Kampf für Freiheit
»Ich … ich kann nicht.«
»Du musst! Oder du stirbst hier!« Marcus packte ihn, biss die Zähne zusammen und strengte sich mächtig an, um den Mann auf die Füße zu zerren. Dann legte er sich einen von Brixus’ Armen um die Schulter und quälte sich vorwärts. Vor ihnen standen die letzten beiden Jungen, zwei von Ferax’ Kumpanen. Sie schauten unsicher hin und her, von ihrem Anführer zu Marcus.
In Marcus stieg brodelnde Wut auf. »Wenn ihr Brixus auch nur berührt, dann schwöre ich euch, ich bringe euch um!«, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. Die Jungen hielten ihre Knüppel fest in der Hand, machten aber keinerlei Anstalten, sie zu benutzen, als Marcus mit Brixus an ihnen vorübertaumelte und am Ende der Gasse zusammensackte. Seine Brust hob und senkte sich schwer vor Erschöpfung, als er sich wieder auf die Beine rappelte und sich schützend über Brixus stellte.
»Na, na!« Taurus lachte, als er auf sie zugeschritten kam.
Er musterte Marcus belustigt. »Nichts als Haut und Knochen und kaum Muskeln, aber, bei allen Göttern, du hast das Herz eines Löwen! Aus dir mache ich vielleicht doch noch einen Gladiator, junger Mann.«
»Nein! Nicht, wenn ich es verhindern kann!«, knurrte Ferax, der gerade wieder auf die Beine gekommen war und eine Hand nach dem Holzknüppel ausstreckte, den er hatte fallen lassen. Seine Finger schlossen sich um den Schaft. Doch dann stieß er einen scharfen Schmerzensschrei aus. Taurus hatte ihm mit den Nagelstiefeln auf die Hand getreten.
»Lass los, Bursche! Du hattest deine Gelegenheit. Nächstes Mal zögerst du besser nicht. Betrachte es als eine wichtige Lektion.«
Ferax schaute wütend zu ihm auf.
»Ich habe gesagt, du sollst loslassen. Noch einmal wiederhole ich mich nicht.«
Nach einem kleinen Zögern lockerte Ferax endlich seinen Griff und schlurfte zurück in die Reihe. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Marcus zu und zischte. »Du bist tot, das schwöre ich dir bei allem, was mir heilig ist. Du stirbst von meiner Hand.«
Brixus versuchte, sich vorsichtig auf seinem Bett aufzurichten, und zuckte zusammen. Er lehnte sich an die verputzte Wand und atmete einen Augenblick lang ganz flach, damit ihn seine geprellten Rippen nicht noch mehr schmerzten. Sein Rumpf war von oben bis unten mit Stoffstreifen bandagiert, ein Unterarm war geschient, und er hatte am ganzen Körper dunkelblaue Blutergüsse und dunkle Blutkrusten, wo die Haut abgeschürft oder aufgeplatzt war.
Marcus wurde beinahe übel, wenn er an die schrecklichen Prügel dachte, die der Koch für ihn eingesteckt hatte.
»Jetzt komm aber«, sagte Brixus mit gezwungenem Lächeln. »So schlimm sehe ich nun auch wieder nicht aus.«
Marcus schüttelte den Kopf. »Du bist ein grausiger Anblick.«
»Danke. Wenn das alles ist, was ich dafür bekomme, dass ich dich vor Schlägen bewahrt habe, mache ich mir beim nächsten Mal die Mühe nicht.« Er tat einen Augenblick beleidigt und enttäuscht, ehe sein Lächeln zurückkehrte. »Und überhaupt ist die Sache nun schon zwei Tage her und ich habe dich seither nicht gesehen.«
»Taurus hat mir sehr viel zu tun gegeben. Er hat gesagt, dass ich die meisten deiner Pflichten übernehmen muss, bis du dich wieder erholt hast. Wenn ich nicht gerade beim Training war, hatte ich jede Menge in der Küche zu tun. Taurus hat auf mich aufgepasst wie ein Luchs. Ich glaube, er will sicher sein, dass es keine weiteren Streitereien zwischen mir und Ferax gibt.«
»Da hat er keine Chance«, schnaubte Brixus. »Ich kenne Burschen wie diesen Ferax. Der gibt keine Ruhe, bis er dich zerstört hat.«
»Ich weiß«, antwortete Marcus leise. Er räusperte sich und fuhr fort. »Wie fühlst du dich denn heute?«
»Es tut mir alles weh, aber der Arzt sagt, dass ich keinen dauerhaften Schaden erlitten habe. Es wird eine Weile dauern, bis mein Arm wieder ganz geheilt ist. Also mach besser meine Arbeit in der Küche ordentlich, mein lieber Marcus, sonst ist Ferax nicht der Einzige, den nach deinem Blut dürstet!« Brixus legte eine Pause ein und schaute Marcus fest an. »Ich habe mir sagen lassen, dass du eingeschritten bist und mich gerettet hast. Ich kann mich an vieles, was geschehen ist, nicht richtig erinnern. Nach dem ersten Schlag auf den Kopf ist alles ein bisschen verschwommen. Taurus hat mir aber davon berichtet.«
»Taurus?« Marcus war überrascht.
»Ja. Er hat den Befehl gegeben, dass man mich gut pflegen soll. Natürlich hat er gesagt, dass er das nur
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