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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Tschierke war kein Mitglied im Reitclub und Mischner nur ein Handlanger. Keine Chance. Und wenn die Mädchen nicht jünger als vierzehn und mit kleinen Spielchen einverstanden sind, können wir rechtlich ohnehin nichts machen. Ach Julia, du zerbrichst dir wieder mal den Kopf über Dinge, die es nicht wert sind. Und die Malkow hat verdammt noch mal Recht, es war vergeudete Zeit. Ich könnte schon seit zwei Stunden im Bett liegen. Scheißjob!

Montag, 22.30 Uhr
    Er war ziellos durch die Gegend gefahren. Nachdenken. Seine Frau war früher als erwartet nach Hause gekommen, hatte sich ein Brot gemacht, vor den Fernseher gesetzt und war um halb zehn auf ihr Zimmer gegangen, wo sie wie fast jeden Abend noch in einem Buch las und anschließend meditierte, bevor sie schlief.
    Die Unruhe hatte wieder von ihm Besitz ergriffen. Eine Unruhe, die er nicht beschreiben konnte, die aber in ihm war, äußerlich nicht sichtbar, er zitterte nicht, er hatte keine Schweißausbrüche, nein, nichts von dem. Es war ein inneres Zittern und Vibrieren, aber nicht unangenehm. Fordernd und doch auf eine gewisse Weise beruhigend. Ein Widerspruch in sich selbst, eine beruhigende Unruhe.
    Er hatte die Aktion begonnen, nein, sie war längst am Laufen, und immer stärker wurde in ihm der Drang nach mehr. Es war ein gutes Gefühl, ein herrliches Gefühl, geradezu gigantisch. Macht, er hatte Macht. Eine Macht wie kaum ein anderer Mensch, ausgenommen ein Hussein oder ein Gaddafi oder andere Politiker, denen die Verschlagenheit geradezu ins Gesicht gemeißelt war. Aber seine Mission unterschied sich ganz wesentlich von der dieser arroganten, selbstherrlichen Politiker, die doch nichts anderes als ein Werkzeug in den Klauen des Teufels waren und die an nichts dachten als an Geld, Geld, Geld. Die Tausende oder Hunderttausende von Menschen täglich verhungern oder einfach verrecken ließen, weil die medizinische Versorgung mangelhaft oder überhaupt nicht vorhanden war.
    Sich selbst hingegen empfand er nicht als selbstherrlich oder arrogant, in ihm war nur ein Motor, der immer schneller lief und ihn antrieb, das noch unvollendete Werk auch zu Ende zu bringen. Dabei hatte er gestern noch gedacht, Miriam sei der krönende Abschluss gewesen, doch heute sah er alles schon wieder in einem anderen Licht. Seine Mission war noch nicht beendet, eine innere Stimme sagte es ihm. Doch welche Stimme war das? Es waren mehrere Stimmen, die immer wieder zu ihm sprachen und die ihm befahlen, nicht aufzuhören.
    Er drehte seine üblichen Runden über Königstein, am Main-Taunus-Zentrum entlang und wieder auf die Autobahn. In Okriftel in die Linsenberger Straße, wo er am Ende der Sackgasse, dort, wo das Feld anfing, den Wagen abstellte. Er stieg aus, der würzige Duft von gegrilltem Fleisch drang in seine Nase, er hörte Menschen,versteckt hinter Hecken oder Zäunen oder hinter den Häusern, sprechen und lachen, Freunde, glückliche Familien, was auch immer. Er ging, die Hände in den Hosentaschen, bis zu den Flaschencontainern, warf einen Blick zu der Stelle, wo sie lag. Noch hatte man sie nicht gefunden, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis es so weit war. Bis jetzt wusste er nicht einmal, ob man ihre Mutter schon gefunden hatte, vermutlich nicht, dachte er, und wenn, sie war nur ein kleiner Bonus, ein Schmankerl, das er sich gegönnt hatte.
    Es waren nicht mehr viele Menschen auf der Straße, nur ein paar Spaziergänger, die die noch immer sehr warme Luft genossen, während es in den meisten Wohnungen, vor allem unter dem Dach, kaum auszuhalten war. Und morgen würde es noch heißer werden. Findet sie, dachte er, findet sie schnell, sonst verfault sie, und dann könnt ihr mein Meisterwerk nicht bewundern. Wenn nicht anders, werde ich euch auf die Sprünge helfen, mir wird schon was einfallen, mir fällt schließlich immer etwas ein.
    Er lief zurück zu seinem Auto. Er würde zu Hause noch ein wenig Musik hören und schlafen gehen, auch wenn er noch nicht müde war, er war eigentlich nie wirklich müde. Bisweilen etwas erschöpft, aber sein Akku lud sich jedes Mal erstaunlich schnell wieder auf.
    Das Handy piepte, er sah die Nummer auf dem Display, sein Vater. Er nahm nicht ab, sondern drückte auf Aus. Er würde nicht mit ihm sprechen, nicht heute. Er wusste sowieso, was der Alte von ihm wollte. Nein, er würde den Job nicht annehmen, und wenn man ihm dafür eine Million bot. Er hatte schließlich Prinzipien, und die würde er niemals mehr brechen. Plötzlich schoss

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