Kaltgestellt
so plötzlich zur Abreise entschlossen hat.«
»Mir hat sie auch kein Wort davon gesagt. Das verstehe ich nicht.«
»Möglicherweise gibt es eine ganz einfache Erklärung dafür«, mischte Tweed sich ein und sah Marler an. »Paula, Bob und ich werden sie vielleicht jetzt gleich beim Essen von Sharon Mandeville erfahren. Aber überlaßt das Fragen mir«, warnte er Paula und Newman. »Ich werde schon zur rechten Zeit das Gespräch auf Denise Chatel lenken. Übrigens habe ich vor, behutsam mit Sharon umzugehen – wundern Sie sich deshalb nicht über das, was ich zu ihr sagen werde. Im Augenblick ist es wichtig, daß wir den Feind nicht unnötig beunruhigen. Ich glaube, ich kann Sharon aushorchen, ohne daß sie es mitkriegt.«
»Sollten wir nicht Pete Nield und Harry Butler damit beauftragen, nach Denises Verbleib zu forschen?«, fragte Marler. »Das wollte ich gerade selbst vorschlagen«, antwortete Tweed. »Im Augenblick probieren sie gerade die neuen Audis mit den Winterreifen aus. Ich hatte vorhin übrigens eine recht interessante Unterhaltung mit Ed Osborne.«
»Das hat Ihnen bestimmt gefallen«, witzelte Paula. »Es ist ihm scheinbar herausgerutscht, daß er bald nach Freiburg gehen wird. Er hat mir sogar den Namen seines Hotels dort genannt. Es ist der Schwarzwälder Hof.« Tweed sah hinüber zu Paula. »Vielleicht könnten Sie noch vor dem Essen dort anrufen und Zimmer für uns alle buchen? Auf dem Block da drüben habe ich die Adresse und Telefonnummer des Hotels aufgeschrieben.«
»Soll ich die Zimmer unter unseren richtigen Namen buchen?«
»Ja. Und sagen Sie, daß wir wahrscheinlich morgen kommen, daß es aber auch ein paar Tage dauern kann. Man soll die Zimmer so lange für uns reservieren. Notfalls bezahlen wir sie auch, wenn wir sie nicht in Anspruch nehmen.«
»Ist das wirklich eine so gute Idee, uns alle zusammen in einem Hotel in der Nähe des Schwarzwalds einzuquartieren?«, fragte Paula nach.
»Ja. Ich möchte unsere Kräfte gebündelt halten.«
»Ehe ich’s vergesse«, begann Newman. »Ich habe unten in der Halle Rupert getroffen, der mir ganz verwandelt vorkam.« Er erzählte den anderen, die ihm ungläubig zuhörten, von seinem Drink mit Rupert.
»Haben Sie ihm das etwa geglaubt?«, platzte es aus Paula heraus, sobald er fertig war. »Rupert und ehrliche Arbeit? Das ist doch völlig ausgeschlossen.«
»Es könnte ja sein, daß Rupert schön Wetter bei seinem Vater machen möchte«, erwiderte Newman. »Schließlich ist Sir Guy mehrfacher Millionär.«
»Tweed, was halten Sie davon?«, fragte Paula. »Ich habe dazu keine Meinung.«
»Um noch mal auf Osborne zurückzukommen«, sagte Newman. »Sie haben vorhin gesagt, das mit dem Hotel in Freiburg sei ihm ›scheinbar‹ herausgerutscht. Glauben Sie etwa, daß er Ihnen diese Information absichtlich zugespielt hat?«
»Das wäre durchaus möglich.«
»Dann wäre ich dafür, keine Zimmer in diesem Hotel zu buchen.«
»Tut mir Leid, Bob, aber ich habe mich nun mal dafür entschieden. Ich möchte, daß Paula die Zimmer bucht.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt.«
»Das ist eine Falle!«, sagte Newman vehement. »Na und? Dann gehen wir ihnen eben in die Falle.«
Als Tweed, Paula und Newman in den Speisesaal kamen, wartete Sharon dort bereits auf sie. Sie hatte einen Tisch am Fenster bekommen und sogar kleine Tischkärtchen aufstellen lassen, die Tweed neben sie und Paula und Newman auf der anderen Seite des Tischs plazierten. Paula bekam den Stuhl am Fenster und saß damit Sharon direkt gegenüber. »Ich glaube, wir sind pünktlich«, begrüßte Tweed ihre Gastgeberin.
»Auf die Minute«, erwiderte Sharon lächelnd. Als sie Paula die Hand gab, merkte nur Newman, wie angespannt Paula dabei war.
»Ihr Kleid ist wirklich das eleganteste, das ich in dieser Saison gesehen habe.«
»Danke für das Kompliment, Paula. Wie großzügig von Ihnen.« Sharon sah die beiden Kellner an, die an den Tisch getreten waren.
»So, dann wollen wir mal. Nimmt jeder einen Aperitif?« Während Sharon die Bestellung aufgab, musterte Paula sie trotz ihres Vorsatzes, genau das nicht zu tun. Sie trug ein smaragdgrünes Kleid mit hohem Kragen und um die Hüfte einen schmalen goldenen Gürtel. Sie sah fantastisch aus, wie sie aufrecht, aber ohne eine Spur von Arroganz dasaß. Paula fand, daß sie eine fast unwirkliche Ruhe ausströmte. Alle ihre Bewegungen waren langsam und kontrolliert und ihre grünen Augen wanderten
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