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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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Von Felsen war hier kaum noch etwas zu sehen. Nur hin und wieder lugte eine spröde, braune Spitze aus dem Weiß hervor. Auch die Stalagmiten und Stalaktiten bestanden nicht aus Kalk, sondern aus reinstem Eis, wie Eileen feststellte.
    Irgendwo summte ein kleiner Generator. Die Höhle wurde von hellem Scheinwerferlicht beleuchtet. Neben dem beständigen Brummen nahm Eileen auch andere Geräusche gedämpft durch den Helm wahr. Stimmen. Ein leises Plätschern und Tropfen.
    Eileen, Gwen, Juliette und Vandengard wurden in die Mitte der Höhle geführt, wo weitere Soldaten auf sie warteten. Alle trugen sie eine komplette ABC -Schutzausrüstung mit gummierten Ponchos und Gasmasken. Doch unter ihnen befand sich auch jemand, der wie Gwen vollkommen ungeschützt war. Eine hochgewachsene Frau, mindestens eins achtzig groß mit breiten Schultern und einem eher maskulinen, jedoch nicht minder attraktivem Gesicht. Ihr langes, flammend rotes Haar fiel auf die Schultern ihrer Uniform. Sie beugte sich über einen zylinderförmigen Behälter und unterhielt sich leise mit zwei der umstehenden Soldaten.
    Einer der Männer, die Eileen und die anderen eskortiert hatten, trat an die Frau heran und sprach sie in knappen Sätzen auf Russisch an. Seine Stimme klang durch die Gasmaske gedämpft. Die Rothaarige richtete sich auf und sah die anderen an.
    Neben Eileen sog Gwen scharf die Luft ein.
    »Kennen Sie sie?«
    Die Blonde nickte. »Sie ebenfalls. Zumindest ihren Namen. Von der Liste.«
    Eileen dachte kurz nach und rief sich die Liste der Hazarder ins Gedächtnis. Sie hatte die Namen auswendig gelernt und konnte sich mittlerweile an jeden einzelnen erinnern. Unter den fünfzehn Namen befand sich nur einer russischer Herkunft.
    »Kristina Semenova.«
    Die Russin lächelte. »Ganz recht. Dann müssen Sie Eileen Hannigan sein.«
    Eileen nickte kurz. Ihr Blick wanderte von der Russin fort zu einer Gestalt hinter ihr. Es gab noch jemanden ohne ausreichenden Schutz gegen eine Virusinfektion. Jemand, der zwar einen Bioanzug trug, jedoch keinen Helm mehr besaß. Cord Simmons. Man hatte ihn mit den Händen über dem Kopf an eine der Eiswände gekettet. Über ihm waren Karabiner ins Eis getrieben und ein paar Handschellen daran befestigt worden.
    Semenova ließ ihren Blick über die Gefangenen schweifen. Sie musterte Gwen kühl, blieb dann jedoch bei Vandengard und Juliette hängen, deren Gesichter sie nur vage hinter den Helmvisieren ausmachen konnte.
    »Sie können die Helme abnehmen«, sagte sie. »Shift-P sorgt dafür, dass wir gegen Renegade und Defector völlig immun sind.«
    Niemand folgte ihrer Aufforderung. Eileen starrte die Russin an und fragte sich, auf welcher Seite sie stand. Arbeitete sie für die Generäle oder G-Dawn? Oder für jemand ganz anderen?
    »Ich sagte: ›Nehmen Sie die Helme ab.‹«
    Ein halbes Dutzend Waffenmündungen richteten sich auf Eileen, Vandengard und Juliette. Zwei Soldaten luden durch und zielten direkt auf die Helmvisiere.
    Eileens Hände ruckten nach oben. Sie öffnete den Verschluss. Es zischte leise, dann atmete sie die kalte Höhlenluft ein.
    Vandengard war der Nächste. »Verflucht!« Er zog sich den Helm vom Kopf und hielt die Luft an. Aufmerksam beobachtete er Eileen, die durchatmete. Anscheinend wartete er darauf, dass etwas mit ihr geschah. Einer der Soldaten beendete die Wartezeit und trieb Vandengard den Kolben seines Gewehres in den Magen.
    Der SAS -Mann krümmte sich und stieß den angehaltenen Atem aus. Danach rang er gierig nach neuer Luft.
    »Sie auch«, sagte Semenova und nickte mit dem Kinn in Richtung Juliettes.
    »Ich bin kein Hazarder«, sagte die Französin.
    »Ich weiß. Sie arbeiten für Gaia’s Dawn. Den Helm ab.«
    »Aber …«
    Der Lauf eines Gewehres erschien direkt vor Juliettes Gesicht.
    »Sie wird sterben«, sagte Eileen und zog durch ihre Worte sofort die Aufmerksamkeit zweier anderer Soldaten auf sich, die sie mit ihren Waffen in Schach hielten. »Das Virus ist hier aktiv, oder?«
    »Natürlich«, sagte Semenova. Ein grausames Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie deutete hinter sich auf den zylinderförmigen Behälter. »In dem Sarg befindet sich eine Leiche, die Träger des Virus ist.«
    Ein Antaradim!, dachte Eileen.
    »Der Tote war für Jahrhunderte, vielleicht sogar für mehr als ein Jahrtausend hier im Eis eingefroren«, fuhr Semenova fort. »Wir haben die Temperatur in der Höhle erhöht, um das Virus zu aktivieren. Genauso wie wir die Temperatur auf der gesamten Insel

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