Die Jungen gehorchten.
    Sie spielten an Deck, bis ihnen kalt wurde. Anschließend versuchten sie ihr Glück noch einmal erfolglos auf der Brücke.
    Schließlich führte die pure Langeweile sie an den einzigen Platz auf dem Schiff, von dem Jakov wußte, daß sie dort weder störten noch gestört würden. Es war sein Geheimversteck, und eigentlich hatte er Alexei erst nach einer entsprechenden Gegenleistung hierherführen wollen, und auch dann nur, wenn er es wenigstens einmal schaffen könnte, keine Heulsuse zu sein. An seinem dritten Erkundungstag hatte Jakov eine Tür auf dem Korridor zum Maschinenraum entdeckt, die in einen Treppenschacht führte.
    Abenteuerland.
    Der Schacht erstreckte sich über drei Etagen. Eine Wendeltreppe schraubte sich höher und höher, und von der zweiten Ebene zweigte ein schmaler Metallsteg ab, der rasselte und schwankte, wenn man darauf herumsprang. Die blaue Tür, die von dem Steg auf das Achterdeck führte, war immer verschlossen. Jakov hatte es inzwischen komplett aufgegeben, sie öffnen zu wollen oder auch nur daran zu denken. Sie kletterten bis ganz nach oben. In der schwindelnden Höhe war es nicht schwer, Alexei mit ein paar lautstarken

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