Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
irgendetwas schneller anzupacken. Wir hatten bereits alles in Arbeit. Dieser Killer ist ein Monster. Wir wissen das. Wir ermitteln in der Sache so intensiv, wie wir nur können, einschließlich der Einschaltung ziviler psychologischer Experten. Ihr Artikel war okay. Einige Details zu der vermuteten Zurschaustellung der Leiche im Larson-Fall waren nicht ganz korrekt, aber ich kann auf diese besonderen Probleme hier jetzt nicht eingehen …«
»Oh doch, sie waren völlig korrekt!«, sagte Ignace. Er fügte im Flüsterton etwas hinzu, das wie Du verdammter Trottel klang.
Sloan trat einen Schritt vom Mikrofon zurück, als ob er auf Ignace zugehen und ein persönliches Wort mit ihm reden wolle, sagte dann aber laut genug, dass jeder im Raum es hören konnte: »Nein, die Details waren nicht völlig korrekt. Sie waren nicht am Fundort der Leiche, Roo-fay, aber ich war es. Die Darstellung zu den, ehm …« Er schaute zu den TV-Kameras. »… zu den sexuellen Aspekten des Arrangements der Leiche waren nicht korrekt. Ich weiß nicht, aus
welcher Quelle Sie Ihre Informationen bezogen haben, aber Sie sollten sorgfältiger mit Dingen umgehen, die auf Hörensagen beruhen … Oder auf der Art und Weise, wie Ihre Fantasie funktioniert.«
»Es war kein Hörensagen, die Darstellung war korrekt!«, beharrte Ignace.
»Ich will hier und jetzt nicht länger mit Ihnen darüber diskutieren«, sagte Sloan und trat noch einen Schritt zurück, gab das Mikrofon für Lucas frei.
Ignace ließ nicht locker: »Es ist nicht in Ordnung, dass Sie sich hinstellen und behaupten, ich hätte etwas geschrieben, das nicht korrekt ist, wo doch sowohl Sie als auch ich wissen, dass es den Tatsachen entspricht!«
»Keine weitere Diskussion«, sagte Sloan und winkte ab.
Die anderen Reporter genossen die Show, die giftige Auseinandersetzung, die letztlich an Ignace’ Darstellung zweifeln ließ. Sie würden in ihren Berichten erwähnen, dass Sloan behauptete, einige der Details in Ignace’ Artikel seien inkorrekt - als Rache dafür, dass Ignace ihnen mit diesem Knüller zuvorgekommen war.
Am Ende der Pressekonferenz, nachdem alle Fragen abgehandelt waren, stiegen Lucas, Sloan und Nordwall vom Podium und verließen den Raum durch den Hinterausgang.
Ignace folgte ihnen und sagte: »Einen Moment mal …«
Lucas drehte sich zu ihm um: »Heh, Sie sind nicht berechtigt, diesen Ausgang zu benutzen …«
»Ja, ja.« Ignace ging auf Sloan los: »Was sollte das? Zu behaupten, meine Details wären falsch? Sie wissen selbst am besten, dass das nicht stimmt!«
»Ja, ich weiß das. Ich versuche rauszufinden, wo die undichte Stelle bei uns ist. Wenn alle Details richtig sind, und sie sind es, und wenn Sie auf der Korrektheit bestehen, und das tun Sie, dann haben Sie wahrscheinlich Fotos vom Fundort gesehen. Es gibt sechs Leute, die für Sie Kopien der
Fotos gemacht haben könnten. Ich war’s nicht, also bleiben noch fünf übrig. Ich werde rausfinden, wer es war.«
Ignace starrte ihn einen Moment an, drehte sich dann um, schob sein Notizbuch in die Hüfttasche, ging zurück durch die Tür und sagte dabei laut: »Leck mich am Arsch!«
»Wir reden später noch mal miteinander«, rief Sloan ihm nach und fügte, ein wenig leiser, hinzu: »Du verdammter kleiner Scheißer.«
Die Informationen über Pope und die Pressekonferenz hatten den Fortgang der Ermittlungen eingefroren: Die Routinearbeiten wurden zwar fortgesetzt, aber es waren keine bedeutsamen Entscheidungen zu treffen, solange das Ergebnis der DNA-Analyse nicht vorlag. Lucas sprach mit dem Verwaltungschef des SKA über Räumlichkeiten und Personal für das Koordinierungsbüro, fuhr dann nach Hause und aß ein Mikrowellengericht. Er las beim Essen die Mordakte noch einmal durch und rief dann Elle an.
»Ich hab dich im Fernsehen gesehen«, sagte sie. »Das setzt dich unter Druck, den Fall aufzuklären.«
»Ja.«
»Und es könnte den Täter unter Druck setzen, erneut zuzuschlagen - wenn die Aufmerksamkeit in einigen Tagen verebbt, könnte er versucht sein, sie sich wieder zu verschaffen.«
»Richtig. Danke für den Hinweis.«
Er las noch eine Weile weiter in der Akte, ging dann zu einem Antiquariat, danach ins Kino, sah sich einen Spionage-Thriller über einen Attentäter an, der sein Gedächtnis verloren hatte. Die Story war ziemlich unwahrscheinlich, aber es kam eine wilde Verfolgungsjagd darin vor, in die BMWs und Mercedes-Benz-Taxis verwickelt waren.
Am nächsten Morgen um acht rief Weather an,
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