Kampf für Freiheit
speiübel. Es zischte noch ein wenig länger. Dann ließ der Druck nach, als Amatus das Brandeisen wegzog. Doch nun wurde der Schmerz nur noch größer. Tränen standen Marcus in den Augenwinkeln und ein klagendes Stöhnen quälte sich zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
»Passt mit dem ein bisschen auf«, hörte er Amatus sagen. »Der Bursche hat zumindest Schneid.«
Als sie ins Freie traten, ließen die Wachen Marcus vorsichtig auf den Boden und lehnten ihn an die verputzte Mauer. Er schlug die Augen auf und starrte zu den anderen. Sein Herz hämmerte noch immer rasend schnell und der Schmerz nahm alle seine Gedanken ein. Er saß stocksteif da und biss die Zähne zusammen. Das Heulen und Wimmern der Jungen, die vor ihm dran gewesen waren, klang ihm noch in den Ohren. Marcus blickte aus dem Augenwinkel in die Schmiede und sah, dass Ferax ihm mit wütender Miene und hassverzerrtem Mund nachblickte. Dann packten die Wachen den Kelten und zogen ihn auf das Schmiedefeuer zu, während er sich in ihrem Haltegriff wand. Marcus schaute nicht zu, aber er hörte den tierischen Laut der Wut und des Schmerzes, als Amatus Ferax das Brandzeichen aufprägte. Plötzlich überwältigte der Schmerz Marcus vollkommen, und er konnte sich gerade noch zur Seite beugen, ehe er sich übergab und wieder und wieder spie, bis er nichts mehr im Magen hatte. Dann sackte er gegen die Wand und verlor das Bewusstsein.
Als er wieder zu sich kam, lag er auf Stroh und starrte zu den Dachbalken des Zellenblocks hinauf. Sofort spürte er erneut die stechende Verbrennung auf seiner Brust und stöhnte, als er versuchte, sich mühsam auf die Ellbogen aufzurichten.
»Langsam«, mahnte ihn eine tröstende Stimme und Pelleneus beugte sich über ihn. Er hielt einen feuchten Lappen in der Hand und reichte ihn Marcus. »Versuch das mal. Das lindert den Schmerz … ein wenig.«
Marcus nahm den Lappen und schaute an sich herunter. Die Brandwunde war rot und mit hellen, nässenden Bläschen übersät. Er betupfte sie so vorsichtig wie möglich und verspürte eine neue Woge des Schmerzes. »Ahhhhh!«
Der feuchte Lappen schien alles nur noch schlimmer zu machen, und er musste erst mit einer Welle von Übelkeit fertig werden, ehe er den Lappen zurückgab und sich dazu zwang, Pelleneus mit einem Nicken zu danken.
»Tut höllisch weh, nicht?«, sagte Pelleneus und sog scharf den Atem ein.
»Du auch?«, fragte Marcus und deutete mit der Hand auf die Brust des Atheners.
»Wir alle. Wenn sich auch manche nicht kampflos ergeben haben.« Er machte eine Kopfbewegung zu Phyrus, der an die andere Wand des Abteils gelehnt saß und wütend vor sich hinstarrte. Marcus konnte sehen, dass sein Gesicht blutunterlaufen und ein Auge stark geschwollen war.
»Wir mussten ihn zu sechst festhalten.« Pelleneus lächelte. »Der Bursche weiß gar nicht, wie stark er ist.«
Marcus runzelte die Stirn. »Ihr habt ihn festgehalten? Ihr habt denen geholfen, Phyrus das Brandzeichen aufzudrücken?«
»Wir mussten. Wenn wir es den Wachen und den Ausbildern überlassen hätten, dann hätte unser Freund hier sie alle niedergeschlagen. Und du hast ja gehört, was sie mit uns machen, wenn wir uns gegen Porcinos Angestellte wenden. Besser Phyrus hätte mich bewusstlos geschlagen als einen von denen, denn dann hätten sie ihn gekreuzigt.«
»Kann schon sein.« Marcus zuckte die Achseln. »Aber irgendwie ist es nicht richtig.«
»Entweder das oder ihm beim Sterben zusehen«, erwiderte Pelleneus knapp. »Was hättest du gemacht?«
Marcus wollte sagen, dass er sich geweigert hätte, den anderen dabei zu helfen, Phyrus zu überwältigen, und dass er an der Seite des riesigen Mannes gekämpft hätte, um sich dem Schmerz und der Schande zu widersetzen, dass er als Eigentum von Porcino gezeichnet worden war. Aber sosehr er sich auch wehren wollte, so wusste er doch, dass Pelleneus recht hatte. Er hätte auch nichts machen können. Keiner von ihnen hätte etwas machen können. Marcus schaute verzweifelt in seinen Schoß.
»Marcus, du bist jetzt ein Sklave«, sagte Pelleneus mitfühlend. »Du gewöhnst dich besser daran, so schnell du kannst. Wenn du dahockst und von Widerstand und Flucht träumst, machst du dir das Leben nur unnötig schwer. Und du wirst allmählich darüber den Verstand verlieren.« Er legte eine kleine Pause ein. »So ist es mir ergangen. Ich habe mich geweigert, mich mit meinem Sklavendasein abzufinden. Ich habe meinen Herren nicht gehorcht und sogar einmal zu
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