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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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katalogisiert. Und Fotos. Von Natascha. Und von ihm. Im Bett.
    Er ging auf Nataschas private Mails, was ihm nicht schwerfiel, denn auch dafür hatte sie ihr übliches Passwort. Henrik Eusterbeck fühlte einen hässlichen, kleinen Schmerz in seiner Brust, als er »2Toeloop« eintippte. Ja, da waren sie, die Blackmails von Stephanie Wende. Er las sie noch einmal durch, versuchte eine Struktur darin zu finden. Hatte Natascha geantwortet? Einmal: »Arschloch.« Das hätte auch er geantwortet. Henrik Eusterbeck wollte den Account schon verlassen, da fiel ihm auf, dass es auch eine Nachricht mit dem Absender David Berg gab. In ihren privaten Mails? Er klickte darauf und las: »Ich denke an dich.« Sofort spürte er, wie eine namenlose Wut in ihm aufstieg. Berg. Das Aas. War sie bei ihm? War sie mit ihm zusammen? Hatte sie sich mit ihm getröstet? Henrik klickte auf »Antworten«. Er würde Berg eine Antwort schreiben, dass … Im Empfängerfenster erschien kein Name, sondern nur eine lange Nummer. Henrik wusste, dass David Berg seinen vollen Namen in seiner Kennung führte. Das hier war nicht Bergs Account. Henrik musste nur einige IP-Adressen abgleichen, die er in den zurückliegenden Wochen abgelegt hatte, dann kannte er den Ursprung der Mail. Nein, sie stammte definitiv nicht von David Berg. Sie stammte vom Sicherheitschef des Kanzleramts, Gerhard Jäger.
    In diesem Augenblick nahm ein Verdacht in seinem Kopf Gestalt an, es war zunächst nur eine vage Ahnung. Doch wenn er all die Vorkommnisse und Erkenntnisse, die er in letzter Zeit erlebt und gewonnen hatte, zusammenbrachte, dann lag darin eine Art Muster. Er konnte es noch nicht genau definieren. Aber es war da wie der Abdruck eines bereits verblichenen Bildes auf der Netzhaut des Betrachters. Henrik musste sozusagen nur das Licht wieder anknipsen. Er hackte sich auf dem Account von Gerhard Jäger ein, selbst überrascht, wie einfach es ging, wenn man nur den Zugang zum Intranet des Kanzleramts und das Passwort geknackt hatte. Als vermeintlicher IT -Berater wäre es seine, Henriks, Aufgabe gewesen, auf solche Sicherheitslücken hinzuweisen. Doch mit einer doppelten Verschlüsselung hätte er sich selbst ein Bein gestellt und sich die Arbeit künstlich schwerer gemacht.
    Auf Jägers Account liefen eine Menge interessanter Informationen ein. Er war extrem weit vernetzt, tauschte sich ständig mit den Sicherheitschefs des Bundestags, des Bundespräsidialamts, der Fachministerien und anderer öffentlicher Einrichtungen aus, selbstverständlich auch mit den Kollegen in Brüssel, Straßburg, New York und den führenden Hauptstädten – und mit der amerikanischen Botschaft. Henrik hielt inne. Die amerikanische Botschaft kam ihm in diesen Tagen verdächtig häufig unter. Er dachte an das bizarre Gespräch mit der Hure im »Le Club«. Irgendein hohes Tier von der amerikanischen Botschaft, hatte sie gesagt, war der Kunde gewesen, mit dem Sandrine Ärger gehabt hatte. Henrik rief eine der Mails auf, die unter 334/[email protected] bei Jäger eingegangen war. Doch ganz so leicht war es dann doch nicht, Jägers Delikatessen zu lesen. Denn die Mail bestand aus lauter Zahlen und Zeichen, die scheinbar keinerlei Sinn ergaben: Sie war verschlüsselt.
    *
    »Zeit, dass Sie etwas unternehmen. Die Geschichte ist zu heiß, um sie noch länger unkontrolliert laufen zu lassen.«
    »Wir sind bereits dran, Joseph.«
    »Das Weiße Haus ist nicht amüsiert darüber, dass sie diese Amateuragentin so lange haben machen lassen. Die Kleine hat mehr Glück als Verstand. Nach unseren Informationen ist sie verdammt weit gekommen mit ihren Recherchen.«
    »Nach unseren auch, Joseph. Es tut uns wirklich leid.«
    »Davon können wir uns nichts kaufen. Ihr solltet euch jetzt um sie kümmern.«
    »Joseph. Das sind nicht mehr die Achtziger …«
    »Umso professioneller sollten Sie arbeiten.«
    »Wir arbeiten professionell, Joe. Aber deswegen können wir nicht einfach einen Mo…«
    »Sehr professionell, ich muss schon sagen«, unterbrach ihn der andere. »Sie wissen ja nicht einmal, wie man am Telefon spricht. Lassen Sie es gut sein, wir kümmern uns darum.«
    »Aber wir haben die Sache im Griff, Joe, wirklich.«
    »Dann wird es Ihnen ja nicht schwerfallen, die Sache loszulassen. Wir übernehmen an der Stelle.«
    »Aber Joe, hören Sie.« Doch der andere hatte aufgelegt. Auch Dr. Marcus Frey legte den Hörer auf. »Heilige Scheiße«, fluchte er. »Diese Cowboys machen doch nur Ärger.« Er hob wieder ab und

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