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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Kellnerinnen in Vancouver sind Schauspielerinnen.«
    »Wo arbeiten Sie?«, fragte Delorme. Sie wollte Fakten. »Erinnern Sie sich an den Namen des Restaurants?«
    »Leider noch nicht. Aber das kommt sicher noch.« Sie lächeltezuversichtlich, doch ihre Augen schienen – zumindest für Delorme – auf etwas anderes fixiert.
    »Und in Vancouver? Können Sie uns eine Adresse geben?«, fragte Delorme.
    Terri schüttelte den Kopf. »Im Moment noch nicht.«
    »Oder vielleicht die Anschrift Ihrer Eltern?«
    »Ich möchte nicht, dass Sie meine Familie anrufen. Ich bin kein Kind mehr, Detective.«
    »Natürlich nicht. Aber wenn wir mit Ihrer Familie sprechen, hilft uns das vielleicht, nach und nach ein Bild von Ihren Lebensverhältnissen zu bekommen, mögliche Feinde zu sondieren.«
    »Ich bin mit achtzehn von zu Hause weg. Seitdem habe ich auf eigenen Beinen gestanden. Ich versuche, meine Familie so wenig wie möglich zu sehen.«
    »Und wieso?«
    Das Mädchen zuckte die Achseln. »Wir haben nichts gemeinsam.«
    »Haben Sie Geschwister?«
    »Einen Bruder. Er ist ein paar Jahre jünger als ich.«
    »Und wie heißt er?«
    »Kevin.« Die Hand des Mädchens flog an den Mund.
    »Was ist?«, fragte Delorme.
    »Es ist nur, also, ich bin mir nicht sicher. Ich hab Kevin gesagt, aber ich bin mir nicht sicher. Kann auch Ken oder so ähnlich sein. Manches ist immer noch ziemlich vage.«
    »Können wir uns mit ihm in Verbindung setzen?«
    »Er ist im Moment nicht da.«
    »Und wo ist er hin?«
    »Ehm, ich weiß nicht.«
    »Sie haben gezögert, wieso?«
    »Weil ich nicht weiß, ob ich mich nur nicht daran erinnern kann, wo er ist, oder ob ich es von vornherein nicht wusste.«
    »Tatsächlich«, sagte Delorme. Dieses Mädchen konnte sich als weitaus weniger hilfreich erweisen als gehofft. »Leben Sie in einem Haus oder einer Wohnung?«
    »Einem Haus. Einem Haus mit einem Haufen Leute. Es liegt im Zentrum, glaube ich.«
    »Gibt es irgendwelche Markierungspunkte in der Nähe? Kirchen? Clubs? Brücken?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht. Es ist ein heruntergekommenes Haus irgendwo im Zentrum. Ich hab bei der Auskunft angerufen, um festzustellen, ob ich im Telefonbuch stehe – offenbar nicht. Das Telefon läuft wohl auf jemand anderen.«
    »Erinnern Sie sich an die Namen Ihrer Mitbewohner?«, fragte Delorme.
    Terri schüttelte den Kopf. »Ich sehe ihre Gesichter vor mir, zumindest manche, aber Namen sind mir noch nicht eingefallen.«
    Cardinal zog Fotos von Wombat Guthrie und anderen Mitgliedern der Viking Riders aus der Tasche. »Was ist mit diesen Gesichtern? Kommt Ihnen einer von denen bekannt vor?«
    Das Mädchen sah sie sich eine Weile an. »Nein. Aber im Moment will das noch nicht viel heißen.«
    »Erinnern Sie sich, wo Sie hier in der Stadt gewohnt haben?«, wollte Delorme wissen.
    Terri zuckte ein bisschen zusammen und zog die Nase kraus. »Ganz verschwommen. In einem Motel draußen an einem Highway.«
    »Und den Namen des Motels vielleicht?«
    »Tut mir leid.«
    Delorme beugte sich auf ihrem Stuhl nach vorne. »Der Highway – gab es da eine Menge Einkaufspassagen? Oder war es sozusagen leere Straße?«
    »Es gab Einkaufspassagen. Und Motels und Cottages.«
    Cardinal sah Delorme an. »Lakeshore«, sagte er. »Ganz bestimmt.«
    »Können Sie das Motel beschreiben?«, fragte Delorme.
    »Ich glaube nicht.«
    »Egal, wie, jede Kleinigkeit wäre hilfreich. Zum Beispiel, war es ein Holz- oder Ziegelbau? Oder falls Sie sich an die Farbe erinnern –«
    »Wie gesagt, ich erinnere mich nicht.« Terri fasste mit der Hand an das Pflaster auf ihrer Schläfe. »Ich bekomme Kopfschmerzen.«
    »In Ordnung«, sagte Cardinal. »Nur noch ein paar Fragen.«
    »Muss das sein? Ich war eben so glücklich, und jetzt fühle ich mich so lausig.«
    »Wie lange haben Sie im Motel gewohnt?«, fragte Cardinal.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht einen Tag, vielleicht drei, ich weiß es einfach nicht.« Sie schniefte, und ihre Augen wurden ein wenig feucht. Doch es sah – zumindest für Delormes skeptischen Blick – ein wenig einstudiert aus. Schließlich ist sie Schauspielerin, dachte sie. Doch sie sagte nur: »Was hat Sie denn nach Algonquin Bay geführt?«
    »Ich wollte meinen Freund sehen. Tom. Er heißt Tom.«
    »Tom und wie weiter?«
    »Josephson. Tom Josephson.«
    »Er lebt hier, und Sie in Vancouver? Wie funktioniert so was?«
    »Wir haben uns getrennt, sozusagen. Er ist hierher gezogen, zu ein paar Freunden – ich kenne sie nicht. Sie wohnten in

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