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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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hörte kein Radio, las keine Zeitung und schaute nie fern.
    »Die beste Möglichkeit, sie zu erreichen, ist immer über MySpace oder MSN oder Facebook«, hatte Lenita gesagt.
    Suzettes Mutter hatte sich für den nächsten Tag ein Ticket mit dem gleichen Frühaufsteherflug gebucht, mit dem Annika gekommen war, sie würden sich am nächsten Nachmittag zum Interview treffen.
    »Also ist Suzette schon häufiger verschwunden?«, hatte Annika gefragt, doch Lenita stellte sich taub.
    Für den dritten Artikel hatte sie noch nicht einmal recherchiert. Er sollte von den Neuigkeiten handeln, die sie soeben erfahren hatte: von Fentanyl, woraus es bestand, welche Wirkung es hatte. Vielleicht konnte sie die Fakten über das Gas mit den Bildern aus dem Inneren des Hauses verbinden, das Ganze irgendwie zusammenbringen …
    Sie sah Niklas Linde an und nickte.
    »Ja«, sagte sie. »Ich gehe gerne eine Runde mit Ihnen.«

Donnerstag, 6. Januar
    In einem weit entfernten Land, in einer vom Mond eigentümlich beleuchteten Landschaft, gingen Annika und Niklas Linde spazieren und schauten in die Sterne. Die Büsche rundum waren dornig und hoch, aber sie hatte keine Angst. Sie suchten etwas, sie wusste bloß nicht mehr was, und sie drehte sich zu ihm um, wollte ihn fragen, ob er Pferde mochte …
    Sie erwachte vom Klingeln ihres Handys. Es klang dumpf und erstickt, als wäre es irgendwo eingeklemmt. Sie fuhr hoch, verwickelte sich im Laken und fiel aus dem Bett, zog die Tasche zu sich heran und bekam das Telefon gerade noch zu fassen, bevor das Gespräch auf die Mailbox umgeleitet wurde.
    Es war Carita Halling Gonzales.
    »Ich könnte heute Vormittag noch ein paar Stunden arbeiten«, sagte sie, »aber anschließend feiern wir hier zu Hause Dreikönigstag. Wollen Sie zum Tennisclub?«
    Annika setzte sich erst mal auf und befreite ihren Fuß aus dem Bettzeug. Die dunkle Nacht steckte ihr in den Knochen. Niklas Linde saß noch immer neben ihr.
    »Mmm«, sagte sie, »das wird bestimmt gut.«
    Sie sah, dass draußen bereits helllichter Tag war, aber sie hatte keine Ahnung, wie spät es sein mochte.
    Sie nahm das Telefon für eine Sekunde vom Ohr, um die Uhrzeit vom Display abzulesen, 09 . 47 , und verpasste so Caritas nächsten Satz.
    »… an der Rezeption.«
    »Okay«, sagte Annika. »Wann?«
    »Hallo! In einer Viertelstunde! Haben Sie noch geschlafen?«
    »Wo denken Sie hin«, sagte Annika.
    Sie drückte das Gespräch weg.
    Frau Halling Gonzales engagierte sich ja mächtig für ihren Auftrag. Sie schien wirklich Geld zu brauchen.
    Annika verstaute ihr Handy wieder in der Tasche, und in diesem Moment fiel ihr Blick auf das Bild.
    Es war ein bisschen verknittert, aber das machte nichts.
    Sie strich das Mädchen und das lachende Pferd auf der Schreibtischplatte glatt, das letzte Bild, das die achtjährige Mü vor ihrem Tod gemalt hatte.
    Dann ging sie schnell unter die Dusche, um nicht weinen zu müssen.
    Der Tennisclub lag hoch über dem Meer, ganz vorn auf einer Felsnase. Ein riesiges Tor der üblichen verschnörkelten Sorte versperrte die Einfahrt, verriegelt und verrammelt.
    Annika parkte auf der Straße und behinderte damit den Verkehr in mindestens einer Fahrtrichtung, aber sie hatte ja mittlerweile erkannt, dass das hier vollkommen normal war.
    Eine Klingel gab es nicht, und es antwortete auch niemand auf ihr Rufen.
    »Und Sie sind sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte Annika.
    Carita zog ihren Gürtel noch etwas enger und ging an der Mauer entlang, die die Anlage umgab. Annika folgte ihr, behängt mit Tasche und Kamera. Auf der Rückseite war die Mauer bedeutend niedriger. Mit einem wenig eleganten Satz gelang es ihnen, auf die Mauerkrone zu klettern und von dort aus eine der Tribünen zu erreichen.
    Der Club war verhältnismäßig klein. Es gab einen Gras- und vier Sandplätze. In der Mitte thronte das Clubhaus, ein Palast – wie sollte es anders sein? – mit Türmchen und Zinnen, Erkern und Balkonen. Die Türen zum Meer standen offen.
    »Hello ? « , rief Annika und steckte den Kopf durch eines der Fenster.
    »Oh God!«
    Der Kopf eines Mannes mit schwarzem Haar kam hinter einem Schreibtisch hervor.
    »Wo kommen Sie denn her?«
    Er sprach gut Englisch.
    »Von einer schwedischen Zeitung«, erwiderte Annika. »Wir haben gestern kurz telefoniert. Ich hatte gefragt, ob Sie eine Zeremonie planten, nach allem, was passiert ist …«
    »Ach ja«, sagte der Mann und bürstete sich den Staub von den Knien, »ich erinnere mich an

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