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Kalter Fels

Kalter Fels

Titel: Kalter Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Koenig
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Furcht. Überall lagen Steine. Große, kleine. Die meisten eckig und scharfkantig, runde gab es hier nicht. Aber handlich waren gewiss genug davon.
    Sollte sie nur kommen.
    Ferdinand Senkhofer sah keinen Grund zur Sorge. Überhaupt keinen.
    * * *
     
    Schwarzenbacher versuchte die Freude zu verbergen, die sich auf seinem Gesicht ganz einfach abzeichnen musste. Im Kufsteiner McDonald’s saß nicht nur der junge Polizeibeamte Manfred Ipflinger, neben ihm saß seine Frau Karin. Sie hatten jeder eine große Tasse Cappuccino vor sich stehen, er dazu einen Blaubeermuffin.
    »Man kann über McDonald’s sagen, was man will«, sagte Ipflinger lächelnd zur Begrüßung, »aber sie machen den besten Cappuccino weit und breit. Wenn ihr wollt – ich hol euch auch einen. Was Süßes dazu?«
    Schwarzenbacher war mit allem einverstanden. Pablo hingegen entschied sich für eine Cola und einen Cheeseburger. Und dann saßen sie mit ihren Getränken und ihren Fast-Food-Happen um den Tisch. Ipflinger war überglücklich, dass sich seine Vermutung nun als richtig herausstellte.
    »Ich habe von Anfang an nicht an ein Unglück geglaubt«, sagte er. Seine Frau streichelte ihm anerkennend die Schulter. Und Paul Schwarzenbacher war von dieser kleinen Geste irritiert. Er ärgerte sich. Nicht so sehr darüber, dass sie zärtlich war zu ihrem Mann.
    Vielmehr darüber, dass er nicht so ein Mann war. Ein Mann ohne Behinderung. Ein Mann, der eine so attraktive und dabei natürlich-schöne Frau für sich gewinnen konnte.
    Karin Ipflinger saß ihm lächelnd gegenüber. Ihre Wangen waren von zarten Sommersprossen geziert. Das leicht gelockte dunkelblonde Haar hatte sie ohne viel Aufhebens zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ihre Augen waren blau oder grau oder grün, so genau hätte er das nicht sagen können. Schließlich zwang er sich ja, sie nicht ständig anzustarren.
    »Ich weiß das alles auch erst seit ein paar Minuten«, sagte Schwarzenbacher. »Aber ich denke, wir erfahren in den nächsten Tagen mehr. Hosp und ich haben die Vermutung, dass unsere Aufrufe bei den Alpenvereinen da etwas ins Rollen gebracht haben. Aber wie auch immer, ich muss dir da schon noch mal Respekt zollen: Deine Wachsamkeit hat ja erst dazu geführt, dass wir hellhörig geworden sind.«
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin«, sagte Ipflinger. »Es ist ein blödes Gefühl, den eigenen Vorgesetzten im Verdacht haben zu müssen, dass er schlampig gearbeitet hat. Ich habe immer wieder Zweifel gehabt an meinen Vermutungen. Aber jetzt, wo sich alles als fundiert herauszustellen scheint, da fällt mir wirklich ein Stein vom Herzen.«
    »Lass die Steine liegen, wo sie sind«, sagte Schwarzenbacher grinsend. »Die Steine haben auch so schon genug Unheil angerichtet. Muss nicht sein, dass dir einer vom Herzen direkt auf die Füße fällt … Sonst sitzt du am Schluss noch im Rollstuhl und kannst mit mir Wettrennen fahren …«
    Sie lachten. Die Anspannung löste sich.
    »Wenn alles aufgeklärt ist, würde ich gerne ein Essen für alle machen. Dann kommt ihr zu uns, ich meine, zum Hof meiner Eltern, und dann koche ich etwas Typisches aus unsrer Region«, sagte Karin.
    Schwarzenbacher merkte, dass es nicht nur so dahingesagt war. Sie meinte es ganz ernst, und es kam von Herzen. Auch das, was sie dann noch zu ihm sagte:
    »Ich finde es stark, wie Sie mit Ihrer Krankheit umgehen. Wirklich. Manfred hat mir davon erzählt. Und dann denkt man, man hat es mit einem verbitterten Menschen zu tun. Verbittert über sein Schicksal. Und derweil …«
    Sie sah ihn an, sah ihm in die Augen. »Und derweil können Sie sogar darüber lachen.«
    Wenn du wüsstest, dachte er. Verdammt noch mal, wenn du nur wüsstest.
    Doch statt etwas zu erwidern, lächelte er. Es war ein bittersüßes Lächeln. Und dann sagte er nur: »Ich heiße Paul. Das mit dem Sie können wir getrost lassen. Mit deinem Mann bin ich ja schon aus alter kollegialer Verbundenheit heraus per Du. Und das ist Pablo. Er ist … ja, was ist er? In jedem Fall ein Superbergsteiger, bisweilen mein Chauffeur und außerdem einer in unserem Team, den keiner missen möchte.«
    »Paul und Pablo«, sagte sie, machte eine Schnute und nickte. »Ist ja fast schon ein Filmtitel: ›Paul und Pablo‹. Ihr würdet kein schlechtes Ermittlerpaar abgeben, ihr beiden.« Sie nickte, wie um sich selbst zuzustimmen.
    Schwarzenbacher sagte lachend: »Noch besser wäre: ›Paul und Pablo und die wilde

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