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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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sie sich versucht, den Kollegen zu bitten, die Aufgaben zu tauschen. Aber er war nur ein junger Assistent ohne Ausbildung.
    Sie war die Leiterin des Kindergartens. Außerdem hatte Marius den Toten sicher nur erfunden.
    Er hatte wirklich eine blühende Phantasie, der kleine Marius.
13.39 Uhr
GRUS, Bærum
     
    Ola Farmen saß in seinem Büro und starrte auf das Telefon.
    Sie hatten überall nach Erik Berntsen gesucht. Er war spurlos verschwunden. Seine Frau hatte keine Ahnung gehabt. Am frühen Morgen hatte Petter Bråten sie angerufen und ihr mitgeteilt, dass ihr Mann nicht mehr da sei. Zuerst hielt auch sie den Ausdruck »nicht mehr da« für eine hilflose Umschreibung der Tatsache, dass Erik tot sei. Als Petter Bråten dieses Missverständnis endlich erkannte und das eigentliche Problem erklärte, wurde sie wütend. Sie konnte nicht begreifen, wie in einem Krankenhaus ein Patient verschwinden konnte. So etwas war jedenfalls in all den Jahren mit keinem von Eriks zahllosen Patienten passiert.
    Die beiden Töchter hatten ebenfalls nichts vom Vater gehört. Petter hatte Berntsens Sohn nicht erreicht, aber es gab keinen Grund zu der Annahme, dass der vierundzwanzigjährige Nachkömmling das Verschwinden des Vaters erklären könnte. Der ältesten Schwester zufolge war er ein Taugenichts, der seine Eltern nur selten besuchte. Vermutlich hielt er sich nicht einmal in Norwegen auf.
    Sara Zuckerman hatte Ola schließlich gebeten, die Polizei zu informieren. Klinikchef Benjaminsen und Lars Kvamme hatten schon früher Alarm schlagen wollen, aber Sara hatte darauf bestanden, noch zu warten. Es wäre nur eine zusätzliche Belastung für Berntsens Familie, wenn die Polizei in etwas hineingezogen würde, wofür es aller Wahrscheinlichkeit nach eine schlichte Erklärung gab.
    Die Wahrscheinlichkeit für eine schlichte Erklärung war dann im Laufe des Tages immer kleiner geworden.
    Ola Farmen konnte nicht verstehen, warum ausgerechnet er anrufen sollte. Es wäre richtiger gewesen, wenn Kaare Benjaminsen das übernommen hätte. Oder Sara selbst. Er spürte, wie sein Ärger wuchs, je mehr Zeit verging, ohne dass das Telefon einen Mucks von sich gab.
    Bei der Polizei hatte ihm ein gewisser Kommissar Klavenes lange schweigend zugehört, dann hatte er ziemlich schroff mitgeteilt, er werde Dr. Farmen in wenigen Minuten zurückrufen. Ola wusste, dass erst geprüft wurde, ob er der war, als der er sich ausgab. Aber nun waren elf Minuten vergangen, und er hatte Wichtigeres zu tun.
    Er ließ sich im Sessel zurücksinken und schaute aus dem Fenster.
    Auf den großen Rasenflächen zwischen der Chirurgie und dem Verwaltungsgebäude hatten dunkelhäutige Jungen einen Fußballplatz eingerichtet. Die Schilder mit der Aufschrift Bitte den Rasen nicht betreten waren als Eckpfosten für kleine Tore genutzt worden. Die Hecke am Weg im Süden war die eine Seitenlinie, das rechteckige erhöhte Becken weiter vorn fungierte als Grenze an der gegenüberliegenden Seite. Ola ertappte sich dabei, dass einer der Jungen ihn faszinierte.
    Er fuhr zusammen, als das Telefon klingelte. »Dr. Farmen«, sagte er verwirrt.
    »Hauptkommissar Klavenes.«
    »Ja. Hallo.«
    »Dieser Erik Berntsen, der war also Patient bei Ihnen?«
    »Er ist Patient bei uns, wir können ihn nur nicht finden. Er wurde in der vergangenen Nacht zuletzt gesehen, so gegen vier Uhr.«
    »Wir haben ihn gefunden. Das heißt, eigentlich hat ihn ein Kind gefunden. Vor kurzer Zeit.«
    »Was? Was sagen Sie da?«
    »Er hatte seine Brieftasche bei sich. Führerschein und Kreditkarte mit Bild. Wir haben ihn natürlich noch nicht offiziell identifizieren können, aber wir sind uns sicher, dass er es ist. Gerade siebzig geworden, nicht wahr?«
    Ola nickte nur.
    »Nicht wahr?«, wiederholte die Stimme.
    »Doch. Ja.«
    »Wir haben den Fundort noch nicht abschließend untersucht«, sagte der Polizist. »Die Leiche wird ...«
    »War es ein Verbrechen?«, fiel Ola ihm ins Wort.
    »Das wissen wir noch nicht. Warum war er bei Ihnen?«
    »Ihm ist ein ICD eingesetzt worden. Ein Herzstarter.«
    »Siebzig Jahre und herzkrank«, sagte Klavenes. »Für mich klingt das nach einer natürlichen Todesursache. Aber darüber werden wir später mehr sagen können. Die Angehörigen sind noch nicht informiert worden, und vielleicht sollten Sie das ... Normalerweise bringen wir Verstorbene in die Gerichtsmedizin, aber in diesem Fall sollte er vielleicht ...«
    »Wissen Sie«, Ola fiel ihm ein weiteres Mal ins Wort. »Ich

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