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Kampf um Thardos (German Edition)

Kampf um Thardos (German Edition)

Titel: Kampf um Thardos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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jetzt die ersten Häuser der Stadt auf. Einzelne Gehöfte zeichneten sich zu beiden Seiten der Zufahrtstraße ab. Offensichtlich gehörten sie den Landwirten, die die riesigen Korn- und Weizenfelder zwischen den Waldgebieten bestellten. Hier und da erblickten die Gefährten einen kuppelartigen Iglubau am Rande der Straße oder manchmal auch inmitten eines bewachsenen Feldes. Zum ersten Mal bekamen die Menschen auch andere lebende Thardier zu Gesicht. Draußen auf den Feldern sahen sie einige Leute mit seltsamen Geräten das Korn bearbeiten, und einmal erlebten sie sogar einen Mann hautnah, als sie an einer Art Wanderbank vorbeirauschten. Jerie schien absichtlich das Tempo des Gleiters zu verlangsamen, als sie dem Thardier begegneten.
    Der Mann saß auf der Bank und stützte seine Hände auf den Knauf eines Holzstabes. Er war alt, trug einen schlohweißen Vollbart und kaum noch Haare auf dem Kopf. Sein Körper war in eine weiße, knöchellange Seidentunika gehüllt, die an der Hüfte mit einer blauen Schärpe verziert war. Als er das vorbeischwebende Fahrzeug erblickte, lächelte er gutmütig und winkte den Neuankömmlingen freundlich zu.
    Auch als der Gleiter schon vorbeigefahren war, verrenkte sich Sheree den Hals, um den Mann noch eine Weile zu betrachten. Erst als er aus ihrem Sichtfeld verschwand, wandte sie sich wieder nach vorn und beugte sich über die Rückenlehne zu Jeries Sitz.
    »Er wirkte alt«, stellte sie fest.
    Jerie nickte. »Er ist alt. Etwa neunzig Jahre.«
    Sheree runzelte verwundert die Stirn. »Dann ist seine DNA nicht mit Reamadin verschmolzen worden?«
    »Nein, ich bin die einzige Unsterbliche«, entgegnete Jerie. »Verstehen Sie uns nicht falsch, aber mein Volk besitzt auch eine gewisse Ethik. Sie sagt uns, dass es wider die Natur ist, das Leben auf diese Weise künstlich zu verlängern. Wir sind davon überzeugt, dass dieses körperliche Leben nicht unser einziges ist, dass es noch eine Existenz unseres Geistes und unserer Gedanken nach dem Tod des Körpers gibt. Warum sollten wir uns vor diesem Zustand fürchten und die Flucht in der Unsterblichkeit suchen, wo unsere Gedanken doch bereits unsterblich sind? Wissen Sie, wie oft ich mir gewünscht habe, sterben zu können? Fünfhundert Jahre sind eine lange Zeit. Eine Zeit der Einsamkeit. Freunde kommen und gehen auch wieder, nur man selbst bleibt und muss jedes Mal erneut die Trauer ertragen. Das ist der Preis für die Unsterblichkeit. Ich hatte sogar ein wenig Hoffnung, dass Ihr Verräter Calhern mich mit dem Plasmagewehr tötet. Dann wäre endlich alles vorbei gewesen, und mir wäre der Weg in das weitere Leben nicht mehr versperrt gewesen.«
    Sheree lehnte sich wieder in ihrem Sitz zurück und dachte über das Gehörte nach. Sie spürte, wie Shaw sie fragend ansah, aber sie ignorierte ihn. Für einen Augenblick verstand sie den Standpunkt der Thardier nicht. Unsterblichkeit! Nicht altern, jede noch so schlimme Verwundung überleben. Welche Möglichkeiten boten sich hier? Trotzdem verständlich, dass Jerie es als Verdammnis betrachtete. Sie hatte nichts anderes kennengelernt als Thardos und Karretangar.
    Unsterblichkeit, was man damit alles anfangen kann! Das ganze Universum liegt einem zu Füßen. Man kann gehen, wohin man will. Es gibt keine Grenzen mehr. Das All erforschen, egal wie lange es dauert. Neue Welten entdecken, so weit fliegen, bis auch die letzten Geheimnisse gelöst sind. Was hält die Thardier davon ab? Nur ein alter Irrglaube über eine unsterbliche Seele, die zu einer besonderen Bestimmung in der sterblichen Körperhülle verweilt, um irgendwann einmal ein Leben nach dem Tode zu erfahren? Das kann es nicht sein!
    »Vergessen Sie es besser«, sagte Jerie, die sich sehr wohl ausmalen konnte, worüber Sheree Parr im Moment nachdachte. »Ihr seid genauso wenig reif für diesen Prozess wie wir. Es liegt nicht in unserer Macht, über Leben und Tod zu entscheiden, auch wenn wir dieses Spiel gerne spielen.«
    Der Gleiter erreichte die Stadtgrenze. Augenblicklich wurden die Straßen breiter, und die runden, einstöckigen Kuppelbauten schossen wie Pilze aus dem Boden hervor. Kaum dass sie die ersten Gebäude hinter sich gelassen hatten, trafen sie auf weitere Gleiter, die über den Wegen hin und her flitzten. Aber viele Thardier gingen auch zu Fuß durch die Straßen. Sie sahen einige, die beim Einkauf waren, andere, die einfach auf den Gehwegen standen und sich unterhielten. In einer Art Stadtpark vergnügten sich Leute bei

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