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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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seinen Posten schon mit neunundzwanzig Jahren angetreten hatte, war sie beeindruckt.
    Dass sie angerufen hatte, war in Ordnung.
    Dass sie sich so früh wie möglich am folgenden Tag mit ihm treffen und erst dann sagen wollte, worum es ging, beunruhigte Morten Mundal schon eher.
    Die Eiswürfel klirrten im Glas, als er seinen starken Drink mit auf die Terrasse nahm. Es war ein kühler Abend, aber die Infrarotstrahler an der Wand sorgten für Wärme, die noch behaglicher wurde, als er sich eine Decke um die Schultern legte und sich in den tiefen Gartensessel warf.
    Ihre Stimme hatte jedenfalls freundlich geklungen.
    Es wäre aber doch besser gewesen, wenn sie gesagt hätte, worum es ging. So würde er unvorbereitet sein.
    Er lächelte müde und trank einen kleinen Schluck Whisky. Der schmeckte nach Teer, dachte er, schwerem Teer, der am Gaumen klebte und in der Nase brannte.
    Er schluckte das Glas entschieden weg. Er musste schlafen. Denn wenn er sich schon nicht vorbereiten konnte, wollte er wenigstens ausgeschlafen sein. Er ging zurück ins Wohnzimmer und schloss für diesen Abend die Terrassentür.
22.45 Uhr
Grefsenveien, Grefsen, Oslo
     
    »Ihr seid beide Ärzte«, sagte Sara und versuchte, zwischen den vielen leeren Flaschen auf dem Boden vor dem Beifahrersitz Platz für ihre Beine zu finden. »Da müsst ihr euch doch anständige Autos anschaffen können! Wie heißt diese Sardinendose?«
    »Bei fünf Kindern können wir froh sein, dass wir uns überhaupt ein Auto leisten können«, fauchte Ola. »Das hier ist ein Fiat Punto, und er ist erst sechs Jahre alt. Die Werkstattrechnung für den Toyota wird uns einen Monat lang zwingen, trocken Brot zu essen.«
    »Was hast du Guro erzählt?«, fragte sie.
    Die Antwort ertrank in einem Gemurmel.
    Die Wahrheit war, dass er sich eine Geschichte aus den Fingern gesogen hatte, darüber, dass er nach Feierabend auf den Parkplatz gekommen sei und den Wagen mit eingebeulter Motorhaube vorgefunden habe. Er sah, dass sie ihm nicht eine Sekunde lang glaubte. Er hatte sich elend gefühlt, als er schlafen gegangen war, und es wurde nicht besser davon, dass sie mit dem Rücken zu ihm wach dalag, ohne ein Wort zu sagen.
    »Ich brauche bald ein bisschen Zeit für meine Familie«, sagte er wütend und schlug auf das Lenkrad. »Du schuldest mir schon so viele Gefallen, dass du gern die Dienstpläne ein bisschen frisieren kannst, wenn das hier vorbei ist.«
    »Das ist Wahnsinn«, sagte Sara, als ob sie ihn nicht gehört hätte. »Wir können doch nicht am späten Abend wildfremde Menschen aufsuchen und fragen, ob sie versehentlich aus einem verschlossenen Raum im GRUS eine Programmiermaschine geklaut haben.«
    »Du wolltest doch unbedingt mitkommen! Bei dieser ganzen Geschichte geht es doch nur um dich, verdammt noch mal. Du bist so schlampig mit den Zugangscodes zum GRUS, dass ...«
    »Was soll das denn heißen, dass ich ...«
    »Wir sollen die Codes einmal pro Woche ändern, Sara! Du hast deinen seit mindestens sechs Monaten nicht ausgewechselt. Du versuchst nie, die Ziffern beim Eingeben zu verbergen, und wenn ich böse Absichten hätte, wärst du die Erste, der ich folgen würde. Verdammt, du bist so nachlässig, Sara! Kannst du zum Beispiel schwören, dass du den Code zu deiner Bürotür nicht irgendeinem Programmierer von Mercury verraten hast? Haben die nie neben dir gestanden, wenn du die Tür geöffnet hast? Da hast du auch gleich die Erklärung, wie der ICD in deiner Tasche gelandet ist.«
    Sie gab keine Antwort.
    Ola sagte nichts mehr.
    Am Armaturenbrett klebte ein Zettel mit zwei Adressen.
    Ola sah sich die obere noch einmal an. »Da«, sagte er und zeigte aus dem Fenster. »Das gelbe Haus. Kommst du mit?«
    »Nein«, sagte sie und versuchte, ihn festzuhalten. »Das ist der pure Wahnsinn.«
    »Lass mich los«, sagte er und befreite sich von ihrem Griff. »Ich will diese verdammte Kiste zurückhaben!«
    Er zwängte sich aus dem engen Auto. »Deine Schuld«, fauchte er und knallte die Tür zu.
22.50 Uhr
Brannvaktveien, Grefsen, Oslo
     
    Oberingenieur Sivert Sand von Mercury Medical Norway hatte seit zwei Tagen kaum geschlafen. Seine Frau hatte eine fiebrige Angina, das dreijährige Kind Durchfall, und der fast vier Monate alte Säugling litt vermutlich unter Koliken. Jedenfalls schrie die Kleine seit Sonntagabend fast ununterbrochen.
    »Aber, aber, psst!«
    Sivert Sand lief im kleinen Wohnzimmer hin und her und wiegte das Kind an seinem nackten Brustkasten. Der Korb für

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