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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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Kreditfähigkeit, und die Zinsen steigen weiter.«
    »Ein Teufelskreis.«
    »Nicht für die Bank. Ich sage es mal so: Keiner ist ja verpflichtet, sich zu verschulden. Und jeder, der ein Darlehen aufnimmt, sollte tunlichst darauf achten, es auch zurückzahlen zu können. Es liegt schließlich nicht im Verantwortungsbereich der Banken, dafür zu sorgen, dass ein Staat seine Hausaufgaben macht.« Er hatte sein Selbstbewusstsein wiedergewonnen, klang wie einer der arroganten Arschlochbanker, die Natascha als Experten kennengelernt hatte, schon damals, als sie noch in der Landespolitik tätig war. Doch sie hütete sich, ihn zu unterbrechen. Banker, die redeten, verrieten sich. Unweigerlich. Das wusste sie. Es musste eine Art kommunikatives Naturgesetz sein. Als Feldmann vor ein paar Jahren seinen PR -Supergau erlebt hatte, war das geschehen, weil er in einem Konferenzsaal längere Zeit auf den Beginn der Sitzung hatte warten müssen – und Journalisten im Raum gewesen waren. Zu verlockend für diese Geldhaie, sich als »Masters of the Universe« zu inszenieren. Nicht anders seine Vorgänger, die sich die gröbsten Schnitzer in ihren Karrieren geleistet hatten, nur weil jemand ihnen ein Mikrofon vor die Nase gehalten hatte. Und nun Wintersleben. »Banken sind Unternehmen, in der Regel sind sie börsennotiert. Und das bedeutet, dass sie ihren Anteilseignern gegenüber verantwortlich sind. Wir sind Wirtschaftsunternehmen. Und das ist in unserer Zeit nicht einfach. International erfolgreich zu sein bedeutet, sich ständigem Wettbewerb auszusetzen. Wenn die Nationalbank einen Gewinn von zehn Milliarden Euro im Quartal meldet, dann jubelt die Presse, und Jo wird als Star gefeiert. Aber lassen Sie die Nettorendite mal unter zehn Prozent fallen. Dann sind sie wie die Hunde hinter ihm her und vergleichen sein Haus mit Goldman Sachs. Das ist ungefähr so, als würden Sie einem angeleinten Pinscher vorwerfen, dass er im Kampf gegen einen frei laufenden Pitbull den Kürzeren zieht.«
    »Angeleint? Das meinen Sie doch nicht wirklich.«
    »Aber klar! Erstens setzt uns der Gesetzgeber ständig unter Druck, während die Institute in den USA völlig frei von jeder Regulierung agieren können und sich, auch wenn sie ihre Deals in Europa oder Asien oder sonst wo machen, immer auf amerikanisches Recht berufen.«
    »Und zweitens?«
    »Zweitens warten doch die Medien nur darauf, uns schlachten zu können. Und der Pöbel auch.«
    »Der Pöbel …« Natascha nahm ihr Glas und nippte daran.
    Wintersleben hatte sich in Rage geredet. »Der sogenannte kleine Mann von der Straße . Die Leute, die sich alimentieren lassen, Hartzer und andere Nichtsnutze, die nichts können und nichts sind, aber alle vier Jahre ihr Kreuzchen machen und deshalb von der Politik hofiert werden wie Ludwig der Vierzehnte.«
    »Wären das nicht auch dankbare Kreditnehmer?«, schlug Natascha vor. »Ich meine, vielleicht nicht in der Hauptsache , aber wegen der Zinsen. So wie Griechenland oder Irland. Oder Mexiko.«
    »Mexiko hat sein Schuldenproblem seit vielen Jahren überwunden«, sagte Wintersleben, und im gleichen Augenblick wusste er, dass er in eine Falle getappt war.
    »Stimmt«, erwiderte Natascha. »Mexiko ist ja aus den Schulden rausgekommen. Aber wie war das damals?«
    Wintersleben räusperte sich, sah auf die Uhr. »Ich fürchte …«, sagte er. Doch Natascha Eusterbeck hob die Hand und unterbrach ihn. »Es war ein Schuldenschnitt, richtig?«
    Der Banker nickte. Seine Oberlippe zuckte nervös.
    »Wurde der nicht sogar von einem von Jo Feldmanns Vorgängern befürwortet?«
    »Ritter«, bestätigte Wintersleben. »Der mexikanische Präsident hatte ihn eingeladen und ihm eine Gehirnwäsche verpasst.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas bei einem Manager seines Formats möglich gewesen ist. Ritter galt doch als Lichtgestalt der Bankenszene, oder nicht?«
    »Ritter war zweifellos einer der Besten. Vielleicht der Beste.«
    »Vielleicht? Ich dachte, Sie kannten ihn.«
    Wintersleben sog scharf die Luft ein, machte Anstalten, sich wieder zu erheben, blieb aber doch sitzen. »Flüchtig«, sagte er dann. »Ich war noch sehr jung damals.«
    »Alt genug, um sein Sohn zu sein.« Natascha ließ ihren Blick auf ihm ruhen. Wartete eine Sekunde, ehe sie nachschob: »Oder sein persönlicher Assistent.«
    »Ach, das wissen Sie? Tja, trotzdem kannte ich ihn nicht wirklich. Niemand kannte ihn. Er war ein Mann mit vielen Gesichtern.«
    »Warum hat er den Schuldenschnitt

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