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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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beweisen, dass sie alt genug ist, um zu trinken. Falls das nicht ihr richtiger Name ist, dann ist mir das ziemlich scheißegal. Wombat hat sie jedenfalls Ginger genannt.«
    »Wo kann ich sie finden?«
    »Wie zum Teufel soll ich das wissen? Schlagen Sie doch im
Who is Who
nach.«
    »Und an welchem Tag war das?«
    »Dienstag, dem 13., um drei.«
    »Sie haben gerade das Datum geändert. Das ist gewöhnlich kein Zeichen von Ehrlichkeit, Mr. Calhoun.«
    »Dann eben der 12. Die Leute kommen nicht unbedingt zu den Viking Riders, um ehrliche Antworten zu hören.«
    »Wir wollen rausfinden, wer Wombat Guthrie ermordet hat. Wollen Sie etwa sagen, das ist Ihnen egal? Gerade eben haben Sie mir erzählt, dass er Ihr Sexpartner war.«
    Calhoun legte den Kopf ein wenig schief und zog die rechte Augenbraue hoch. Obwohl ein bis anderthalb Meter zwischen ihnen lagen, hatte Delorme plötzlich das Gefühl, dass er sie beschnupperte.
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Wie sind Sie an diese Platzwunde über dem Auge gekommen?«, fragte Calhoun. »Sieht ziemlich frisch aus.«
    »Derjenige, der Wombat getötet hat, hat ihm zuerst die Finger und Zehen und Genitalien abgeschnitten und versucht, ihn bei lebendigem Leib zu häuten. Sind Sie wirklich nicht daran interessiert, diesen Mann zu finden?«
    Calhoun beugte sich vor. Leder knirschte, Plastik quietschte. »Ich sag Ihnen mal, was mich interessieren würde. Würd mich interessieren, Sie vornüberzubeugen und ein paarmal in den Arsch zu ficken.«
    Er lehnte sich wieder zurück und lächelte.
    »Kürzlich hat jemand genau dasselbe schon mal zu mir gesagt«, erwiderte Delorme.
    »Ach ja?«
    »Und zwar in der Penetang-Klinik für gemeingefährliche Geisteskranke.«
    Delorme klappte ihr Notizbuch zu.
    »Ich gebe zu Protokoll, dass Mr. Calhoun sich bei den Ermittlungen nicht als kooperativ erweist. Dieses Verhör ist beendet, vorbehaltlich einer Wiederaufnahme zu einem späteren Zeitpunkt. Guten Tag, Mr. Calhoun.«
    »Hängt Cardinal, dieser Arsch, hier irgendwo rum?«
    »Guten Tag, Mr. Calhoun.«
    Delorme hielt die Tür auf.
    Calhoun stand auf. Delorme fühlte sich wie Pudding, als sie sah, wie der Bär von einem Mann in ihre Richtung kam. Sie trat im letzten Moment zurück, so dass er sie nicht streifen konnte.
    Als sie im Großraumbüro der Kripo waren, brüllte Calhoun: »Sagen Sie Cardinal, ich freu mich auf ein Wiedersehen.«
    Über den Schalldämpferzwischenwänden schossen ein paar Köpfe hoch: Szelagy, McLeod.
    »Drohen Sie einem Polizeibeamten, Mr. Calhoun?«
    Calhoun zwinkerte ihr zu.
    »Krieg dich noch, Muschi.«

31
     
    R ed Bear öffnete das Messingvorhängeschloss und betrat seinen Tempel. Der Geruch, der einem hartgesottenen Cop den Magen umgedreht hätte, übte auf ihn eine gänzlich andere Wirkung aus. Wie ein Camper die würzige Morgenluft atmete Red Bear tief ein und fühlte wie immer dieses Prickeln im Bauch, ein Kribbeln in sämtlichen Nervenbahnen – diese freudige Erwartung, die nie enttäuschte und ihn gegen die Mücken unempfindlich machte.
    Der Mond nahm wieder ab, und er würde für einige Zeit keine Opfer vollziehen, aber dennoch war es ein erregendes Gefühl, in seine Hütte zu kommen.
    Kevin und Leon waren in der Stadt; er hatte das ganze Lager für sich. Selbstverständlich ging er sofort in seinen Tempel. Später, am Nachmittag, würde er sich zu seinen Schülern gesellen, doch jetzt musste er erst einmal den
nganga
konsultieren.
    In einer Räucherschale steckte er Holzkohle an und streute je eine Prise Wermut und Angelika darüber. In Toronto hatten selbst die führenden Geschäfte für Hexenbedarf seine Zutaten oft nicht auf Lager, und er musste sie bei einem Eso-Shop in New York bestellen. Er zündete drei Kerzen über dem
nganga
an, und der fensterlose Raum war in schwaches Licht getaucht. Er schloss die Tür von innen ab.
    Der
nganga
strotzte von Stöcken. Achtundzwanzig dieser geweihten
palos
wurden benutzt, um den Geist zu beherrschen, und bestimmten über die Art des Gebets. Man musste den Geist wie einen Ochsen stechen und stupsen; nur so war das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
    »Bahalo!«
Sein Ruf hallte von den Wänden der Hütte wider.
»Bahalo! Semtekne bakuneray pentol!«
    Niemals knien, niemals betteln, so hatte es ihn sein Onkel gelehrt.
    »Bahalo. Seeno temtem bakuneray pentol!«
    Wie ein katholischer Priester breitete er die Hände über dem
nganga
aus und besann sich schweigend darauf, was genau er wollte. Zielgerichtete

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