Kampf für Freiheit
Er nickte Phyrus zu: »Danke.«
Phyrus zuckte die Achseln und kratzte sich am Kinn. »Ich kann Tyrannen nicht ausstehen. Die sind der Abschaum. Sag mir, wenn dir der Kerl noch mal Ärger macht.«
Er wandte sich ab und kehrte in seine Ecke zurück. Obwohl Marcus für Phyrus’ Hilfe dankbar war, wusste er, dass Ferax recht hatte. Sein Widersacher konnte es sich leisten, auf ihn zu warten. Marcus konnte nicht weglaufen, und irgendwann würde er dem Kelten allein entgegentreten müssen.
Die letzten Sommertage vergingen in einer erbarmungslosen Routine von Ausbildung und Küchendienst. Im ersten Morgenlicht wurden Marcus und die anderen Jungen geweckt. Dann marschierten sie hinüber zum Küchenblock, um dort bei der Zubereitung des Frühstücks zu helfen. Marcus hatte die Aufgabe erhalten, jeden Morgen in der Küche das Feuer auf den schwarzen Eisengittern unter den Kochstellen anzuzünden. In einer Ecke der Küche brannte ständig in einer kleinen Schale ein Feuer, und sobald Marcus das Anmachholz aufgestapelt hatte, trug er vorsichtig einige Stückchen Glut von der Schale zu den Feuerstellen und legte sie hinein. Dann blies er vorsichtig, um die Glut zu entfachen und die Flämmchen auf das Anmachholz zu lenken. Marcus hatte drei Feuer anzuzünden und zu überwachen. Ständig musste frisches Brennholz aus dem Lager draußen vor der Küche herbeigeschafft und neben den Herden bereitgelegt werden.
Der Sklave, dem die Küche unterstand, war ein ehemaliger Gladiator namens Brixus, der vor fünf Jahren schwer verwundet worden war. Ein Schwerthieb hatte ihm beinahe den hinteren Oberschenkelmuskel im linken Bein durchtrennt. Obwohl ihm die Zuschauer das Leben geschenkt hatten, war seine Laufbahn in der Arena damit zu Ende. Porcino hatte ihn in die Küche versetzt, wo er seinem Besitzer noch nützlich sein konnte.
Brixus war kräftig gebaut und wahrscheinlich etwa so alt wie Marcus’ Vater. Allerdings war sein Haar noch voll und dunkel ohne jede Spur von Grau. Er bewegte sich mit einem deutlich sichtbaren Hinken durch die Küche, das ihm eine Art schaukelnden Matrosengang gab.
Ferax und seine Freunde machten sich hinter seinem Rücken über Brixus lustig, gestikulierten und ahmten seinen Gang nach. Wenn er sich plötzlich umwandte, kehrten sie sofort an ihre Pflichten zurück. Sie hatten die großen Kessel zu überwachen, in denen Haferbrei blubberte und leise zischte, während die Jungen mit großen hölzernen Löffeln in der ständig dicker werdenden Masse rührten.
Eine Stunde, nachdem Marcus und die anderen aufgestanden waren, um das Frühstück zuzubereiten, kamen die neuen Rekruten in den Speisesaal neben der Küche. Die Männer nahmen ihre Schüsseln und Holzlöffel und warteten dann in einer Schlange, bis sie aus den dampfenden Kesseln ihren Brei ausgeteilt bekamen. Sie saßen schweigend da und aßen aus den Schüsseln, die sie im Schoß hielten.
Die Ausbilder gingen langsam zwischen den Bänken auf und ab, stets bereit, mit ihren Stöcken aus Rebenholz zuzuschlagen, wenn einer der Männer sprach. Erst wenn alle zu Ende gegessen hatten und dann zum Morgentraining fortgegangen waren, durften auch die Jungen essen. Danach wuschen sie die Schüsseln und Löffel ab und warteten darauf, dass Amatus sie zum Trainingsgelände führte.
Das große, offene Gelände im Zentrum des Schulkomplexes war von einem zehn Fuß hohen Palisadenzaun umgeben. Dazwischen war die Erde festgestampft und mit dunklem Sand vom Strand der Bucht von Neapolis bedeckt. Dort begannen die neu angekommenen Sklaven immer mit ihrer Ausbildung für das harte und gefährliche Leben, das vor ihnen lag. Die Ausbilder brüllten ihre Befehle, wenn die vier Gruppen abwechselnd Runden liefen, Gewichte hoben und einen einfachen Hindernisparcours durchliefen.
Alles war dazu angelegt, ihr Durchhaltevermögen, ihre Stärke und ihre Wendigkeit zu erhöhen.
Amatus folgte seiner Klasse über das Übungsgelände, den Rebenholzstock immer zur Hand, um Jungen zu schlagen, die zu weit hinter den anderen zurückgefallen waren, sich beim Gewichtheben nicht genügend anstrengten oder ungeschickt über den Parcours stolperten. Marcus erinnerte sich daran, dass Amatus seinen Mut bewundert hatte, als man ihn mit dem Brandeisen gekennzeichnet hatte. Also bemühte er sich nach Kräften, sich den Respekt des Ausbilders zu erhalten. Ganz gleich, wie sehr seine Lungen brannten, wenn er sich bis zur Erschöpfung anstrengte, oder wie bleischwer seine Gliedmaßen waren, Marcus
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