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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ihm ein Gedanke durch den Kopf, wie er es anstellen konnte, dass Miriams Körper schon bald gefunden wurde. Simpel und genial zugleich.
    Im Haus war alles dunkel, sie schlief schon, sie brauchte wenigstens acht Stunden Schlaf, nach weniger war sie schlicht unausstehlich. Er ging nach oben, legte vorsichtig das Ohr an ihre Tür, hörte ihren gleichmäßigen Atem, das Rascheln der Bettdecke. Ichliebe dich, ich liebe dich so sehr. Aber du merkst es nicht, weil du nur dich selbst liebst. Für dich ist Liebe gleich Sex, für mich ist es mehr, viel mehr. Aber das wirst du auch noch begreifen. Irgendwann. Schlaf schön, meine Liebe, ich höre jetzt noch ein bisschen Musik. Mir ist komischerweise nach Metallica. So richtig laut über Kopfhörer. Enter Sandman. Ja, ich bin das Sandmännchen, ich bringe euch zum Schlafen. Bis morgen, Liebes.
    Er nahm die schwarze Hülle aus dem Ständer, betrachtete sie eingehend, sie hatte etwas Finsteres, Satanisches, legte die CD ein, setzte die Kopfhörer auf, drehte die Lautstärke mit der Fernbedienung hoch und drückte auf Repeat. Er schloss die Augen und verzog den Mund zu einem zynischen Lächeln. Enter Sandman.
    Er hörte bis ein Uhr Musik, Metallica, Joshua Kadison, Beethoven. Danach ging er in den Keller, in seinen Raum, sein Refugium, holte ein paar Sachen aus dem Schrank und aus dem Eisfach des Kühlschranks einen winzigen Behälter. Er öffnete ihn, entnahm lächelnd eine Messerspitze des Inhalts und verteilte ihn auf dem Slip, anschließend packte er die Sachen in eine Plastiktüte. Kurz darauf verließ er das Haus und kehrte nur zwanzig Minuten später wieder zurück. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, um zu schlafen. Er hatte es sich verdient.

Montag, 22.20 Uhr
    Emily Gerber war seit halb neun zu Hause, ihr Mann war schon wesentlich länger zurück, weil er montags die Praxis nur am Vormittag für drei Stunden geöffnet hatte und am Nachmittag zwischen dreizehn und fünfzehn Uhr Hausbesuche machte. Sie hatten ein paar Belanglosigkeiten ausgetauscht, sie war unter die Dusche gegangen, hatte eine Banane gegessen und sich noch ein wenig mit ihren Töchtern Celeste und Pauline auf die Terrasse gesetzt, während sich Andreas Gerber in sein Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, um sein Buch zu Ende zu redigieren.Um halb zehn brachte sie ihre Töchter zu Bett, umarmte sie diesmal sehr lange, gab ihnen einen Kuss auf den Mund und sah sie liebevoll an. Sie sagte zu beiden nur, dass sie sie sehr lieb habe. Sie war erst bei Celeste gewesen, die ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war, während Pauline nicht nur vom Aussehen, sondern auch von ihrer Art her eher nach dem Vater kam.
    Emily Gerber wollte wieder ins Wohnzimmer gehen, ohne genau zu wissen, was sie dort eigentlich sollte, und entschloss sich, doch mit ihrem Mann zu sprechen. Sie klopfte an seine Tür und betrat das Zimmer.
    »Schatz, ich muss mit dir reden«, sagte sie zögernd und setzte sich in den Ledersessel am Fenster. Sie faltete die Hände und sah ihren Mann lange an.
    Er erwiderte ihren kummervollen Blick und sagte: »Was ist los?« Er wollte gerade aufstehen und zu ihr gehen, um sie in den Arm zu nehmen, doch sie machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Nein, bitte, bleib sitzen. Du kannst mit mir tun, was du willst, mich zum Teufel jagen, mich verfluchen, von mir aus bring mich um … Aber erst, nachdem du die ganze Geschichte gehört hast.«
    »Ich werde nichts von dem tun, was du gesagt hast«, entgegnete er leise. »Emily, ich liebe dich, und ganz gleich, was du mir auch zu sagen hast, es kann nicht so schlimm sein, dass ich aufhören könnte, dich zu lieben. Du bist mein Leben, meine Luft zum Atmen, von mir aus auch meine Inspiration. Eigentlich alles …«
    »Das sagst du jetzt, aber vielleicht änderst du gleich deine Meinung. Eigentlich wollte ich das Gespräch noch hinausschieben, aber wie sagt Papa so schön – alles, was man heute erledigen kann und auf morgen verschiebt, verschiebt man auch auf übermorgen … Hast du was zu trinken hier?«
    »Immer.« Er drehte sich mit dem Stuhl, nahm ein Glas aus dem Regal und füllte es mit Mineralwasser. »Bitte.«
    Sie trank einen Schluck und stellte das Glas auf die Fensterbankzwischen zwei Orchideen, die schon seit Jahren blühten. Sie fühlte sich im Moment unglaublich wohl in der Gegenwart ihres Mannes, in seinen Augen war nichts als Wärme, alles an ihm strahlte Geborgenheit aus.
    Nachdem sie sich die Worte zurechtgelegt hatte, begann sie erst langsam zu

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