Kaltgestellt
sarkastisch gemeint. Sollte ein Witz sein. Aber ich bin nicht sonderlich komisch, nicht wahr?«
»Was noch nicht ist, kann ja noch werden. Ich bin ganz Ohr.«
»Mein Vater hat die Uniform wieder angezogen. Nur in übertragenem Sinn, versteht sich. Er hat mir befohlen, mit ihm zu kommen. Er will damit wohl verhindern, daß ich mich in Schwierigkeiten bringe. Also sitze ich hier und warte darauf, daß eine Frau mit schönen Beinen auf mich zukommt, und wen sehe ich statt dessen? Sie! War nicht böse gemeint.«
»So habe ich es auch nicht aufgefaßt. Ich habe vorhin schon etwas mit Basil getrunken. Ich schätze, Ihr Vater bezahlt ihm die Reise.«
»Genau. Und wenn etwas umsonst ist, kann der gute Basil nicht widerstehen.« Rupert grinste wie ein Wolf. »Mein alter Herr bezahlt ihm nicht nur das Hotel und den Flug, sondern auch alle anderen Ausgaben. Wahrscheinlich braucht er jemanden, der auf mich aufpaßt, und dafür hat er sich Basil ausgesucht.«
»Als eine Art Kindermädchen«, sagte Newman scherzhaft. »Ich finde das nicht besonders witzig. Aber Reporter wie Sie waren ja noch nie allzu taktvoll. Eines allerdings bewundere ich an Ihnen: Sie haben bestimmt eine Menge Kies mit Ihrem Bestseller gemacht. Kruger – der Computer, der versagte. Ich kenne einige Reporter, die es zu nichts gebracht haben und hinter irgendeinem kleinen Schreibtisch gelandet sind, wo sie für das Gehalt eines Buchhalters die Geschichten anderer Leute redigieren.«
»Was haben Sie eigentlich vor, wenn Sie wieder zu Hause sind?«
»Ich hätte nichts gegen einen Job als Manager einer Investmentgesellschaft.«
Newman traute seinen Ohren kaum. So kannte er Rupert gar nicht. Er hatte immer gedacht, daß der Sohn von Guy Strangeways nicht im Entferntesten daran dachte, eine richtige Arbeit anzunehmen. So etwas war für jenen bisher doch nur etwas für Bauerntölpel gewesen. »Sie erstaunen mich«, sagte er.
»Das habe ich auch nicht anders erwartet, alter Junge. Ach, übrigens, ist denn die bezaubernde Paula auch hier?«
»Ja«, antwortete Newman und wurde mißtrauisch. »Aber sie hat nur sehr wenig Zeit. Heute Abend ist sie beispielsweise zum Essen eingeladen. Ich übrigens auch, deshalb muss ich mich jetzt verabschieden.« Er griff nach der Rechnung, die der Kellner auf den Tisch gelegt hatte. »Nein, lassen Sie das«, sagte Rupert und nahm ihm die Rechnung aus der Hand. »Ich habe Sie schließlich eingeladen.« Newman stand auf und ging. Als er bereits ein paar Schritte entfernt war, rief Rupert ihm noch etwas nach. »Grüßen Sie Paula von mir, wenn Sie sie sehen.«
Jack Ronstadt saß am Kopfende eines langen Tischs in seiner Suite im Hotel Euler. Er war stinksauer. Daß er trotzdem mit leiser, kontrollierter Stimme sprach, alarmierte alle, die mit ihm im Raum saßen. Sie wußten, daß man sich vor ihm in acht nehmen mußte, wenn er so ruhig war. »Ihr habt alles vermasselt, was man nur vermasseln kann«, begann er. »Erst lassen sich vier von euch von einer einzigen Handgranate umlegen, dann kriegt Rick Sherman, der diese Irina ausquetschen und dann umbringen sollte, ein Messer in die Kehle.« Er hielt inne und sah sich in der Runde um. »Hat sonst wer noch eine Idee? Könnte sich einer von euch vorstellen, was ihr sonst noch vermasselt habt? Wie steht es mit dir, Vernon? Möchtest du etwas beitragen?«
»Na ja, Boss.« Der dünne Mann räusperte sich. »Ich glaube, Sie spielen auf den Lastkahn an.«
»Da hast du verdammt Recht«, fauchte Ronstadt und schlug mit der Hand auf den Tisch. »Ich habe dich damit beauftragt, dafür zu sorgen, daß wir diesen Tweed und seine Bagage endlich loswerden. Und was machst du?«
»Es hat irgendwie nicht geklappt.«
»Irgendwie?« Ronstadt kam langsam in Fahrt. »Willst du mich für blöd verkaufen? Es war eine gottverdammte Katastrophe.« Er ballte die Faust und gab damit so schnell, daß keiner es kommen sah, Vernon einen Kinnhaken. Vernon fiel mitsamt seinem Stuhl nach hinten auf den Boden, wo er sich mühsam wieder aufrappelte. Mit gesenktem Kopf und kaum verhohlenem Hass auf Ronstadt setzte er sich wieder an den Tisch. Ronstadt machte ein unbeteiligtes Gesicht, so als wäre nichts passiert. Er hatte seinen Untergebenen nur mit halber Kraft geschlagen, denn wenn er richtig hingelangt hätte, würde Vernon jetzt einen gebrochenen Unterkiefer haben, und das konnte sich Ronstadt nicht leisten. Er brauchte Vernon noch.
»Machen wir also weiter«, fuhr er mit ruhiger Stimme fort. »Morgen in
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