Kampf Dem Chaos
flammend rotes oder silberfarbenes Haar aus der Zeit vor dem Sturz der Engel und dem Beginn der Legende. All das liegt vergraben im Archiv der Bruderschaft.«
»Warum bist du hier?«
»In Nordla hätte ich dich kaum gefunden und in Swartheld hättest du keine Woche überlebt – dorthin gehen Gefahrenbrigadiere für gewöhnlich, wenn sie sich für Hamor entscheiden.«
»Warte einen Augenblick.« Mich überkam die Wut. »Du hast mich in die Gefahrenbrigade gesteckt, bevor ich überhaupt wusste, wie mir geschah, und dafür gesorgt, dass ich nach Candar kam?« Wieder hatte er über mich bestimmt, mein Leben in sein Muster gepresst, ohne mir zu sagen, was auf dem Spiel stand.
»Nicht ganz. Elisabet und ich fürchteten, dass du zornig reagieren und wild um dich schlagen würdest, sobald du deine Fähigkeiten entdecken und dann Recluce verlassen würdest. Ich hoffte darauf, dass Justen dich unter seine Fittiche nehmen würde. Für gewöhnlich findet er Gefahrenbrigadiere mit deinen Fähigkeiten.« Er lachte bitter. »Ich verstehe deinen Zorn. Ich wäre an deiner Stelle genauso wütend.«
Ich saß nur noch da, den Mund weit geöffnet. Sagen konnte ich nichts mehr.
»Du hattest einen Bruder – vor etwa hundertfünfzig Jahren. Er starb in Hamor – drei Tage, nachdem das Schiff dort angekommen war. Danach versuchte ich, die Bruderschaft davon abzuhalten, Schwarzstabträger nach Hamor zu schicken, und gewöhnlich tun sie das auch nicht mehr. Hamor ist nur etwas für Abenteurer, für Menschen wie ... den Händler ... Leith-Irgendwie. Ich brachte Martan – wir hatten ihn nach jemandem genannt, der mir einst das Leben gerettet hatte –, ich brachte Martan all das bei, das du selbst herausfinden musstest, und er war so zornig, dass er sich nie selbst auf die Suche nach den Antworten machte.«
Endlich blickte ich meinen Vater an. Er sah wirklich müde aus und irgendwie älter. »Willst du noch etwas zu essen?«
»Nein.«
»Du hast mir noch immer nicht gesagt, warum du gekommen bist.«
Er zuckte mit den Schultern. »Niemand kann die Welt allein retten. Justen konnte es auch nicht. Ich selbst war nicht einmal in der Lage, Recluce zu schützen. Und du allein kannst Kyphros nicht vor den Hamoranern bewahren – wobei wir erst am Anfang stehen.«
Wieder verlor ich den Faden, gerade als ich gedacht hatte, ich würde langsam verstehen. »Was meinst du?«
Er lächelte, ein trauriges Lächeln allerdings. »Der Kampf zwischen Ordnung und Chaos wird nie enden. Der Unterschied zwischen Recluce und der Legende ist nicht sehr groß. Recluce kämpft, gewinnt jedoch nie. Die Druiden in Naclos arbeiten unermüdlich daran, das Gleichgewicht zu erhalten, auf ihre eigene ruhige Art, aber auch ihre Arbeit wird nie ein Ende finden. Nichts wird jemals enden.«
»Das klingt sehr verschwommen.«
»Glaubst du, dass Hamor sich mit seinen fünfhundert Eisenkriegsschiffen erst einmal zurücklehnen wird, wenn wir die paar Schiffe und die wenigen Soldaten vernichten, die sie hergeschickt haben?«
»Sollen wir deiner Meinung nach aufgeben?«
Mein Vater schüttelte entschlossen den Kopf. »Dann wird der Zufall entscheiden.«
Ich musste nachdenken. Eigentlich sollte mir das klar sein, aber die Wut blockierte mein Denken. Ich hatte zwei Schicksalsschläge in fast genauso viel Tagen erlebt. »Wie geht es Mutter?«
»Es geht ihr gut. Ich soll dich von ihr grüßen. Auch von Elisabet und Sardit. Er lässt ausrichten, dass du all deine Möbelstücke mit deinem Namen versehen sollst, damit sich die Sammler einmal nicht darüber streiten müssen, ob es sich um einen echten Lerris handelt oder nicht.« Er schmunzelte. »Dein Handwerk wird vielleicht all deine anderen Taten überdauern. Das sage ich auch immer zu deiner Mutter über die Töpferei. Ich habe nichts dergleichen.«
Mein Vater beneidete uns um unser Handwerk?
Als ich darüber einigermaßen hinweggekommen war, hörte ich Schritte. Mein Vater sah auf und erblickte Justen, der zusammen mit Tamra den Speisesaal betrat. »Justen!«
»Seht nur, was uns das Licht gebracht hat.« Justen grinste.
Sie umarmten sich und man merkte der Umarmung nicht an, dass sie sich viele lange Jahre nicht gesehen hatten.
Tamra beobachtete die beiden und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie wandte sich ab. Ich trat neben sie.
»Ist schon gut.«
Mit abgewendetem Gesicht schüttelte sie den Kopf. »Du hast eine Familie ...«
Ich berührte ihre Schulter. »Ich bin froh, dass du mich zum Schreiben angehalten
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