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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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der Nordkurve des Leierwegs kam ein Fahrzeug.
    Das Fauchen wurde lauter. Markus blickte zum Himmel und sah den feurigen Schweif. Als er dessen Bedeutung erahnte, war es bereits zu spät. Das Geschoss jagte direkt in Bernd und Annas Wohnung und detonierte in einer infernalen Brunst.
    Schützend riss Markus die Arme hoch. Eine Hitzewelle jagte über ihn hinweg. Die Kinder schrien sich die Seele aus dem Leib und stoben in alle Richtungen davon. Die schiere Explosionsmacht hob Markus in die Luft und schleuderte ihn über den Kofferraum eines parkenden Wagens. Den Kindern erging es nicht anders. Völlig überrascht von der unsichtbaren Gewalt wurden sie zum Spielball der Explosion. Betonbrocken wurden auf die Straße geworfen, Glassplitter regneten zu Boden.
    Markus keuchte und duckte sich hinter dem Fahrzeug. Die Kratzer und Prellungen, die er davongetragen hatte, spürte er nicht einmal. Mit entsetztem Blick starrte er über die Kofferraumhaube hinweg nach oben zu der ausgebrannten Etage. Es grenzte an ein Wunder, dass die Außenwände zur Nachbarwohnung noch standen und das Dach nicht eingestürzt war. Dort, wo sich Bernd und Annas Wohnung befunden hatte, umhüllte eine pechschwarze Rauchwolke das Haus, aus der immer wieder Flammenzungen leckten.
    11:59 Uhr
     
    Hektisch sah Markus sich um. Das Fahrzeug, das vor der Explosion in die Straße eingebogen war, war zum Stillstand gekommen. Der Fahrer hatte die Tür aufgestemmt und war Hals über Kopf zu Fuß geflohen. Markus lief geduckt zu dem Wagen, einem schäbigen Ford Focus. Er sprang hinein. Der Motor lief noch. Mit einem Ruck zog er die Tür zu, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr zurück. Er nahm die Kurve mit, wendete den Wagen und gab Gas. Der Focus raste durch die Haldenstraße. Viel zu schnell. Markus wusste, dass er ein Gewirr von weiteren Straßen vor sich hatte, ehe er überhaupt in die Nähe der Innenstadt gelangte. Aber genau das konnte sein Vorteil sein. Die anderen würden ihm nicht folgen können und vielleicht konnte er sie abhängen.
    Wenn sie nicht gerade einen Hubschrauber hätten.
    Das Hämmern der Rotorblätter ließ Markus das Blut in den Adern gefrieren. Für eine Sekunde überlegte er, ob er mit seinen Befürchtungen und Wünschen vorsichtiger sein sollte. Dann schwenkte er den Wagen nach links in die Tremoniastraße und ignorierte dabei den Kreisverkehr. Er fuhr einfach über das Mittelgrün und beschleunigte. Ein Toyota, der ihm entgegenkam, ließ die Lichthupe aufblinken. Jemand anderes brüllte vom Straßenrand. Nur einen Lidschlag darauf verwandelte der Toyota vor ihm sich in eine Feuersäule.
    Markus trat die Bremsen bis zum Anschlag und wurde in die Gurte gepresst. Er biss sich auf die Lippe und schmeckte Blut, während er fassungslos auf den explodierenden Wagen starrte. Was immer Bernds Wohnung getroffen hatte, zerlegte nun auch den Toyota in seine Bestandteile. Markus war kein Waffenexperte. Er tippte auf einen Raketenwerfer.
    Ohne nachzudenken, legte er wieder den Rückwärtsgang ein, schlang einen Arm um die Kopfstütze des Beifahrersitzes und verrenkte sich fast den Hals, um nach hinten durch die Heckscheibe zu sehen. Der Focus machte einen Satz zurück, rückwärts auf die Mittelinsel des Kreisverkehrs zu. Markus schlug das Lenkrad ein. Mit kreischenden Reifen schwang der Wagen herum, nur um eine halbe Sekunde darauf, vorwärts weiterzufahren.
    Das ist Wahnsinn. Vollkommen verrückt!
    Die rechts neben dem gestohlenen Wagen hochspritzenden Asphaltbrocken verdeutlichten nur zu gut, welchem Wahnsinn Markus ausgesetzt war. Der Hubschrauber nahm ihn mit einer Bordkanone unter Beschuss. Mit einem unüberhörbaren Rattern pflügte ein Maschinengewehr Löcher in das Pflaster. Eine Kugel zerschmetterte den rechten Außenspiegel. Eine weitere pfiff durch das Dach und schlug in das Armaturenbrett ein. Ein helles Pling wies darauf hin, dass ein weiteres Geschoss mit dem Blech des Wagens Bekanntschaft gemacht hatte.
    Am Kreisverkehr hielt Markus den Focus links. Wieder in die Haldenstraße, nun in östlicher Richtung. Der Beschuss hörte auf, als der Helikopter aufsteigen und die Route anpassen musste. Markus steuerte den Wagen nach rechts, gab Gas und nahm die nächste Abzweigung nach links. Die folgenden Straßen waren zu lang. Der Hubschrauber würde aufholen und ihn erwischen, wenn er nicht …
    Eine Einfahrt unter einem Torbogen führte in die Althoffstraße. Der Weg verlief quer durch eine alte Zechensiedlung, zu deren beiden Seiten

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