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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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Rauch.« »Nein, ich hab’s mir anders überlegt.
    Es kann nicht schaden, wenn wir eine starke Lobby hinter uns haben. Diese 63 Leute sind erst der Anfang einer öffentlichen Meinung. Ich werde noch wesentlich größere Massen mobilisieren!« Das gibt’s doch gar nicht! 63 Menschen sind hier im Zimmer! Wie konnte es denn überhaupt passieren, dass ich, als ich reinkam, von diesen 63 Leuten nur eine einzige gesehen habe, nämlich Frau Tanja?!
    Genosse Ali, der selbsternannte Rächer aller entrechteten Ausländer, klopft mir solidarisch auf die Schulter:
    »Lass den Kopf nicht hängen, Bruder Osman! Wir werden für dich sofort eine Bürgerinitiative aus dem Boden stampfen. Alle anderen Gründungen werden erst mal verschoben. Dein Fall hat jetzt absolute Priorität! Ich und das Volk werden wie ein Mann hinter dir stehen! »
    »Oh, Genosse Ali, ich will anderen tragischen Schicksalen nicht im Wege stehen. Was für Bürgerinitiativen wolltest du denn gerade gründen?«
    Genosse Ali öffnet geheimnisvoll das Zahlenschloss seines überaus wichtigen Aktenkoffers und holt mehrere Ordner heraus: »Also als neuzugründende Bürgerinitiativen wären da erst mal »Stoppt die Folter an Kindern, nieder mit dem Spinat«, zweitens »Sonntags gehört Papi mir, kein Fußball im Fernsehen« und dann »Weg mit der Fremdenfeindlichkeit, die Deutschen sind auch Menschen«!«
    »Herr Engin, Herr Engin«, drängelt mein Vermieter Herr Knüppel-Trödel sich zu mir durch. »Sie wissen, wir haben sechs Wochen Kündigungsfrist vereinbart. Wenn Sie nächste Woche schon ausziehen sollten, dann muss ich aber die Miete kriegen für die nächsten fünf Wochen.«
    »Herr Knüppel- Trödel, ich weiß nicht mal, ob ich die Miete für den laufenden Monat bezahlen kann. Ich bin in der Firma nämlich gefeuert worden. Deswegen wollte ich Sie recht herzlich bitten ...«
    »Nix da, Herr Engin, Sie wohnen hier ohnehin sehr billig. Es gibt genug Leute, die sofort das Doppelte bezahlen würden. Ihr Kollege hier hat mir gerade 500 Mark gegeben, damit er hier nächste Woche einziehen kann«, er weist mit dem Finger auf den Genossen Ali, »denn wenn Sie schon ein Asylant sind, dann können Sie doch gleich in einem Asylantenheim wohnen, wie es sich für einen anständigen Asylanten gehört!«
    »Osman, das ist nicht persönlich gemeint«, rechtfertigt sich Ali, »wir Ausländer müssen doch zusammenhalten, wenn du die Wohnung sowieso abgeben musst, dann doch mir! Du weißt, wie der Wohnungsmarkt aussieht. Ich will doch nur dein Bestes!«
    »Ich weiß: meine Wohnung!«
    »Osman, ich glaube, das mit meinem Gemüseladen hat sich wohl erledigt«, sagt Yusuf, der zusammen mit Leckmikowski hinter mir steht, »wenn du nämlich abgeschoben wirst...«
    »Herr Engin, ich hin doch Gast hier! Sie sollen meine Hand drücken, nicht meinen Hals«, würgt Leckmikowski hervor.
    »Ich weiß, du warst das«, rufe ich und drücke mit meinen Händen noch fester zu.
    »Nein, nicht, ich war’s nicht!« keucht er mit Mühe hervor und fängt an zu husten.
    »Osman, bist du wahnsinnig geworden, lass ihn doch in Ruhe«, geht Yusuf dazwischen und versucht, wenigstens einen seiner Ladenabnehmer zu retten.
    »Leckmikowski, du Stasisau, wenn du den Laden übernimmst, dann werde ich direkt gegenüber fünf andere Gemüseläden eröffnen, um dich in den Ruin zu treiben!«
    »Ach, leck mich doch. Wie wollen Sie das denn aus der Türkei bewerkstelligen«, ruft er diesmal frech aus drei Metern Entfernung, »oder sollte ich Sie - um sicher zu gehen - doch auf die Fidschis verfrachten lassen?«
    Zum Glück klingelt es in diesem Moment an der Tür, dadurch bleibt es Frau Tanja erspart, mit ansehen zu müssen, wie ich zum Doppelmörder werde. Ich renne zur Tür und bitte den Gast Nummer 64 hereinzukommen.
    »Herr van Gogh, wann wollen Sie endlich Ihre Rechnung bezahlen? Der Taxameter steht bereits bei 1.012 Mark 60! Und 26 Mark 99 kriege ich noch für die Baskenmütze. Die üblichen zehn Prozent Trinkgeld will ich hier gar nicht erwähnen!« Bei Allah, der Taxifahrer, den habe ich total vergessen! Meine Frau bekommt ga nz dicke Augen. »Osman, was hast du jetzt schon wieder angestellt? Soviel verdienst du noch nicht mal in einem Monat!«
    »Aber ich musste doch mit dem Taxi ins Krankenhaus.«
    »Und in dieser Stadt gab’s keine Krankenhäuser, oder was?«
    »Doch, wie kommst du denn darauf?«
    »Warum bist du denn sonst ins Ausland gefahren? Für 1.000
    Mark fahre ich bis Istanbul und

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