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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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abzulesen. Er steckte ihn in die Tasche, legte das Telefon in die andere und kehrte in sein Büro zurück.
    Nach dem Funkmelder zu suchen hatte er darüber total vergessen.
23.59 Uhr
Båtstøjordet, Høvik, Bærum
     
    Als Sara mit einem Ruck aus dem Bett auffuhr, wusste sie nicht, was sie geweckt hatte. Sie hatte nur eine knappe Stunde geschlafen.
    »Thea«, flüsterte sie ängstlich in die Dunkelheit.
    Niemand antwortete.
    Die Türklingel schrillte.
    Wütend und ängstlich warf Sara die Decke zurück, stellte die Füße auf den kalten Boden und zog den Morgenrock vom Haken neben der Tür. Bei jedem Schritt wurde sie wütender und weniger ängstlich. Auf dem Weg zur Treppe schaute sie bei Thea hinein. Selbst jetzt, als Teenager, bestand die Nichte darauf, bei offener Tür und eingeschalteter Nachttischlampe zu schlafen.
    Sie schlief tief und bewegungslos im schwachen blauen Lampenlicht.
    Die Türklingel ertönte ein weiteres Mal.
    »Ist ja gut, Mensch«, flüsterte Sara.
    Im Erdgeschoss blieb sie für einen Moment stehen. Statt in die Diele zu gehen, schlich sie sich ans Küchenfenster. Vorsichtig schob sie den Vorhang zur Seite.
    »Ola?«
    Er sah sie nicht, hob aber gerade wieder die Hand zur Klingel.
    »Ich komm ja schon. Ich komm ja schon!«
    Damit er nicht wieder klingelte, klopfte sie an die Fensterscheibe, dann lief sie zur Haustür und riss sie auf. »Was in aller Welt?«, rief sie und musterte ihn von Kopf bis Fuß.
    Ola trug noch seinen weißen Kittel, und seine Haare standen nach allen Seiten ab, als hätte er sie sich gerauft. Über seine Schulter hinweg konnte sie sehen, dass er schräg geparkt hatte, dicht vor den Mülltonnen, mit einem Rad im Tulpenbeet.
    »Das musst du dir ansehen«, keuchte er und schwenkte einen Stapel Papiere, den sie sofort als Ausdruck eines ausgelesenen ICDs erkannte.
    »Jetzt? Mitten in der Nacht? Was ist passiert, Ola?«
    »Weiß der Teufel«, fauchte er und drängte sich an ihr vorbei.
    Im Haus drehte er sich zu ihr um und hob die rechte Hand so plötzlich, dass sie zurückwich.
    »Schau mal«, sagte Ola außer sich. »Weißt du, was das hier ist?«
    »Ja«, sagte sie leise. »Das ist ein ICD. Könntest du bitte leiser sein? Thea schläft bei offener Tür und ...«
    »Den hast du am Dienstag Erik Berntsen eingesetzt!«
    Sie starrte ihn an wie einen Einbrecher. »Was? Was sagst du da?«
    »Diesen ICD hast du Professor Berntsen eingesetzt«, wiederholte Ola und hielt ihr den Apparat noch dichter vor das Gesicht. »Berntsen! Der tot ist und in einem Kühlraum im Rikshospital liegt! Kannst du mir erklären, wie sein Herzstarter in deiner Tasche im GRUS gelandet ist?«
    Sie verstand nicht, was Ola da sagte, warum er dort war, mitten in der Nacht, wo er doch Dienst hatte und sie schlafen sollte. »Komm«, sagte sie endlich und ging in die Küche, wartete, bis er ihr gefolgt war, und schloss dann hinter ihm die Tür. »Setz dich. Ich glaube, wir brauchen Kaffee.«
    »Dazu habe ich keine Zeit. Sieh dir das hier endlich an.«
    Sie holte tief Luft und legte ihm ruhig eine Hand auf den Unterarm. »Ola, du irrst dich. Natürlich werden wir feststellen, was hier passiert ist. Es ist aber ausgeschlossen, dass Erik Berntsens ICD in meiner Tasche gelandet ist.«
    »Ich irre mich nicht.«
    »Doch, Ola. Ich habe vorhin mit dem Pathologen gesprochen. Um den ICD haben die sich schon gekümmert. Nichts Unnormales. Das hier ist irgendein Missverständnis, das wir morgen klären werden, wenn ...«
    »Die Seriennummer stimmt. Dieser ICD ist identisch mit dem, den du am Dienstagmorgen Erik Berntsen eingesetzt hast«, sagte er, ohne ihren Blick auch nur für eine Sekunde loszulassen. »Und das ist noch nicht das Schlimmste.«
    Sara schwieg. Die ICDs wurden mit äußerster Genauigkeit registriert, und sie war sicher, dass Ola doppelt und dreifach überprüft hatte, ob die in den ICD einprogrammierte Nummer wirklich mit der übereinstimmte, die im Computer und in dem altmodischen Papierprotokoll registriert war.
    Ola zog den akkordeonartigen Ausdruck des ICD über den Küchentisch. Elf kleine Bögen wurden zu einer schmalen, anderthalb Meter langen Bahn. »Das hier ist das Schlimmste«, sagte er und tippte mit dem Zeigefinger auf den ersten Bogen. »Und das. Und das. Und das. Und ...«
    Sein Finger hämmerte auf jeden der elf Bögen.
    Sara zog den Morgenrock fester um sich zusammen und beugte sich über den Ausdruck.
    Auf jedem dünnen Blatt aus matt glänzendem Papier stand oben der Aufdruck MERCURY

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