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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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sonst zwingen? Machst du mich sonst ›alle‹, so wie du das bei deiner ›Arbeit‹machst?«
    Schweigen.
    »Genau! Wow, was bist du für ein toller Mann!«
    »Hör auf!«
    »Fick dich …«
    »Hör auf!«
    Mit klopfendem Herzen hockte ich mich vor den Briefkasten. Ich hörte Geräusche, dann zerbrach etwas. Es klang, als seien beide in der Küche, und es dauerte nicht lange, da wurde wieder etwas zerschmettert, vielleicht wurde Glas geworfen.
    »Herrgott noch mal … Clare … hör auf, verdammt!«
    »Raus hier!«
    »Ich lasse mir diesen Scheiß nicht länger bieten! Nicht jetzt! Ich muss Sachen erledigen. Wir … wir müssen unser beschissenes Leben in den Griff kriegen, und du willst einfach nicht erwachsen werden!«
    Sie sagte etwas Unverständliches.
    Schritte im Flur. Schnell richtete ich mich auf, damit ich nicht beim Lauschen erwischt wurde, und hörte einen dumpfen Aufprall. Pat begann zu schreien, aber Clare kreischte lauter als er, hysterisch.
    »Raus hier! Raus, raus hier!«
    »Weißt du was?« Es gab einen Knall, etwas fiel zu Boden, und Pat schlug eine Tür zu. »Weißt du was? Ich haue ab! Super! Wechsel doch wieder die scheiß Schlösser aus, wie wär’s damit?«
    Die Haustür wurde aufgerissen, und Pat sah mich mit hasserfülltem Blick an. Er war unrasiert, eine Wange rot. Die Überraschung mochte seinen Zorn leicht schwächen, doch im ersten Moment machte ich mich auf einen Schlag gefasst.
    »Scheiße noch mal.« Er lachte. »Logisch! Na logisch bist du hier!«
    Ich versuchte, nicht zu offensichtlich über seine Schulter zu schielen, aber ich wusste, dass er es gemerkt hatte. Der Flur war leer. Ich konnte nicht sehen, wo Clare war, doch hinter Pat war alles ruhig.
    Er rauschte an mir vorbei, schlug die Haustür zu und lief zu seinem Wagen. Ich sah, dass er seine Aktentasche und einen zusätzlichen Mantel dabeihatte.
    »Alles deutlich gehört?«, fuhr er mich an.
    »Nicht viel.«
    »Sie ist einfach …« Er machte eine Geste der Verzweiflung.»Gerade wenn man meint, jetzt ist es vorbei, geht sie los und … Verdammte Scheiße, warum macht sie immer alles so verflucht schwierig ?«
    Die letzten beiden Worte schrie er in Richtung Haus.
    Dieses Verhalten hatte ich schon häufiger gesehen. Immer bekam der andere die Schuld. Ohne Zweifel würde Pat es später bereuen. Ich merkte, dass ich den Mund verzog, und sah beiseite, hinüber zur Haustür, fragte mich, ob es Clare gut ging.
    »Die macht die Tür nicht auf, nicht solange wir beide hier stehen«, sagte Pat und legte den Aktenkoffer in den Kofferraum. »Was willst du?«
    »Ich wollte nach den Namen von bestimmten Leuten fragen, noch ein paar Fragen zu Emma stellen.«
    »Hudson ist also ’ne Sackgasse?«, fragte Pat und öffnete die Tür des Mercedes. »Hab ich mir gedacht … Komm!«
    Verwirrt von seinem Sinneswandel tat ich, wie mir geheißen, und nahm auf dem Beifahrersitz Platz, ohne zu fragen, wohin es ging. Er hatte sich zu schnell wieder beruhigt, um überzeugend zu sein. Pat ließ den Motor an und parkte rückwärts aus. Sein Atem ging wieder normal, und abgesehen von der roten Wange und den Kratzern darauf gab es keinen Hinweis auf den Gewaltausbruch, der gerade stattgefunden hatte.
    »Hat sie dich schon öfter rausgeschmissen?«, unterbrach ich das Schweigen.
    »Das war nicht ›rausgeschmissen‹«, erwiderte er mit Blick auf die Straße. »Sie hat schon zweimal die Schlösser ausgewechselt, ein paar Mal die Haustür verbarrikadiert, aber Em … Emma hat mich immer wieder reingelassen, wenn sie zu Hause war.«
    Ich fragte mich, aus welchem Grund die Tochter das Verhalten ihres Vaters entschuldigt und ihn immer wieder ins Haus gelassen hatte. Hatte sie ihre Mutter wirklich so gehasst? Ich schaute kurz auf Pats Handknöchel, aber konnte nicht erkennen, ob er damit zugeschlagen hatte.
    »Weshalb habt ihr euch gestritten?«
    »Was bist du, ein beschissener Therapeut?« Er blinkte links, überlegte es sich dann aber anders und bog rechts ab. »Über … dies und das. Sie ist nicht … sie kommt nicht sehr gut damit klar. Ich vielleicht auch nicht. Ich weiß nicht, wie so was geht … Man könnte denken, dass es Regeln gibt, die man befolgen kann, aber das ist alles nur Schwachsinn. Verdrängung, Wut, Akzeptanz … Welcher verkrachte Doktorand hat sich diesen Scheiß ausgedacht?«
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte.
    »Ja, ich weiß, dass es Kübler-Ross war, danke«, fuhr er fort. »Ich will damit nur sagen: Es ist Schwachsinn.«
    Es

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