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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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nur ein vorläufiges Profil.«
    Durant legte auf und sah Berger nachdenklich an. »Bin gespannt, ob wir aufgrund des Profils den Kreis der potenziellen Täter eingrenzen können. Wenn nicht, dann gute Nacht. Es soll mal jemand das Besprechungszimmer vorbereiten, Diaprojektor und so weiter.«
    »Und was haben Sie außerdem noch zu bieten?«, fragte Berger.
    »Nichts Besonderes«, log Durant. Sie würde sich hüten, Berger von den Lesben zu berichten. Sie würde es ihm irgendwann sagen, nur hielt sie den gegenwärtigen Zeitpunkt für unangemessen. Die Emotionen kochten ohnehin schon hoch, und sie wollte nicht noch mehr Öl ins Feuer kippen und sich Mutmaßungen anhören müssen. »Außer, dass Grumack uns eine ausführliche Geschichte über das Verschwinden seiner Tochter erzählt hat. Und dabei haben wir wieder einmal festgestellt, dass unsere Kollegen, die damals für den Fall zuständig waren, sich gar nicht die Mühe gemacht haben, herauszufinden, was in der Familie wirklich vorgefallen ist. Man muss den Leuten auch mal richtig zuhören können. Herr Grumack war sehr freundlich und offen.«
    »Und deshalb lassen Sie den Baggersee absuchen?«
    »Ja. Der Hund von Kerstin hat sich zum Sterben dorthin gelegt, eine Woche, nachdem sie verschwunden war. Das ist kein Zufall. Aber dem wurde entweder keine Beachtung geschenkt, oder es wurde einfach als unwichtig eingestuft. So weit zur damaligen Ermittlungsarbeit.«
    »Ich kann nur hoffen, Sie behalten Recht, denn Sie wissen, dass ein solcher Einsatz nicht gerade billig ist.«
    »Das ist mir so was von egal. Wir haben es mit einer Serie zu tun, und Kerstin Grumack war das erste Opfer unseres Killers. Man wird sie finden, darauf wette ich. So, und jetzt muss ich mal für kleine Mädchen.«
    Sie ging auf die Toilette, alles an ihr klebte, die Hitze war unerträglich, vor allem im Büro. Sie wusch sich die vom Schweiß klebrigen Hände und das Gesicht. Die Ränder unter den Augen kamen ihr von Stunde zu Stunde tiefer vor. Sie verzog nur den Mund und begab sich zurück ins Büro, wo die Luft zum Schneiden dick war. Kullmer, Seidel und Hellmer waren an ihre Schreibtische gegangen, Durant setzte sich vor Bergers Schreibtisch, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Sie war müde, das viele Sprechen hatte sie angestrengt. Dazu die Hitze, der fehlende Schlaf. Und das ständige Grübeln, wer diese perfiden Taten ausgeführt haben könnte. Ihr fiel niemand ein, alle, mit denen sie bisher gesprochen hatte, schienen sauber zu sein. Gerber, Kaufmann, selbst Malkow, auch wenn der in seiner Arroganz kaum zu überbieten war.
    Das Telefon klingelte, als sie kurz vor dem Einnicken war. Berger hob ab, sagte nur »Ja« und »Ich werd’s weitergeben«.
    Julia Durant öffnete die Augen und gähnte.
    »Das war Taubert …«
    »Wer ist Taubert?«
    »Spezialtauchereinheit. Sie haben etwas gefunden.«
    Sie war mit einem Mal hellwach und schoss nach vorn, die Arme auf den Schreibtisch gelegt. »Was haben sie gefunden?«
    »Etwas, das mit einer Kette und Gewichten im See versenkt wurde. Sie bringen es gerade in die Rechtsmedizin. Gratuliere zu Ihrem Erfolg«, sagte er ernst. »Das meine ich übrigens nicht zynisch. Ich weiß, es ist kein Erfolg.«
    Durant erwiderte nichts darauf, zündete sich nur eine Zigarette an, stellte sich ans Fenster und schaute hinunter auf die Mainzer Landstraße. Fünf Opfer, dachte sie, fünfmal hat er also schon gemordet. Und wieder hat Richter Recht behalten. Und alle fünf hatten mehr oder weniger mit Okriftel zu tun gehabt. Drei Mädchen und zwei Erwachsene. Unschuldige Opfer, die keinem etwas getan hatten. Drei Mädchen, deren Leben gerade erst begonnen hatte. Kerstin wäre vielleicht schon verheiratet, vielleicht hätte sie schon ein Kind, vielleicht würde sie studieren oder in irgendeinem Laden als Verkäuferin arbeiten. Alle diese Mädchen hatten Träume, Wünsche und Hoffnungen gehabt, aber nichts davon wurde ihnen erfüllt. Alle Träume, Wünsche, Hoffnungen dahin durch einen Mann, der von nichts als unbändigem Hass gesteuert wurde. Hass, das Benzin, das den Motor seines Lebens antrieb. Aber vielleicht täuschte sie sich auch, vielleicht war es kein Hass, sondern eine völlig andere Ursache. Vielleicht war er krank, natürlich, jeder, der so etwas tat, war krank. So krank, dass er nicht mehr in der Lage war, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Und abgrundtiefer Hass war in Durants Augen auch eine Krankheit. Sie war so sehr in Gedanken

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