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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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sagte sie leise, als er das Gerät aus dem Regal auf eine kleine Arbeitsfläche zog. »Das muss dich im Laufe der Jahre ganz schön viel gekostet haben.«
    Er legte den Zeigefinger an die Lippen und schaute zur Decke. »Ein paar Geheimnisse muss ein Mann doch haben dürfen«, sagte er mit breitem Lächeln. »Vor allem, wenn man sich mit zwanzig das erste Kind zulegt und es alle Jahre bei derselben Frau aushält.«
    Sara stimmte ihm eigentlich zu, sagte aber nichts.
    Ola zog die Plastiktüte mit dem ICD hinter einem kleinen Lautsprecher hervor. »Ganz ruhig«, sagte er, als er die Tüte öffnete und sah, dass Sara protestieren wollte. »Ich habe für alles gesorgt. Die Blutspuren hier ...« – er hielt den ICD zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand – »... habe ich in einem eigenen Remedium gesichert.«
    Er zeigte auf zwei kleine Glasgefäße mit Pinseln und zugeschraubten Deckeln.
    »Und jetzt musst du ausnahmsweise mal mir zuhören.«
    Sara lächelte widerwillig, als sie sein Gesicht sah. Sie hatte ihn noch nie so aufgeregt und eifrig erlebt wie jetzt, als er ein Buch vom Boden aufheben wollte. Es war so eng in der Kammer, dass Sara sich gegen einen Stapel Computerzeitschriften pressen musste, damit Ola sich bücken konnte.
    »Du hast doch immer gesagt, ich sollte endlich Ellenbogens Standardwerk über Pacemaker und ICDs von vorn bis hinten lesen«, sagte er und öffnete das bleischwere knallorange eingebundene Buch. »Das werde ich niemals über mich bringen. Das hier ist ein Nachschlagewerk, und was glaubst du, was ich gefunden habe?«
    Er blätterte zur richtigen Seite weiter. »Sicher doch, Frau Professor. Wenn du dir Tabelle 11-1 und die dazugehörigen Daten ansiehst, erkennst du rasch, dass Patienten fast immer nach einem Stoß des ICD von Flimmern auf Sinusrhythmus umschalten.«
    Er zeigte ihr die Seiten.
    »Ich hatte mir etwas gemerkt, was du über den Ausdruck der Fuck-you-CD gesagt hattest«, sagte er und klappte das Buch mit einem Knall zu. »Heute Nacht, nachdem ich zweimal aufgewacht bin und nicht wieder einschlafen konnte, hat es mich getroffen wie ... wie ein Blitz aus heiterem Himmel.«
    Sein Finger machte eine dramatische Zickzackbewegung.
    »Berntsen ist zuerst zu Flimmern stimuliert worden, richtig?«
    Ihr Blick wirkte dunkel und leer. Für einen Moment war er unsicher, ob sie nachdachte oder nicht so recht verstand, worauf er hinauswollte.
    »Er bekam kleine elektrische Impulse vom ICD, obwohl sein Herz sehr gut funktionierte«, sagte er vorsichtig. »Sein Herz reagierte mit gefährlichem Flimmern.«
    »Ich weiß, was Pacing bedeutet«, sagte sie. »Ich habe auch eine gewisse Vorstellung davon, wie lebensbedrohlich Flimmern sein kann.«
    Ola legte die Hand auf den ICD. »Und dann hat er nicht nur einen, sondern drei elektrische Schockstöße abbekommen.«
    Jetzt deutete sie immerhin ein Nicken an.
    »Aber er hatte keine Andeutung von einem Umschlag, Sara! Sein Herz ging nicht zum normalen Sinusrhythmus zurück. Wie groß ist die Chance dafür? Wenn fast alle nach einem umschalten? Er hatte drei!«
    »Sehr klein«, sagte sie langsam. »Sehr, sehr klein.«
    »Aber ich weiß jetzt, warum das passiert ist! Zuerst musst du mir versprechen, nicht böse zu werden«, bat er, wie er das hundertmal am Tag von seinen Kindern hörte.
    »Red keinen Unsinn, Ola. Was hast du festgestellt?«
    Er lächelte strahlend und zog einen Koffer aus dem untersten Fach.
    Sara wusste sofort, was der enthielt, und rief: »Du hast doch wohl keine Programmiermaschine mit nach Hause genommen, Ola? Du hast verdammt noch mal keine ...«
    »Nicht schimpfen, hab ich doch gesagt.«
    »Die Maschine ist Eigentum des Krankenhauses und ...«
    »Ich habe sie heute Nacht geholt«, sagte Ola. »Niemand hat mich gesehen. Ich hatte abends Wein getrunken, also musste ich zu Fuß gehen. Es war weit, ich habe ein Taxi nach Hause genommen.«
    »Will ich nicht hören«, sagte Sara und hielt sich die Ohren zu. »Will ich absolut nicht hören.«
    »Schau mal«, sagte er. »Sieh mir jetzt zu.«
    Mit geübten Bewegungen machte er sich an dem Gerät zu schaffen. Die Programmiermaschine wurde eingeschaltet, und der damit verbundene schwere Kopf wurde auf den ICD gelegt, der seinerseits an eine lange und dünne Elektrode gekoppelt war.
    »Jetzt schließe ich den ICD an das Oszilloskop an«, sagte Ola.
    Sara schaute schweigend zu.
    »Wie vielen Joule hätte Erik Berntsen bei jedem Stoß ausgesetzt gewesen sein müssen, nachdem das

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