Kampf für Freiheit
Gleichgültigkeit.
Marcus wartete, bis die Männer ihre hölzernen Teller vollgeladen hatten, ehe er sich vorsichtig etwas Fleisch nahm. Pelleneus gab ihm einen Rippenstoß.
»Bei den Saturnalien gibt es keine Rangfolge. Nimm dir nur.«
Marcus bediente sich. Phyrus lehnte sich über den Tisch zu ihm und schluckte rasch, ehe er sprach. »Wie geht es dem Koch? Ich habe gehört, dass du ihn besucht hast.«
»Brixus erholt sich gut. Er sollte jetzt bald wieder seinen Dienst in der Küche übernehmen.«
»Höchste Zeit«, grummelte der Spartaner. »Er ist so ungefähr der einzige Sklave, der kochen kann.«
Marcus wurde rot. »Wir tun unser Bestes, die anderen Jungen und ich!«
Der Spartaner zuckte die Achseln. »Na, dann hoffe ich, dass du besser kämpfen lernst als kochen, mein junger Freund. Wenn du überleben willst.«
»Pst, hör nicht auf ihn«, meinte Pelleneus. »Genieße den heutigen Tag.«
Marcus nickte glücklich. Trotz allem, was ihm geschehen war, hatte er bei seinen drei Kameraden Trost gefunden. Er hatte sich an sie gewöhnt, beinahe, als wären sie ältere Brüder. Nein, keine Brüder , überlegte er. Eher wie Onkel.
»Ah, da kommt der Wein.« Pelleneus machte eine Kopfbewegung zur Tür. Marcus sah die Ausbilder, die zurückkehrten und Weinkrüge und Körbe mit Holzbechern hereintrugen. Taurus kam zu ihnen herüber, setzte vorsichtig einen Krug in den Eisenständer auf dem Tisch und stellte dann mit lautem Knallen vier Becher vor sie hin.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiterhin Kunde in diesem Lokal sein möchte«, meinte der Spartaner trocken. »Der Kellner scheint mir recht ungehobelt zu sein.«
»Macht das Beste draus«, knurrte Taurus. »Morgen gehört ihr wieder mir!«
Als der Ausbilder gegangen war, schauten sich die vier an und prusteten vor Lachen los.
Das Festmahl dauerte den ganzen Tag. Nachdem am Abend die Überreste des Gelages fortgeräumt worden waren, schob man die Tische zur Seite und Porcino geleitete eine Truppe von Schaustellern in den Saal.
Fackeln wurden angezündet und in die Wandhalterungen gesteckt. In ihrem Lichtschein führten die Besucher akrobatische Kunststücke vor und boten danach eine Reihe derber Pantomimen zum Besten. Schon bald hatten sie die Gladiatoren, von denen die meisten inzwischen recht betrunken waren, zu hysterischen Lachanfällen gebracht. Marcus hatte nur einen Becher Wein getrunken und verspürte dennoch bereits ein angenehmes Schwindelgefühl. Er lehnte sich an die Mauer und schaute mit seligem Grinsen dem Schauspiel zu. Doch dann trübte sich seine Stimmung, weil er wusste, dass am nächsten Morgen wieder der brutale Alltag und Amatus’ hartes Training auf ihn warteten.
Als die Schausteller mit ihren Vorführungen fertig waren und das Quartier verlassen hatten, kletterte Porcino auf einen Tisch am Ende des Saals und hob die Hände, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
»Ruhe! Ruhe da hinten!«
Allmählich verebbten die Gespräche und alle Augen wandten sich zum Besitzer der Gladiatorenschule. Porcino wartete, bis Stille herrschte und jeder aufmerksam zu ihm blickte. Dann holte er tief Luft und sprach zu ihnen.
»Gladiatoren, ihr habt euch eure Feier der Saturnalien verdient! Es war mir ein Vergnügen, euch für die Mühe zu belohnen, die ihr in eure Ausbildung gesteckt habt. Noch nie habe ich hier eine so großartige Gruppe von Männern und Jungen gesehen. Ihr macht meiner Gladiatorenschule alle Ehre, und ihr macht der Tradition der Kämpfer alle Ehre, die vor euch hier waren. Gladiatoren, ich trinke auf euch!«
Rings um Marcus jubelten die Männer und Jungen begeistert – alle, außer dem Spartaner, der seine Kameraden mit kaum verhohlener Verachtung betrachtete. Schließlich verebbte der Jubel und Porcino fuhr fort.
»Ich seid wirklich die beste Kampftruppe, die ich je hier ausgebildet habe. Ich bin stolz auf euch. Und in einigen Tagen wird mein Stolz noch größer sein, denn dann beehrt uns eine Gesellschaft aus den feinsten römischen Familien mit ihrem Besuch. Sie kommen in meine Schule, um sich von einigen von euch unterhalten zu lassen. Ich erwarte, dass diejenigen, die dazu auserwählt werden, gut kämpfen und sich und mir Ehre machen. Und ich kann euch versprechen, dass auf diejenigen, die sich im Kampf auszeichnen, in Rom großer Ruhm und Reichtum warten. Denn wenn euch die Herren aus Rom gesehen haben, werden sie euch auch ihren Freunden und den Bürgern der großartigsten Stadt der Welt vorführen wollen. Denkt daran,
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