Kampf für Freiheit
Magen. Wenn ihr hier einen satten Hieb anbringt, könnt ihr ein lebenswichtiges Organ treffen. Oder wenn ihr die Klinge brutal genug wieder herauszieht, könnt ihr ihm die Gedärme aus dem Leib reißen.« Amatus tippte mit der Spitze des Holzschwertes gegen Ferax’ Oberschenkel und Arme. »Die Gliedmaßen sind auch gute Ziele, und ihr solltet immer versuchen, hier Sehnen zu durchtrennen, um euren Gegner bewegungsunfähig zu machen. Er wird nicht verbluten, aber zumindest regt er sich nicht mehr, oder er greift nicht mehr so schnell an, und ihr könnt euch aussuchen, wo ihr den nächsten Hieb landen wollt.« Er senkte sein Schwert. »Es ist sinnlos, euch zu zeigen, welche Hiebe man auf dem Rücken eines Gegners anbringen kann, denn kein Gladiator, der etwas taugt, dreht sich je um und rennt vor euch weg. Wenn es einer macht, dann ist er verloren, denn dann ist er im Kampf schon so gut wie besiegt. Habt ihr das alle verstanden?«
»Ja, Meister!«, riefen die Jungen.
Marcus schrie mit, obwohl ihn die kaltblütigen Ratschläge, die Amatus ihnen gerade gegeben hatte, erschreckt hatten.
Zum ersten Mal hatten sie unverblümt erklärt bekommen, was der wirkliche Zweck all ihrer Übungen war. Marcus fragte sich, wie sich die anderen Jungen bei dem Gedanken fühlten, dass sie eines Tages versuchen müssten, jemanden zu töten, mit dem sie zusammen trainiert hatten. Er schaute nach rechts und links und bemerkte die angespannten Mienen seiner Kameraden, die miteinander kurze Blicke tauschten.
»Nun gut.« Amatus nickte Ferax zu. »Geh wieder zurück an deine Position.«
Sobald Ferax wieder bei den anderen war, deutete Amatus auf die Reihe von Übungspfosten. »Wenn ich den Befehl gebe, wartet ihr da drüben. Ich rufe euch immer zu zweit auf. Alle anderen sehen aufmerksam zu. Lernt aus den Fehlern der anderen. Los!«
Sie hoben ihre Schilde hoch und trabten rasch zu den Pfosten. Amatus wartete, bis sie stillstanden, und deutete dann auf einen der nubischen Jungen. »Du!« Dann zeigte er auf einen von Ferax’ Gefährten, einen massigen Kelten mit fleckiger Haut.
»Und du! Tretet vor!«
Die beiden Jungen lösten sich aus der Reihe. Amatus klatschte in die Hände. »Schnell! Raus hier, stellt euch gegenüber auf, mit zehn Schritten Abstand.«
Sie kamen vorgelaufen und nahmen ihre Positionen ein. Amatus stand mit dem Schwert in der Hand etwas seitlich. »Macht euch bereit!«
Die beiden Jungen nahmen eine geduckte Haltung ein, hielten die Schilde hoch und streckten ihre Schwerter leicht seitlich vor.
»Los!«
Sofort näherten sich die Kämpfer einander, blieben aber ein wenig außer Reichweite stehen und schätzten einander vorsichtig ein. Der Kelte griff als Erster an, machte einen Schritt vor und holte mit einem lauten Schrei aus. Der Nubier wich leichtfüßig zurück und lenkte den Schwerthieb zur Seite ab. Beide zogen sich einen Augenblick zurück, dann attackierte der Kelte wieder, rannte vor und hieb auf den Schild des anderen Jungen ein. Der Nubier nahm die Schläge hin, wich aber nicht von der Stelle. Dann, als der andere sich gerade zurückzog, um Luft zu schnappen, schlug der Nubier zu. Er landete einen Hieb auf dem Schwertarm des Gegners, und es war ein so mächtiger Schlag, dass der Kelte beinahe seine Waffe fallen ließ. Während er noch vor Schmerz und Überraschung aufschrie, hatte ihn der Nubier schon am Knie getroffen, preschte dann mit aller Gewalt vor und warf sich mit seinem ganzen Körpergewicht auf seinen Gegner.
Der Hieb schlug den Kelten zurück. Er stolperte, fiel hin und landete mit einem dumpfen Schlag und einem Keuchen auf dem Rücken. Der Nubier sprang mit blitzenden Zähnen und einem triumphierenden Lächeln vor. Er stand breitbeinig und mit hoch erhobenem Schwert über seinem Gegner und schaute zu Amatus, der seinen Sieg bestätigen sollte. Da ergriff der am Boden liegende Kelte die günstige Gelegenheit und trat dem Nubier in die Leiste. Mit einem Schmerzensschrei krümmte sich der Junge zusammen und taumelte zur Seite. Der Kelte rappelte sich wieder auf und schlug seinem Gegner auf den Kopf, immer und immer wieder, bis die Beine unter ihm nachgaben und er auf die Knie sackte. Der Kelte packte das Holzschwert und riss es dem Nubier aus den Händen. Er schaute keinen Augenblick zum Ausbilder, sondern hieb es mit aller Macht von der Seite auf den Kopf des Unterlegenen, sodass dieser benommen in den Sand sackte. Als der Kelte gerade noch einmal zuschlagen wollte, ging Amatus
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