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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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wie ich.«
    »Und warum nicht? Sie haben doch nichts zu befürchten. Wenn Ihre Tochter bisher unbehelligt geblieben ist … Aber gut, das ist nicht meine Sache. Haben die Frauen auch Namen?«
    »Nein, sie hat keine Namen genannt.«
    »Wie heißt die Freundin Ihrer Tochter?«
    »Das möchte ich nicht sagen, denn ich musste meiner Tochter hoch und heilig versprechen, es für mich zu behalten, da sie es auch mir nicht erzählen sollte.«
    »Verraten Sie mir wenigstens ihr Alter?«
    »Fünfzehn oder sechzehn.«
    »Frau Malkow, Sie werden doch wissen, wie alt die Freundin Ihrer Tochter ist! Außerdem brauche ich Beweise und keine Vermutungen. Wenn ich auf den Reiterhof fahre, was glauben Sie, was die mir erzählen? Bestimmt nicht, dass sie lesbische Spiele mit jungen Mädchen veranstalten. Ohne Namen sind mir die Hände gebunden.«
    »Aber es muss doch einen Weg geben, herauszufinden, ob das alles wahr ist und wer hinter alldem steckt. Es kann doch nicht angehen, dass sich ein paar perverse Weiber mit fast noch Kindern vergnügen! Sie hat sich das doch nicht aus den Fingern gesogen, dazu kenne ich sie zu gut.«
    »Aber Sie kennen nicht mal ihr genaues Alter. Was sagt denn überhaupt Ihr Mann dazu?«
    Schweigen.
    »Hallo, Frau Malkow, Ihr Mann …«
    »Er weiß nichts davon«, kam es kaum hörbar über ihre Lippen. »Und warum nicht? Er ist Pastor, er ist der Vater Ihrer Tochter und …«
    »Er ist Pastor, ja und?! Macht ihn das zu einem besonderenMenschen? Oder glauben Sie, dass wir dadurch eine besonders glückliche Ehe führen?«
    »Ihre Ehe geht mich nichts an. Entschuldigen Sie, war nicht so gemeint.«
    »Schon gut. Aber mein Mann darf es nie erfahren. Er lebt in seiner Welt, seine Gemeinde bedeutet ihm mehr als wir. Er kümmert sich um alle möglichen Leute, ist ständig bei jemandem zu Hause, aber für uns hat er kaum noch Zeit. Weshalb sollte ich ihm dann von solchen Sachen erzählen?! Traurig, aber wahr. Doch was will man nach sechsundzwanzig Jahren Ehe schon noch großartig erwarten …« Sie erhob sich, sah Durant an und sagte: »Ich muss jetzt gehen. Ich bin fest überzeugt, dass der Mord an Selina mit diesem Treiben zusammenhängt. Es war mein erster Gedanke, als ich von ihrem Tod erfahren habe. Ich kann mich natürlich auch täuschen, es kann auch sein, dass die ganze Geschichte eine reine Erfindung ist. Trotzdem wollte ich sie Ihnen nicht vorenthalten. Ich werde auch mit keinem Menschen je wieder darüber sprechen. Auf Wiedersehen.«
    »Warten Sie noch einen Moment, bitte. Ihre Schwägerin ist doch Voltigiertrainerin und arbeitet sehr viel mit Kindern und Jugendlichen. Hat sie etwas damit zu tun? Oder Frau Gerber oder Frau Kaufmann? Sie brauchen nur zu nicken.«
    »Keine Ahnung. Und wenn ich es recht bedenke, war es wohl keine so gute Idee, Sie hierher zu bestellen, ich habe nur Ihre Zeit vergeudet. Wahrscheinlich ist das wirklich alles nur erfunden, das Hirngespinst eines kleinen dummen Mädchens, das große Probleme hat oder sich wichtig machen will. Es tut mir Leid, es tut mir wirklich Leid. Ich hätte das nicht machen dürfen.«
    »Warten Sie, ich …«, rief Durant ihr nach, doch die Frau drehte sich nicht mehr um, sondern eilte mit schnellen Schritten davon und verschmolz allmählich mit der Dunkelheit.
    Julia Durant wartete noch eine Zigarettenlänge, stand dann auf und ging langsam zu ihrem Wagen. Es war fast halb zwölf, als sie sich auf den Heimweg machte. Wenn es stimmte, was sie eben erfahrenfahren hatte, dann warf dies ein völlig neues Licht auf den Fall Selina. Ich werde morgen im Präsidium darüber berichten und Maite bitten, sich noch genauer umzuschauen und umzuhören. Sie soll die Damen beobachten. Oh, verdammt, sie hat bestimmt schon längst versucht, mich zu erreichen, und ich hab mein Handy zu Hause liegen lassen. Aber was soll sie heute schon großartig berichten. Ich will jetzt nur noch heim und schlafen … Emily Gerber und lesbisch? Quatsch! Sonja Kaufmann, auch Quatsch! Helena Malkow? Na ja, sie ist ein burschikoser Typ, aber wenn jede burschikose Frau gleich lesbisch wäre, wäre wohl die Hälfte aller Frauen auf diesem Planeten zumindest bisexuell. Nee, das ist mir einfach zu vage. Und solange die Malkow nicht den Namen des Mädchens nennt, kann ich nichts unternehmen. Ich müsste das Mädchen selber sprechen, unter vier Augen. Ich könnte es höchstens über die Tochter versuchen. Aber was hat das mit den Morden zu tun, vor allem an Mischner und Marianne Tschierke? Marianne

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