Kaltgestellt
auch wieder nicht gewesen sein«, bemerkte sie.
Tweed fuhr allein mit dem Lift nach oben, weil Paula sich noch ein wenig den Schaukasten ansehen wollte, in dem es ihr eine Diamantbrosche, die wie die Flügel eines Vogels geformt war, besonders angetan hatte. Newman war bei ihr geblieben. Er sah, wie Marler zurück ins Hotel und direkt auf sie zukam.
»Ich muss mit Ihnen reden«, sagte er. »Vielleicht gehen wir in den kleinen Aufenthaltsraum dort drüben. Der ist gerade leer.«
Sie gingen ein paar Stufen hinauf in den Raum und setzten sich.
»Haben Sie etwas gefunden?«, fragte Newman.
»Ja. Die Kugel, die eigentlich Tweed gegolten hatte. Hier ist sie.«
Aus seiner Jackentasche holte er eine alte Tabaksdose, die Paula an die Zeit erinnerte, als Marler noch Pfeife geraucht hatte. Er öffnete die Dose und zeigte den beiden das häßliche, deformierte Geschoß, das darin lag. »Ein wichtiges Beweisstück«, sagte Marler. »Haben Sie irgendwelche Spuren von dem Schützen entdeckt?«
»Keine. Zuerst habe ich gedacht, daß er von einem der Hausdächer aus geschossen hat. Aber als ich mir die Dächer näher angesehen habe, ist mir klar geworden, daß nicht einmal ein geübter Bergsteiger dort einen sicheren Halt gefunden hätte. Und die Fenster in den oberen Stockwerken waren alle zu. Das weiß ich, weil ich sofort nach dem Schuß auf den Platz gerannt bin.«
»Von wo aus wurde der Schuß denn dann abgefeuert?«
»Von ebener Erde aus. Vielleicht hat sich der Attentäter hinter einer Ecke versteckt. Da drüben gibt es eine lange Arkade, in der kein Mensch zu sehen war. Die Leute sind schon alle bei der Arbeit, und die Frauen, die in die vornehmen Geschäfte zum Einkaufen gehen, stehen noch vor dem Spiegel und legen ihr Make-up auf.«
»Sie sind ein alter Macho, Marler«, sagte Paula neckisch. »Wollen Sie damit sagen, daß ich nicht Recht habe?«
»Doch, Sie haben Recht. Ich finde es nur amüsant, wie Sie die Frauen sehen. Ihr Wissen stammt wohl aus Erfahrung.«
»Woher sonst?«
Der Jumbo-Jet der British Airways mit der Flugnummer BA 9999 befand sich auf seinem Weg von London nach New York mitten über dem Atlantik, als der Pilot wegen ungewöhnlich starker Turbulenzen den Kurs ändern mußte. Kurz darauf übergab er das Steuer an seinen Kopiloten und blickte durch das Cockpitfenster. Aus einer Höhe von fünfunddreißigtausend Fuß sah er unter sich nichts weiter als eine sich schier endlos ausdehnende Wolkendecke, unter der sich der Ozean verbarg. Laut Wetterbericht erstreckten sich die Wolken bis nach New York, das noch mehrere Flugstunden entfernt lag. Captain Stuart Henderson lutschte nachdenklich an einem Bonbon, das ihm Linda, die Chefstewardeß, wenige Minuten zuvor gegeben hatte. In einem Regal oberhalb des Pilotensitzes lag, sorgfältig gegen das Herunterfallen gesichert, Hendersons Videokamera. Er hatte seiner Frau versprochen, ein paar Aufnahmen vom Anflug auf New York zu machen. Bei diesem Flug allerdings würde er wohl wieder kein Glück haben, denn der JFK-Airport lag unter dichten Wolken. Nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit, dachte Henderson, während er einen abschließenden Blick aus dem Fenster warf. Und da sah er etwas, was ihn in ungläubiges Staunen versetzte.
»Linda, gib mir die Videokamera – schnell!«, rief er. Unter dem Jumbo hatte sich ein Loch in den Wolken aufgetan, durch das er auf dem Wasser des Atlantiks einen riesigen Flugzeugträger schwimmen sah, begleitet von mehreren Kreuzern und Lenkwaffenzerstörern. Während Linda die Kamera aus dem Regal holte, nahm Henderson ein starkes Fernglas zur Hand und richtete es auf die Schiffe. Am Mast des Flugzeugträgers konnte er deutlich das amerikanische Sternenbanner erkennen.
»Linda, nehmen Sie das Fernglas und geben Sie mir die Kamera! Da unten ist ein großer amerikanischer Flottenverband, der direkt auf die Britischen Inseln zuhält.« Henderson nahm die Kamera und richtete sie durch das Fenster nach unten, bis er alle Schiffe der Flotte auf Video gebannt hatte. Dann schlossen sich die Wolken wieder und Henderson blickte nachdenklich auf die Kamera in seiner Hand.
»Frank«, sagte er zu seinem Kopiloten, »wissen Sie etwas von einem amerikanischen Flottenverband, der zur Zeit in britischen Gewässern operiert?«
»Nein.«
»Ich auch nicht«, sagte Linda, »und ich lese jeden Tag sämtliche Zeitungen. Auch im Fernsehen haben sie nichts davon gebracht.«
»Ich finde, wir sollten unsere Beobachtung über Funk dem
Weitere Kostenlose Bücher