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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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voller Essen.
    »Der Selbstmord muss wohl als Formalität betrachtet werden«, sagte Alexander kalt. »Er ist an dem Tag gestorben, an dem du ihn vor die Tür gesetzt hast. Die Jahre danach waren eine lange schmerzhafte Wanderung auf den Untergang zu.«
    »Bullshit«, sagte Otto, ehe er sein Glas leerte und versuchte, die Aufmerksamkeit der Kellnerin zu erregen, um sich noch eines zu bestellen. »John hat eine nette Summe bekommen, eine verdammt nette Summe, als er Apollo verlassen hat. Bei Mercury war nicht genug Platz für uns beide, das musste er doch einsehen. Er hat jede Menge Geld bekommen, und ich habe mich sehr gut um seinen Sohn gekümmert.«
    »Genau das wundert mich«, sagte Alex.
    »Was denn?«
    »Dass du dich so rührend um seinen Sohn gekümmert hast«, sagte Alex.
    »Part of the deal«, sagte Otto. »Ich bin ein Mann, der Wort hält. Und dich geht das Ganze übrigens gar nichts an.«
    »Ich hätte mich nie auf ihn verlassen.«
    Zum ersten Mal, seit sie gekommen waren, grinste Otto. »Willst du mir jetzt auch noch beibringen, wie ich mich zu verhalten habe? Zuerst zaubert ihr mein Geld weg, und dann erlaubst du dir herzukommen und ...«
    »Noch zu trinken?«
    Die magere Kellnerin war wieder da und nahm die Bestellung entgegen.
    »Ich versuche keineswegs, dir irgendetwas beizubringen«, sagte Alexander, als sie gegangen war. »Ich gebe dir einfach einen Rat. Du darfst ihm nicht vertrauen. Jedenfalls nicht jetzt, wo John nicht mehr lebt.«
    Otto seufzte und ließ sich im Sessel zurücksinken. Er hatte keinen Hunger mehr. Nur eine Schüssel Chips, und schon fühlte er sich aufgedunsen und schwer. Durstig. Unwohl. Überdrüssig.
    Und verängstigt, das musste er zugeben.
    Er hatte nie Angst. Jetzt war er außer sich vor Furcht.
    »Ist alles verloren?«, fragte er plötzlich und schaute Alexander Grouss in die Augen. »Ist wirklich alles verloren? Die ganze Summe?«
    Alexander wich nicht aus. Er kniff die Lider zusammen und schob das Kinn ein wenig vor, als er endlich antwortete. »Ich fürchte, ja, Otto. Es tut mir unendlich leid, aber deine Investition ist verloren. Unwiderruflich.«

Mittwoch, 12. Mai 2010
7.15 Uhr
GRUS, Bærum
     
    »Und das wisst ihr schon seit ... Samstag?«
    Krankenhausdirektor Svein-Arne Gran knallte beide Handflächen auf den Tisch.
    »Nein«, sagte Sara Zuckerman ruhig.
    »Doch«, sagte Ola gleichzeitig.
    »Nein«, sagte Sara und legte die Hand auf Olas Oberschenkel. Sie saßen nebeneinander an der Längsseite des Tisches, während Gran und Benjaminsen die Querseiten einnahmen, als ob Sara und Ola zu einem Verhör einbestellt worden wären. »Wir wissen das seit gestern. Relativ spät gestern Nachmittag ist uns die volle Bedeutung dessen aufgegangen, was geschehen ist. Wir haben dann beschlossen ...«
    »Aber schon seit Samstag wisst ihr, dass mit diesem Mercurydings etwas nicht stimmt?«
    »Ja«, murmelte Ola und knabberte an seinem Daumennagel.
    »Nein«, sagte Sara laut. »Uns kam in der Nacht auf den Samstag zwar ein Verdacht, aber wirklich sicher haben wir erst gestern Abend etwas gewusst. Und von einem ›Dings‹ ist hier auch nicht die Rede.«
    Ihre schmalen Finger zeichneten Anführungszeichen in die Luft, ehe sie weitersprach: »Auch wenn dein medizinischer Hintergrund sich auf eine kurze Krankenpflegerausbildung begrenzt, müsstest du ...«
    »Ich weiß immerhin genug, um zu wissen, dass man Herzstarter nicht in Holzhütten explantiert«, gab Gran eiskalt zurück. »Ist dir klar, was diese Nummer uns kosten kann? Ist dir klar, was das für unser ansonsten ziemlich einzigartiges Renommee bedeutet?«
    »Renommee«, wiederholte Sara mit einer Grimasse. »Das ist also das Erste, woran du denkst.«
    »Nicht das Erste. Aber es muss doch erlaubt sein ...«
    »Jetzt bleiben wir mal ganz ruhig«, schaltete Klinikchef Benjaminsen sich ein und hob abwehrend beide Hände. »Das Wichtigste ist nicht, was passiert ist, sondern was wir jetzt machen sollen. Es hat zwei ... Morde gegeben ...«
    Es wurde still im Zimmer. Zwei Stunden zuvor hatte heftiger Regen eingesetzt, und die Windstöße ließen die Büsche draußen immer wieder über die Fensterscheiben kratzen. Der Frühling hatte eine unschöne Wendung genommen, und Sara fror.
    »... zwei vorsätzliche Morde und ein Mordversuch in unserem Krankenhaus«, sagte Kaare Benjaminsen schließlich.
    Er schüttelte den Kopf, als könnte er den Bericht, für den Sara Zuckerman zwanzig Minuten gebraucht hatte, noch immer nicht ganz

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