Kaltherzig
meinem Freund wechseln.«
Er legte Barbaro die Hand auf die Schulter, um ihn beiseitezuziehen.
»Müsst ihr eure Geschichten abstimmen?«, fragte ich süßlich. Dumm von mir, aber es war schon passiert. Manchmal kann ich nicht anders.
Barbaro wirkte verwirrt, aber zufrieden damit, das Schauspiel zu beobachten. Sein Blick ging zwischen uns hin und her, als würde er ein Tennismatch verfolgen.
Walker ließ sich einen Moment Zeit, um sich zu sammeln. Atmete ein, atmete aus. Er war sich der beiden Paare sehr bewusst, die soeben vom Restaurant heraufgekommen waren und keine fünf Meter entfernt im Gespräch standen.
»Ich brauche keine Geschichte«, sagte er ruhig und trat ein wenig näher. Ich wich nicht zurück. Ich sah ihm in die Augen und wusste, dass es ihn nervös machte.
»Glaubst du nicht? Ein bewusstloser Alibizeuge?« Ich schüttelte den Kopf. »Das ist gar nicht gut, Bennett. Wenngleich er deiner Version der Ereignisse zumindest nicht widersprechen kann.«
»Ich verstehe, dass du aus dem Häuschen bist, Elena«, sagte er. »Aber ich habe mit dem Tod dieses Mädchens nichts zu tun, und ich nehme es dir übel, dass du diesbezüglich Andeutungen machst, vor allem wenn man bedenkt, dass dich andere Leute hören.«
Ich musste lachen. »Ach, du meine Güte, was werden die Nachbarn denken? Das geht doch nicht, dass ich deinen glänzenden Ruf trübe. Du bist einfach unglaublich«, sagte ich und senkte die Stimme.
»Zwanzig Jahre, und du hasst mich immer noch.«
»Es gibt keine Verjährung für das, was du getan hast, Bennett. Nicht bei mir.«
»Trotz allem, was du partout glauben willst, wurde ich entlastet.«
»Was für eine interessante Neufassung der Geschichte.«
»Ich werde diese Unterhaltung nicht mit dir führen, Elena. Nicht hier und jetzt.«
»Nun, falls du einmal Zeit für mich hast, sag Bescheid. Es geht doch nichts darüber, in alten Erinnerungen zu schwelgen«, sagte ich sarkastisch.
Ich wandte den Blick von ihm und sah Barbaro an. »Wenn die Herren mich nun entschuldigen wollen. Es war ein sehr langer, sehr schlechter Tag. Ich finde allein hinaus.«
Ich verließ das Gebäude und ging am Stand der Jungs vorbei, die sich um die Autos kümmerten. Ich hatte meines am unteren Parkplatz abgestellt. In einem Geheimfach in der Fahrertür lag eine 9-mm-Glock, und ich konnte es nicht riskieren, dass die Waffe in die Hände eines Sechzehnjährigen fiel, der sich für einen Mindestlohn dabei langweilte, reiche Leute zu bedienen.
»Elena!«
Barbaro. Er lief, um mich einzuholen. Aber als er mich eingeholt hatte, schien er nicht zu wissen, was er sagen sollte.
»Ich fürchte, ich verstehe nicht, was da eben passiert ist«, brachte er schließlich heraus.
»Ich bin sicher, Ihr guter Freund wird Sie aufklären«, sagte ich. »Aber wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf: Strengen Sie sich nicht zu sehr an, ihm ein Alibi zu verschaffen. Wenn ich herausfinde, dass er etwas mit dem Mord an Irina zu tun hat, dann garantiere ich, dass er dafür bezahlt, und ich werde keine Rücksicht darauf nehmen, wer mir in die Quere kommt.«
»Das ist verrückt! Bennett ist ein guter Freund.«
»Wie lange kennen Sie ihn schon?«
»Mehrere Jahre. Er würde niemals einer Frau etwas zuleide tun.«
»Wirklich? Wieso nicht? Weil er gut aussieht? Weil er
Charme hat? Weil er reich ist?«, fragte ich. »Für einen so weltgewandten Mann sind Sie schrecklich naiv, Mr. Barbaro. Wenn Sie wieder da hineingehen und sich mit Ihrem Freund auf einen Drink zusammensetzen, dann fragen Sie ihn, ob ihm der Name Maria Nevin etwas sagt.
Und egal, was er sagt, Sie sollten wissen: Bennett Walker ist ein Lügner und Vergewaltiger. Ich weiß es, weil auch ich einmal sein Alibi war.«
Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, und entschied sich klugerweise, gar nichts zu sagen.
Ich drehte mich um und öffnete die Wagentür. Barbaro legte mir die Hand auf die Schulter.
»Bitte fahren Sie nicht zornig fort, Elena.«
Er stand zu nahe. Ich drehte mich nicht um, um ihn anzusehen.
»Ich bin nicht auf Sie zornig.«
»Sie sind zornig auf die Welt, glaube ich.«
»Ja«, flüsterte ich und fühlte mich völlig erschlagen von dem Tag. Körperlich und seelisch ausgelaugt. Er nahm die Hand von meiner Schulter und berührte mich am Hinterkopf.
»Bitte versuchen Sie nicht, mich zu trösten«, sagte ich. »Ich glaube nicht, dass ich das im Moment ertrage.«
»Sie müssen immer stark sein?«
»Es bleibt mir nicht viel anderes übrig. Wenn
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