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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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mitfühlend, während er versuchte, den Blick des Jungen einzufangen.
    »Kann ich nicht wenigstens einen Schluck Wasser haben?«, fragte David.
    »Willst du unterschreiben?«
    Die Kammer schien zu schrumpfen.
    Der Trick hatte gewirkt.
    Verdammt, er hat gewirkt. Dieser lächerliche Trick hat gewirkt!
    Er wollte nur laufen.
    Plötzlich und so schnell, dass Peter die Augenbrauen hob, riss David das Abkommen von der anderen Tischseite und blätterte zur letzten Seite weiter.
    Peter reichte ihm einen Kugelschreiber. Der kratzte, als David eine unleserliche Signatur auf das Papier kritzelte.
    »Und die Initialen unten auf jede Seite«, verlangte Peter.
    Die Seite 3 der Abmachung löste sich, als David alles noch einmal durchblätterte.
    »Danke«, sagte Peter, als es getan war, und zog einen Scheck aus der Brusttasche. »Hier ist das Geld.«
    David erhob sich. Langsam diesmal, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Er nahm die kombinierte ID- und Schlüsselkarte vom Gürtel und warf sie auf den Tisch. »Das ist die Einzige, die ich habe. Sieh im Register nach, wenn du mir nicht glaubst.«
    Peter verzog keine Miene. Er hatte noch immer die Hand gehoben und ließ den Scheck zwischen den Fingern baumeln. Als ob er eine Nutte bezahlen wollte, dachte David.
    »Die Security bringt dich raus«, sagte Peter. »Ich bin mir sicher, dass alle Herzkranken auf der Welt dir einen freundlichen Gedanken widmen würden, wenn sie wüssten, wer du bist.«
    »Kill those motherfuckers, for all I care«, fauchte David und setzte sich in Bewegung. Als er an dem Mann vorüberlief, der noch vor wenigen Sekunden sein Chef gewesen war, riss er den Scheck an sich.
    Dann rannte er los.
11.03 a.m.
Mercury Medical Zentrale, Manhattan, NYC
     
    David Crows Büro war sicher das Unpersönlichste, das Peter Adams je gesehen hatte. Als er in der Tür stand und den Blick vom Bücherregal auf der rechten Seite zu dem doppelten Schreibtisch vor der anderen Längswand laufen ließ, konnte er nicht einen einzigen privaten Gegenstand sehen. Kein Bild, keine Kinderzeichnung, kein albernes Andenken von irgendeiner Auslandsreise. Nicht einmal eine verwelkte Topfblume auf der Fensterbank. In den Regalen waren Ordner und Bücher ordentlich sortiert. Auch auf dem ungewöhnlich langen Schreibtisch herrschte peinliche Ordnung. Ein Gefäß mit Stiften. Eine graue Schreibunterlage vor dem einen der beiden Sessel, Tastatur und Computerbildschirm vor dem anderen. Unter dem Tisch, neben einem Rollschrank mit Schubladen, drei weitere Rechner. Alle ausgeschaltet.
    Das Zimmer wirkte fast steril, ein Eindruck, der durch einen vagen Chlorgeruch noch verstärkt wurde. Peter Adams schnupperte und begriff nicht so recht, was das sein konnte.
    »Der Typ hat sich mit einer Million Phobien herumgequält«, sagte der Mann von der Security, der so lautlos hereingekommen war, dass Peter zusammenfuhr. »Vor Bakterien, zum Beispiel. Komisch, dass er überhaupt einen Nerv für Dope hatte. Da hat man doch null Kontrolle drüber. Was sollen wir jetzt machen?«
    »Seht alles durch«, sagte Peter Adams. »Absolut alles. Holt einen von den Leuten von R & D, falls ihr nicht sicher seid, ob etwas in den Reißwolf kann. Wenn ihr noch Zweifel habt, kommt zu mir. Seid gründlich.«
    »Alles klar. Das dauert einige Tage.«
    Peter gab keine Antwort.
    Er war ein wenig traurig. David Crow war so unsympathisch, dass Peter nicht an ihm gehangen hatte, aber es war doch eine Tragödie, dass ein Genie sein Leben auf diese Weise vergeudete.
    Langsamer als sonst ging er zum Fahrstuhl und zu seinem eigenen Büro. Er war so stolz gewesen, dass es ihm gelungen war, David Sony, dem Verteidigungsministerium, der NASA, General Motors und etlichen anderen Interessenten sozusagen vor der Nase wegzuschnappen. Fast schien die Vorstellung, mit Computern zu arbeiten, die mit menschlichem Gewebe kommunizierten, für den Jungen den Ausschlag gegeben zu haben.
    Pacemaker.
    Implantierbare Herzstarter.
    Neurostimulatoren.
    Cochleaimplantate.
    David besaß nicht nur eine unbegreifliche Fähigkeit dafür, Computerprogramme zu verstehen, zu entwickeln und zu analysieren. Er besaß auch eine umwerfende Phantasie für die Möglichkeiten, die die Zukunft bringen würde. Er glaubte zum Beispiel, dass es möglich sein würde, Blinde sehend zu machen.
    Als Peter wieder in seinem eigenen Büro war, wo ein großes Bild der lächelnden Catherine auf dem Schreibtisch stand, dazu drei schöne Orchideen vor dem Fenster und das übliche

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