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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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reden, sondern nur nicht allein essen wollen. Selbstsüchtig, wie er war, wünschte er sich nur, daß sie da war. Nach fast einer Stunde, in der sie Haydons mürrische Antworten ertragen hatte, sagte Nina, sie müsse jetzt wieder in ihr Studio.
    Draußen beugte er sich durch das Fenster ihres Wagens und küßte sie, dann sagte er ihr, daß er abends voraussichtlich spät heimkommen würde. Eine Überwachung sei im Gange, und er wolle dabeisein. Sie lächelte, beugte sich hinaus, um ihm noch einen Kuß zu geben, und fuhr davon. Haydon ging zu seinem Wagen und ließ, nachdem er sich hineingesetzt hatte, die Tür offen, damit die brodelnde Hitze entweichen konnte. Dann meldete er sich über Funk. Dystal sagte, Rangel hätte gerade angerufen und sei bereit zur Überprüfung. Haydon erwiderte, er sei schon auf dem Weg zum Hotel.
    Rangel und seine Techniker hatten fabelhafte Arbeit geleistet. Zuerst hatte man gedacht, daß die Monitore für die Einheiten von Nummer 2640 in dieser Suite sein müßten, was die Kriminalbeamten in zwei Gruppen gespalten hätte, wobei die eine das Wohnzimmer von der einen Suite und die andere das Schlafzimmer von der anderen Suite aus hätte überwachen müssen. Da Russ Million die Entscheidung treffen wollte, wann man gegen Rafael vorgehen würde, war die Frage entstanden, in welcher Suite er sich aufhalten sollte. Aber Rangel und seine Techniker überprüften die Leisten oberhalb der Türen zu den Suiten und fanden eine Möglichkeit, die dicken Kabel hindurchzuführen, so daß alle Monitore in 2638 aufgestellt werden konnten. Das löste ein schwieriges logistisches Problem.
    Haydon betrachtete die Monitore, als zwei der Techniker durch die Suite 2639 wanderten. Rafael und Dolores do Bandolin würden ständig zu sehen sein. Zwei Techniker blieben während der gesamten Operation in Suite 2640, für den Fall, daß etwas mit den Kameras passierte. Sie konnten sich über Mikrofon mit der anderen Suite in Verbindung setzen. Haydon dankte Rangel und bat ihn, während der Operation anwesend zu sein.
    Als er zurückkam in sein Büro, meldete er sich bei Mooney. Rafael machte seine Nachmittagsvisite im Hermann-Hospital. Hirsch war zu Hause zum Ausschlafen und hatte hinterlassen, daß er rechtzeitig geweckt werden wollte, um mit den anderen zum Hotel gehen zu können. Dystal, Haydon und Mercer saßen in Dystals Büro und gingen noch einmal alle Möglichkeiten durch, die sich im Verlauf der Überwachungsaktion ereignen konnten. Mercer machte sich immer noch Sorgen wegen der technischen Einzelheiten.
    Um halb fünf rief Lapier an und berichtete, Dolores do Bandolin habe gerade eingecheckt und sei auf dem Weg in ihre Suite. Sie habe eine Tasche und ein kleines Köfferchen bei sich. Haydon rief Hirsch an und sagte ihm, er solle sich mit ihnen um halb sechs im Hotel treffen. Mooney würde Rafael beschatten, bis er im Hotel auftauchte. Als nächstes rief Haydon bei Russ Million an und bat ihn, bis Viertel vor sechs in die Suite 2638 zu kommen. Schließlich rief er noch bei Professor Thomases an und bat ihn um sechs in dieselbe Suite. Die Techniker, die sich bereits im Hyatt befanden, sollten während der Aktion dortbleiben.
    Haydon erreichte das Zentrum im abendlichen Berufsverkehr. Die Hitze, die sich in den Mauern und im Pflaster gespeichert hatte, heizte die Auspuffgase der Busse und Privatwagen auf. Aber die Sonne war verschwunden. Obwohl Windstille herrschte wie am Äquator und die verpestete Luft kaum einzuatmen war, hatte sich hoch oben in der Stratosphäre eine dünne Wolkenschicht gebildet, die die Sonne des Spätnachmittags abschirmte. Die Luftfeuchtigkeit stieg zusammen mit der Temperatur, bis man nicht mehr feststellen konnte, ob man vom eigenen Schweiß tropfte oder vom salzigen Wasserdampf des Golfes. Nachdem die Sonne in den Wolken verschwunden war, wurde es in den Straßenschluchten fast dunkel. Die Neonlampen wurden früh eingeschaltet und spiegelten sich trübe in den Straßen.
    Haydon kam ein paar Minuten zu früh in die großartige Halle des Hyatt, aber Hirsch war noch vor ihm eingetroffen und wartete in der tiefergelegenen Lounge. Die Bar dort war geöffnet und von einer Schar von Trinkern umlagert. Hirsch hatte Haydon hereinkommen sehen und ging auf ihn zu.
    »Na, genug geschlafen?« fragte Haydon.
    »Klar. Gibt’s was Neues?«
    »Nein. Aber es sieht gut aus, Leo. Sehr gut.«
    »Hast du von Ed gehört?«
    Haydon warf einen Blick auf seine Uhr. »Er sollte kurz nach sechs anrufen. Wir

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