Kampf für Freiheit
Augen kreuzigen und lässt ihn am Kreuz hängen, bis er tot ist, und dann noch eine Weile länger, um sicher zu sein, dass wir unsere Lektion gelernt haben.«
Marcus spürte, wie ihm das Blut zu Eis gerann. »Meinst du wirklich?«
Der Spartaner nickte, ließ sich dann langsam von dem Lüftungsschlitz herunter und gähnte. »Wir können nichts daran ändern, Junge. Am besten ruhst du dich jetzt aus. Du wirst es brauchen, wenn du morgen früh wieder zum Training musst.«
Marcus nickte, blieb aber beim Fenster stehen und schaute zu, wie die Suche nach Brixus auf dem Gelände allmählich zu Ende ging. Porcino befahl seinen Leuten, draußen vor den Mauern die Gegend zu durchkämmen. Der Spartaner rollte die Schultern, ging in ihr gemeinsames Abteil zurück und murmelte. »Ach ja, noch fröhliche Saturnalien, mein Junge.«
Aber Marcus konnte nicht antworten. Zu sehr beschäftigten ihn die Gedanken daran, was wohl seinem Freund zustoßen würde, wenn er gefunden wurde.
In den nächsten Tagen war Marcus beständig in Sorge, dass ihm die Nachricht zu Ohren kommen würde, man hätte Brixus wieder eingefangen. Er und die anderen Jungen machten mit ihrer Ausbildung weiter. Der Winter war kalt. Jeden Tag bibberten die Jungen, wenn sie beim Morgengrauen aufstanden, um ihren Küchendienst zu erledigen, ehe sie mit Amatus auf das Übungsgelände gingen. Am Anfang des neuen Jahres führte er seine Schüler in neue Techniken des Schwertkampfs ein und ließ sie dann wieder an den Übungspfosten trainieren, bis er sich davon überzeugt hatte, dass sie für den nächsten Schritt bereit waren.
An einem kalten, trostlosen Morgen holten Marcus und die anderen ihre Übungswaffen und stellten sich in zwei Reihen auf. Sie warteten darauf, dass Amatus mit den Lektionen des Tages beginnen würde. Er stellte sich vor sie und musterte die Sklaven mit hartem Blick. Dann sprach er: »Heute stellen wir eure Ausbildung zum ersten Mal auf die Probe. Ihr seid alle viel kräftiger, zäher und gesünder als bei eurer Ankunft. Ihr wisst inzwischen auch, wie man mit einem Schwert und einem Schild umgeht. Doch es ist eine Sache, die Kampftechniken an einem Pfosten zu üben, aber etwas ganz anderes, einem echten Gegner ins Auge zu blicken. Und das macht ihr von nun an.«
Marcus spürte, wie sein Herz zu rasen begann. Auch die Jungen rechts und links von ihm bewegten sich mit einer Mischung aus Erregung und Furcht.
»Heute bestreitet ihr die ersten Übungskämpfe mit euren Kameraden. Die Regeln sind einfach. Ihr kämpft, wenn ich euch den Befehl dazu gebe, und hört sofort auf, wenn ich ›Schluss!‹ sage. Ich möchte, dass ihr so kämpft, als wäre es euch ernst. Als hinge euer Leben davon ab, denn eines Tages wird das so sein. Ihr tut euch keinen Gefallen, wenn ihr euch zurückhaltet. Ich weiß, dass einige von euch Freunde sind, aber eines solltet ihr wissen: Ein Gladiator kann es sich nicht leisten, Freunde zu haben. Wirkliche Freunde, für die er sein Leben geben würde. Um so etwas darf es einem Gladiator niemals gehen. Jeder, den ihr heute Freund nennt, kann euch sehr wohl morgen in der Arena gegenüberstehen. Und was ist dann das Ergebnis eurer Freundschaft? Ihr werdet umgebracht.« Er legte eine Pause ein, sodass diese Worte ihre volle Wirkung entfalten konnten. »So, und jetzt müsst ihr lernen, wohin ihr treffen sollt. Ferax!«
»Jawohl, Meister!«
»Tritt vor. Komm her!« Amatus deutete auf den Platz vor der Reihe der Schüler. Er drehte Ferax um, sodass er den anderen Jungen gegenüberstand.
»Seht gut hin. Senke deinen Schild, Ferax.«
Als der Kelte ungeschützt vor ihm stand, erhob Amatus rasch sein Übungsschwert und zielte damit auf Ferax’ Gesicht.
Der Kelte zuckte ein wenig zusammen.
»Trefft ihr hier, so könnt ihr euren Gegner töten, wenn das Schwert durch die Schädeldecke dringt. Zumindest verkrüppelt ihr ihn. Es ist jedoch ein schwieriger Hieb. Ihr könnt ihn aber dazu benutzen, um ihn abzulenken, und euch dann ein anderes Ziel aussuchen.« Er senkte die Spitze seines Schwertes. »Zum Beispiel den Hals. Wenn ihr hier gut trefft, könnt ihr auch töten. Weiter unten ist die Brust. Die lasst ihr am besten aus, denn die meisten Gegner tragen dort eine Rüstung, einen Schild oder beides. Ihr müsst schon sehr nah kommen und das Schwert tief hineinstoßen, wenn ihr durch die Rippen bis zum Herzen vordringen wollt. Zielt besser tiefer. Wie man in unserem Geschäft zu sagen pflegt, ist der beste Weg zum Herzen immer durch den
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