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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Anblick eher kalt lassen, obgleich ihm hundeelend war. Zum Glück hab ich noch nicht gefrühstückt, dachte er, während zwei andere Beamte sich übergeben mussten, eine Reaktion, die Durant nicht zum ersten Mal miterlebte.
    Miriam war nackt, die Arme wie bei Selina über dem Bauch verschränkt, die Augen geschlossen, als schliefe sie nur.
    »Der Fäulnisprozess hat bereits eingesetzt«, bemerkte Bock ungerührt, ein paar Fliegen hatten sich auf dem verkrusteten Blut niedergelassen, und immer mehr kamen aus allen Richtungen angeflogen. Bock schien das nicht weiter zu stören, er fuhr einfach fort: »Der Körper beginnt bereits aufzuquellen, was an der Hitze liegt. Die Sonne hat gestern den ganzen Tag mit voller Wucht auf sie geschienen, und sie war eingewickelt wie ein Fisch, den man zum Grillen auf den Rost legt. Deshalb sage ich einfach, sie wurde vor etwa anderthalb bis zwei Tagen getötet.«
    Durant, die sich schnell wieder unter Kontrolle hatte und den Ausführungen Bocks interessiert gefolgt war, blickte auf ihre Armbanduhr und sagte: »Gar nicht so schlecht. Sie ist seit knapp dreißig Stunden tot, um genau zu sein, seit 1.34 Uhr am Montagmorgen.«
    Bock sah Durant entgeistert an. »Woher wissen Sie das? Beziehungsweise, woher wollen Sie das wissen?«
    »Geheimnis … Nein, Spaß beiseite, ihre Armbanduhr steht auf
    1.34 Uhr. Der Täter hat das bewusst so arrangiert. Vielleicht wollte er Ihnen unnötige Arbeit abnehmen.«
    »Wollen Sie mich verarschen?«
    »Das würde ich mich nie trauen«, sagte sie grinsend.
    »Frau Durant, Ihre Scherze in Ehren, aber so früh am Morgen ist mir noch nicht danach. Hat er Ihnen auch gesagt, wie oft er zugestochen hat? Sieht nämlich genauso aus wie bei dieser Selina.«
    »Siebenundsiebzig Mal?«
    »Könnte hinkommen. Es gibt aber einen kleinen Unterschied zu dem andern Mädchen, er ist noch akribischer vorgegangen. Er hat diesmal so lange gewartet, bis kaum noch Blut ausgetreten ist, hat sie noch gründlicher gewaschen, anschließend noch einmal die Wunden gesäubert und ihre Haare gekämmt …«
    »Das reicht schon. Lassen Sie sie abtransportieren, dann hauen auch die Leute endlich ab.«
    »Wie Sie meinen.« Bock kam wieder hoch, sah Durant an und sagte: »Und wenn Sie mal wieder eine Leiche finden, teilen Siemir doch bitte gleich am Telefon den genauen Todeszeitpunkt mit, damit ich mir die aufwendigen Untersuchungen sparen kann.«
    »Jetzt seien Sie doch nicht gleich beleidigt«, versuchte Durant ihn versöhnlich zu stimmen. »Ich kann doch nichts dafür, wenn der Kerl so was macht.«
    »Ist ja gut.« Bock gab den Männern vom Bestattungsinstitut ein Zeichen, sie legten Miriams Körper mitsamt der Plane und dem Leinentuch in einen Zinksarg und schoben ihn in den Leichenwagen.
    »Sie bekommen das vorläufige Ergebnis im Laufe des Nachmittags. Ich hab ja sonst nichts zu tun.«
    »Sehen Sie, das ist der Unterschied zwischen Ihrem Job und unserem. Wir rennen uns jetzt wieder den ganzen Tag die Hacken wund, während Sie in aller Ruhe in Ihrem kühlen Raum einer angenehmen Beschäftigung nachgehen können. Haben Sie wenigstens ein bisschen Mitleid mit uns.«
    »Sie glauben gar nicht, wie sehr ich Sie bemitleide! Sie haben mein vollstes Mitgefühl. Und ich freu mich schon richtig drauf, mal wieder jemanden aufzuschneiden, der so herrlich verfault stinkt. Bis dann.«
    Sie wartete, bis Bock weg war, dann gab sie den Männern und Frauen der Spurensicherung noch ein paar Anweisungen. Sie sollten vor allem bei der späteren Untersuchung der Kleidungsstücke und der Uhr äußerst sorgfältig vorgehen und auf Besonderheiten achten.
    »Worauf denn im Speziellen?«, fragte der Leiter der Spurensicherung.
    »Ich weiß es selbst nicht, ehrlich. Unser Psychologe meint, es könnte sich etwas an der Kleidung befinden, das nicht von dem Mädchen stammt. Lasst das Zeug am besten sofort zur Untersuchung ins Labor bringen, und wenn’s geht, möchte ich noch heute Ergebnisse haben.«
    »Ich schick gleich jemanden los.«
    Richter, der sich unterdessen mit Hellmer unterhalten hatte, kamauf Durant zu und sagte: »Sie haben vorhin etwas von fünf Toten erwähnt. Wer ist der oder die fünfte?«
    »Möglicherweise ein Mädchen, das im Dezember 96 spurlos verschwunden ist. Und da Sie gestern gesagt haben, dass der Mord an Selina Kautz nicht sein erster Mord war …«
    »Ich habe lediglich gesagt, ich gehe davon aus, dass er schon einmal gemordet hat.«
    »Egal. Wir haben jedenfalls diesen Hinweis erhalten

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