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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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Angst, das Geld könne ihm entgehen, die Panik bei der Vorstellung, erwischt zu werden, alles nebelte ihn ein und machte ihn unfähig, an etwas anderes zu denken als an das überaus Wichtige: Sara Zuckerman musste den ICD finden.
    Er hätte niemals, niemals tun dürfen, wie ihm geheißen worden war.
    An den folgenden Tagen wurde alles immer schlimmer. Er spielte mit dem Gedanken, sich zu stellen, aber das ging natürlich nicht. Jedenfalls konnte er einfach nicht mehr schlafen.
    Am Nachmittag hatte er sich in den Kopf gesetzt, die Maschine neu zu programmieren. Das würde ihn immerhin beschäftigen. Und er hatte das Virus eingespeist. Auf irgendeine Weise musste es sich doch entfernen lassen.
    Das Virus aus seinem Leben tilgen.
    Jetzt saß er allein in der Dunkelheit und trank Jack Daniels, um umzukippen.
    Es war einfach gewesen, ins GRUS zu gelangen. Er hatte eine Zugangskarte und kannte die richtigen Codes. Das Problem war nicht gewesen, hineinzukommen und die tödliche Maschine zu entfernen, das Problem war, dass er gefasst werden würde.
    Er hatte keine Ahnung, ob es im Krankenhaus Überwachungskameras gab, die ihn entlarven würden. Das spielte keine Rolle. Die modernen Codeschlösser an den Türen waren mit einem Benutzerregister ausgerüstet, und es würde leicht festzustellen sein, dass er zu einem Zeitpunkt dort gewesen war, zu dem er im Krankenhaus nichts zu suchen gehabt hatte. Als er das kleine Programm am späten Montagnachmittag der vergangenen Woche heruntergeladen hatte, war er dort gewesen, um bei einer Implantation mitzuwirken. Niemand hätte ihm etwas nachweisen können, alles war geplant gewesen, niemand hatte etwas gemerkt, und er hatte genügend Folgen von CSI gesehen, um keine Fehler zu machen.
    Jetzt war alles zu Ende.
    Als er dreieinhalb Stunden zuvor das Licht im Schrittmacherraum des GRUS eingeschaltet hatte und unter dem Tisch die infizierte Maschine gefunden hatte, war sein eigenes Herz stehen geblieben, das hätte er beschwören können, jedenfalls setzte es einen Schlag aus, als er ein großes silberfarbenes Kreuz auf dem Deckel sah.
    Während sein Puls sich gefährlich beschleunigte, überprüfte er die Seriennummer.
    Es war die infizierte Maschine.
    Jemand hatte sie gekennzeichnet. Jemand hatte ein silberfarbenes Kreuz auf die Mordwaffe geklebt.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn holen würden. Er hatte den Koffer an sich gerissen, ohne an etwas anderes denken zu können, als dass er nach Hause wollte. In diese düstere Karikatur eines Zuhauses, wo kein Kind es aushalten konnte.
    Sie würden ihn holen.
    Er hatte doch nur alles für die Kinder richtig machen, ein echter Papa mit einem wirklichen Zuhause werden wollen. Jetzt hatten sie einen Mörder zum Vater.
    Wenn er nur gefragt hätte. Wenn er sich nicht einfach zufriedengegeben hätte.
    Es war alles so einfach gewesen.
    »So scheißeinfach!«, schrie Sverre Bakken plötzlich, sprang vom Sofa auf und feuerte mit aller Kraft die leere Flasche an die Wand.
    Es klingelt, dachte er benebelt.
    Langsam torkelte er zur Tür.
    »Dr. Farmen«, nuschelte er, als er endlich aufmachen konnte. »Und Dr. Zuckerman, wie ich sehe.«
    Sie stand am Ende des Plattenwegs, halb von ihm weggedreht, als spiele sie mit dem Gedanken, wieder zu gehen. Irgendwie sah sie verlegen aus, trug nicht diese Miene zur Schau, mit der sie sonst ihrer Umgebung auf die Nerven ging.
    »Dr. Zuckerman«, wiederholte Sverre Bakken, jetzt viel lauter. »Nicht so schüchtern. Holen Sie sich doch Ihre Maschine!«
    Er versuchte, die Hand zu einem Gruß zu heben.
    Dann wurde alles schwarz.

Freitag, 5. September 2008
9.30 p.m.
Rosa Mexicano, 61 Columbus Avenue at 62nd Street, Manhattan, NYC
     
    »Indisponiert? Du willst behaupten, Joe Jackson sei indisponiert? «
    Otto Schultz war so wütend, dass der Mann auf der anderen Seite des Tisches pst sagte und den Finger an die Lippen legte.
    »Komm mir hier verdammt noch mal nicht mit pst«, fauchte Otto, jetzt aber etwas leiser. »Joe hat mich in diesen Sumpf geführt. Und jetzt soll er mich auch wieder rausholen. Hörst du, Alex? Hörst du, was ich sage?«
    Alexander Grouss, leitender Berater beim Bank- und Finanzriesen Goldman Sachs, versuchte erneut, Otto Schultz zu besänftigen, diesmal, indem er ganz leicht die Handflächen hob und einen vielsagenden Blick zu den Gästen am Nachbartisch hinüberwarf.
    »Du bist nicht der Einzige, der Probleme hat«, sagte er leise. »Du hast doch sicher mitbekommen, dass ein Sturm

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