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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Ronstadt und erinnerte sich daran, daß das Mondgesicht bei einem anderen Auftrag einem Baby ungerührt einen Genickschuß verpaßt hatte. Er schüttelte sich und rief den Piloten an.
    Im französischen Bahnhof gab es zwar eine Paßkontrolle, aber hinter dem Zollschalter saß niemand, so daß Marler mit seiner Tasche keine Probleme bekam. Tweed und Newman stießen wenige Minuten vor Abfahrt des Zuges zu den anderen. Paula erwartete sie mit ihren Fahrkarten und rannte dann mit ihnen zusammen zum Bahnsteig. Nield und Butler saßen im letzten Waggon, der leer gewesen war, als sie einstiegen. Marler hatte sich zu ihnen gesellt und sah aus dem Fenster, als Paula, Tweed und Newman im letzten Augenblick auf den Zug sprangen.
    »Das war knapp«, sagte Paula keuchend, als der Zug sich in Bewegung setzte.
    »So was Ähnliches hat Wellington in Waterloo auch gesagt«, erwiderte Tweed.
    Marler schaute weiter aus dem Fenster, bis der Zug den Bahnsteig hinter sich gelassen hatte. Als er sich setzte, fragte ihn Tweed, wonach er denn Ausschau gehalten habe. »Ich habe mir die Gesichter der Leute in der Trambahn gemerkt. Keiner von ihnen ist in diesen Zug gestiegen.«
    »Damit dürften wir sie wohl abgehängt haben«, sagte Paula. »Hoffen wir’s mal«, entgegnete Tweed. »Sie haben doch an allem Ihre Zweifel.«
    »Stimmt. Nur deshalb bin ich noch am Leben.«
    »Wie war denn Ihr Treffen mit Beck?«, fragte Paula. »Beck war sehr hilfsbereit. Wir haben zusammen einige Vorkehrungen getroffen. Vor vier Uhr heute Nachmittag müssen wir wieder zurück im Polizeipräsidium sein.«
    »Wenn wir Glück haben, schaffen wir das«, sagte Paula, nachdem sie den Fahrplan konsultiert hatte. »Vom Bahnhof in St. Ursanne geht man gute zehn Minuten in den Ort. Ich habe das Gefühl, daß Sie sehr gespannt auf diese Juliette Leroy sind, die wir im Hotel d’Or treffen wollen.«
    »Ich halte große Stücke auf Kurt Schwarz.«
    »Was hat Beck eigentlich zu dem Treffen auf dem Rheinkahn gesagt?«
    »Er hat mich darüber aufgeklärt, daß die Minotaurus vor einigen Jahren in ein schwimmendes Hotel mit Konferenzzentrum umgebaut wurde. Auf dem Schiff gibt es Sitzungssäle, eine Bar, ein Restaurant und alle modernen Kommunikationseinrichtungen. Der Besitzer wurde heute von einem Amerikaner namens Davidson angerufen, der die Minotaurus für eine ganze Woche gemietet hat.«
    »Davidson?«
    »Ich glaube, daß es sich dabei in Wirklichkeit um Jake Ronstadt gehandelt hat. Beck hat vor, den Kahn von einem Polizeiboot verfolgen und aufhalten zu lassen. Dann will er die Amerikaner an Bord festnehmen und verhören. Als Vorwand dazu dienen ihm die toten Männer mit den Regenschirmen.«
    »Wie das?«, fragte Paula.
    »Die Männer haben Waffen getragen und alle im Hotel Euler gewohnt. Also glaubt Beck, daß er auch bei den Leuten an Bord des Kahns Waffen finden wird.«
    »Schade, daß wir nicht dabei sein können.«
    »Doch, das werden wir. Beck leiht uns ein Boot und ich habe ihn außerdem um ein Megaphon gebeten, das er mir ebenfalls zur Verfügung gestellt hat. Ich habe es noch rasch in mein Hotelzimmer gebracht, bevor Bob und ich mit einem Taxi zum Bahnhof gefahren sind.«
    »Wozu brauchen Sie denn ein Megaphon?«
    »Es kann nicht schaden, wenn man eines dabeihat.« Tweed verstummte und widmete sich seinen Gedanken, während Paula aus dem Fenster schaute. Der Zug hatte Basel verlassen und fuhr nun durch einen sonnigen Wintertag mit strahlend blauem Himmel. Paula war froh, aus der Stadt zu kommen. Obwohl ihr Basel bei ihrem ersten Besuch zusammen mit Tweed sehr gefallen hatte, waren ihr jetzt die grauen alten Häuser wie die Mauern einer finsteren Festung vorgekommen. Ihr war klar, daß dieser Eindruck einerseits auf das deprimierende Wetter und andererseits auf die Geschehnisse des vergangenen Tages zurückzuführen war. Der Tod der Regenschirmmänner und Nields Erzählung von dem Gorilla, der drauf und dran war, Irina zu foltern, steckten ihr noch in den Knochen. Der Zug fuhr jetzt durch eine tiefe Schlucht, deren hohe Kalksteinwände links und rechts neben den Gleisen emporragten. Paula brachte das Gesicht ganz nahe an die Scheibe und spähte nach oben, wo sie die Gipfel der schneebedeckten Berge sehen konnte. Im Zug war es so warm, daß alle ihre Mäntel ausgezogen hatten. »Das ist der Jura«, sagte Tweed.
    »Nicht so hoch wie die Berge des Berner Oberlands, aber ich mag ihn gerade deswegen. Hier hat man wenigstens nicht ständig das Gefühl, daß einem Millionen

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