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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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räusperte er sich. »Also, nicht dass es mich etwas angeht. Aber – magst du mir sagen, was in den fünf Minuten geschehen ist, zwischen unserem Essen und der Szene auf der Straße?«
    Natascha nippte an dem heißen Getränk, spürte, wie die Flüssigkeit durch ihren Köper rann und sich warm im Bauch ausbreitete, sog den Duft des Kakaos ein und atmete tief durch. »Eigentlich gar nichts«, sagte sie dann. »Fast nichts.«
    »Fast nichts?«
    »Ich war nur noch einmal kurz in meinem Büro. Und da war wieder eine von diesen Mails.« Sie stockte. Er sagte nichts, wartete, trank, lauschte. »Es hat damit angefangen an dem Tag, als ich ins Kanzleramt kam«, fuhr Natascha schließlich fort. Sie blickte ihm in die Augen. »Drohmails. Fieses Zeug . Du wirst hier nicht alt, Prinzessin. So was.«
    »Prinzessin?«
    Natascha schwieg. Prinzessin. Das Perfide war, dass es nicht nur eine chauvinistische Herabwürdigung war – für sie hatte dieses Wort eine Bedeutung. Ihr Vater hatte sie als kleines Mädchen immer so genannt. Tat es heute noch manchmal, wenn er ausdrücken wollte, wie lieb er sie hatte. Dieses Wort so benutzt zu sehen verletzte ihre schönsten Kindheitserinnerungen. Es war wie ein Schnitt ins Fleisch.
    »Und heute?«
    »Heute war es irgendwie seltsam.«
    »Seltsamer als sonst?«
    »Ja. Heute kam die Nachricht von dir.«
    »Äh, von mir?« David Berg richtete sich auf und – so schien es Natascha – ein winziges Stück von ihr ab. »Von deiner Absenderadresse«, korrigierte sie. »Von David Berg an Natascha Eusterbeck.«
    »Verstehe. Aber ich habe dir keine Nachricht geschrieben.«
    »Ich weiß. Die Sendezeit war irgendetwas nach halb elf. Am Abend.«
    »Da saßen wir zusammen im Casino.«
    Natascha nickte. »Ja. Deshalb hat es mich auch gewundert. Und dann habe ich sie aufgemacht, und da stand nur: Ich denke an dich .« Plötzlich kam sie sich unendlich albern vor. Gott, dachte sie, was tue ich hier? Sitze allen Ernstes beim Pressesprecher der Bundesregierung zu Hause auf dem Sofa, mitten in der Nacht, und erzähle ihm, dass jemand mir unter einer falschen Absenderadresse geschrieben hat, dass er an mich denkt. David Berg musste ihre Gedanken erraten haben, denn er legte ihr die Hand auf den Arm. »Denken Sie nicht, dass das eine Kleinigkeit ist. Bedrohungen muss man ernst nehmen. Und wenn das öfter vorgefallen ist …«
    »Ist es.« Sie wagte ein tapferes Lächeln. »Waren wir nicht beim Du?«
    »Oh ja«, er zwinkerte ihr zu. »Endlich! Das ist der positive Nebeneffekt der Sache. Noch eine heiße Schokolade?«
    »Gerne.«
    Er nahm ihre Tasse, stand auf und füllte ihr nach. Dann setzte er sich wieder zu ihr auf das Sofa und schenkte ihr einen langen, zärtlichen, verständnisvollen Blick. »Schon verrückt, was das Leben mit uns macht, was?«
    »Die Politik«, korrigierte ihn Natascha. Doch er legte den Finger an die Lippen. »Schhhh. Dieses Wort darf hier drinnen nicht ausgesprochen werden.«
    Natascha stellte ihre Tasse beiseite und fuhr ihm mit der Hand übers Haar. Dann beugte sie sich vor und gab ihm einen sanften Kuss. Er bewegte sich nicht, seufzte nur ganz leicht, nahm ihre Hand, küsste sie und stand auf. »Entschuldige«, sagte er mit leiser Stimme. »Entschuldige, wenn ich einen falschen Eindruck erweckt habe. Ich …« Er räusperte sich. »Ich weiß auch, welcher Ruf mir vorauseilt. Die Sache ist nur: Er stimmt nicht. Ich bin nicht so, wie die meisten offenbar denken.« Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. »Ich bin auch kein Heiliger. Gewiss nicht. Aber … Meine Ehe ist durch den Job schon belastet genug. An eine Affäre ist gar nicht zu denken.«
    Natascha wusste einen Augenblick lang nicht, was sie sagen sollte. Sie war schockiert. Über sich selbst. Über die Situation. Darüber, wie falsch sie David Berg eingeschätzt hatte. »Es … es tut mir so leid«, presste sie schließlich hervor. »Bitte entschuldige.« Sie stand auf. »Gott, ist mir das peinlich.« Sie sah sich um, suchte nach ihrer Tasche, sah sie neben der Tür, ging zu ihr hin, um sie aufzuheben. Da spürte sie Davids Hand, die sie am Arm nahm. »Natascha! Ich muss mich entschuldigen. Mir tut es leid, wirklich. Ich bin ein Idiot. Ich hätte dich nicht hierherbringen dürfen. War doch klar, dass du etwas anderes erwartet hast.«
    »Ich habe nichts erwartet, David«, flüsterte Natascha und spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Gar nichts. Du warst so liebenswürdig zu mir. Hast mich getröstet, hast mir

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