Kampf für Freiheit
Paare, die an dich ausgegeben wurden. Also lüge nicht weiter, du Dieb. Dafür wirst du büßen. Weißt du, was wir hier mit Dieben machen?« Er packte Marcus rau an der Tunika. »Nun?«
»N-nein, Meister.«
»Wir lassen sie Spießruten laufen.« Seine Lippen verzerrten sich zu einem grausamen Lächeln. »Deine Kameraden stellen sich in zwei Reihen auf. Jeder Sklave bekommt einen Knüppel, und auf Kommando muss der Dieb zwischen diesen Reihen bis zum Ende hindurchlaufen und wird dabei von ihnen geschlagen.« Taurus lachte leise. »Bloß habe ich kaum je gesehen, dass ein Sklave lange genug überlebt hat, um das Ende zu erreichen.«
Marcus’ Magen verwandelte sich in einen einzigen Eisklumpen. Er wollte alles abstreiten und seine Unschuld beteuern, aber so wie Taurus ihn anblickte, wollte dieser kein Wort mehr hören.
Die lauten Stimmen hatten einige andere geweckt, und im Dämmerschein der Feuerschale am anderen Ende des Quartiers konnte Marcus Gesichter sehen, die über die Trennwände lugten und zu ihm hinschauten.
Er bemerkte auch Ferax, und ihre Blicke trafen sich, während sich ein schlaues Lächeln auf die Lippen des Kelten stahl.
Im bleichen Morgenlicht wurde Marcus aus der fensterlosen Zelle geschleift, in die ihn Taurus am Abend zuvor geworfen hatte. Die Luft war kalt, und er musste sich sehr anstrengen, um nicht zu zittern. Er war entschlossen, niemanden merken zu lassen, dass er Angst hatte, mehr Angst als je zuvor in seinem Leben. Er fürchtete nicht nur um sein eigenes Leben, sondern auch um das seiner Mutter, und er verfluchte sich, dass er sie im Stich gelassen hatte. Amatus fasste Marcus mit mächtigem Griff am Arm und führte ihn an den Quartieren vorbei durch das Tor zum Übungsgelände. Dort wartete Taurus bereits auf ihn.
»Behauptest du immer noch, dass du unschuldig bist, Junge?«
Marcus nickte. »Ich habe nichts gestohlen, Meister. Es war jemand anderer. Der wollte es so aussehen lassen, als wäre ich es gewesen. Ich schwöre es bei allen Göttern.«
Taurus runzelte die Stirn. »Sei bloß vorsichtig, Bürschchen. Die Götter zeigen keine Gnade gegen die, die einen falschen Eid ablegen.«
»Das weiß ich, Meister.«
»Was immer die Götter auch denken, jetzt bist du in meiner Hand, und du wirst deine Strafe bekommen. Verstanden?«
Marcus zögerte, ehe er resigniert die Achseln zuckte. »Ja, Meister.«
Nach einem kurzen Schweigen sprach Taurus weiter.
»Also, sieh mal, Marcus, wenn du das Fleisch nicht gestohlen hast, wer war es dann, he?«
Marcus hatte eine sehr klare Vorstellung, wer ihn so angeschwärzt hatte. Dahinter konnte nur Ferax stecken. Aber Marcus hatte keine Beweise, um seinen Verdacht gegen Ferax zu erhärten. Und nach dem Fund seines Stiefels und seinem nach Brixus’ Wein riechenden Atem war es auch nur natürlich, dass Taurus ihn für schuldig hielt. Jetzt konnte Marcus nur noch schwören, sich an Ferax zu rächen, falls er die Bestrafung überhaupt überlebte. Er blickte niedergeschlagen auf und schaute dem obersten Ausbilder in die Augen. »Ich kann nicht sagen, wer es war. Nur, dass ich es nicht war, Meister.«
»Dann lässt du mir keine andere Wahl.« Taurus richtete sich auf und wandte seinen stahlharten Blick auf Amatus. »Rufe alle Sklaven als Augenzeugen herbei.«
»Ja, Meister.« Amatus ließ Marcus’ Arm los, verneigte sich knapp und eilte zu den Quartieren zurück. Marcus stand stocksteif da und starrte vor sich hin, während Taurus sich mit der Spitze seines Stocks aus Rebenholz an den Stiefel klopfte. Wenig später kamen die ersten Gladiatoren durch das Tor gezogen und stellten sich Marcus gegenüber in einer Reihe auf. Die Männer warfen kaum einen Blick auf den Jungen, standen nur da und warteten. Als die letzten angekommen waren, erschienen als Nächstes die Jungen aus Marcus’ Gruppe. Die meisten waren neugierig, aber einige schienen ihn auch voller Schrecken zu betrachten. Sie stellten sich wohl vor, wie es wäre, an seiner Stelle zu sein.
Ferax und seine Gesellen schauten ihn mit spöttischem Lächeln an, als sie an ihm vorübergingen. Marcus spürte, wie Wut in ihm aufloderte. Zuallerletzt kamen die Küchensklaven der Gladiatorenschule, unter ihnen auch Brixus. Auf dessen Gesicht spiegelte sich Überraschung, als er Marcus sah. Dann stellten er und die anderen sich rasch an einer Seite in Formation auf.
Als der letzte an seinen Platz getreten war, holte Taurus tief Luft und ging zur Mitte des Platzes. »Für diejenigen unter euch, die es
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