Kanaken-Gandhi
bewegen!«
Ich versuche mich selbst zu befreien, aber ohne Chance.
Ich glaube, ich habe mir endgültig beide Beine gebrochen. Ich kann nicht mal kriechen, geschweige denn aufstehen. Bei der kleinsten Bewegung habe ich das Gefühl, als oh man mir die Beine ausreißen würde. Und dazu muss ich noch ganz dringend aufs Klo, sonst mach’ ich mir ganz bestimmt gleich in die Hosen. Oder besser gesagt, in die Strapse! Ooh, Allmächtiger, ist das peinlich! Zu allem Überfluss höre ich auch wieder meine Frau schreien: »Osman, penn in dem Schrank nicht ein, binde mich hier sofort los! Ich kann nicht mehr, ich mach’ gleich ins Bett!«
»Frau, ich kann mich überhaupt nicht bewegen. Du musst dich schon selbst losmachen«, stöhne ich so laut ich kann.
»Das versuche ich doch schon die ganze Zeit, aber es geht nicht! Du hast mich doch verschnürt wie eine Kohlroulade.«
»Ach, auuaa, meine Knie tun so weh, als wären sie in tausend kleine Stücke zerbrochen. Ich glaube, mein Ohr ist auch schon wieder ab! Einen so hohen Sturz kann doch kein Faden aushalten. Das Schlimmste ist, ich kann überhaupt nichts sehen, wahrscheinlich bin ich auch noch blind.«
»Jetzt übertreib nicht so, du Jammerlappen. Das hast du nun davon, wenn du in deinem Alter noch Sadomaso machen willst!
Zum Laufen auf der Strasse brauchst du bereits eine Krücke, aber für Sex kletterst du wie eine Bergziege auf Kleiderschränke! »
»Frau, ich will kein Sadomaso mehr! Ich will auch nie wieder Bergziege sein, ich will überhaupt gar keinen Sex mehr. Ich tue alles, was du willst, aber bitte hol mich hier raus! Ich werde dich auch bestimmt nie mehr mit solchen Sachen belästigen. Hol mich nur aus diesem blöden Kasten heraus, ich fühle mich wie in einem Sarg!«
Ich höre unser altes Ehebett quietschen und krachen, wie schon lange nicht mehr. Aber nach einer Weile ruft meine Frau völlig erschöpft:
»Das hat überhaupt keinen Sinn! Du hast mich wie eine Irre in der Klapsmühle festgebunden. Und in diesen Gummistiefeln schwitzen meine Füße wie verrückt. Dadurch bekomme ich bestimmt Fußpilz!«
Das ist typisch für meine Frau! Ich habe mir hier beide Beine gebrochen, und sie macht sich Sorgen wegen Fußpilz!
»Frau, sieh es ein, wir haben keine andere Wahl: Wir müssen schreien, damit die Kinder uns zu Hilfe kommen.«
»Bist du wahnsinnig! Ich zeige mich doch in diesem Aufzug nicht vor den Kindern. Nackt und mit Gummistiefeln aufs Bett gefesselt. Willst du etwa, dass dich deine Kinder mit dem Batman-T-Shirt und den schwarzen Strapsen sehen? Das geht nicht, du musst dich in dem Kleiderschrank bis morgen gedulden.«
»Aber das kommt doch auf das gleiche heraus, dann finden sie uns eben morgen früh in dieser peinlichen Situation. Bringen wir es doch lieber gleich hinter uns.« »Osman, du weißt doch, morgens kommt Hatice immer, wenn sie aufgewacht ist, zu mir ins Bett. Sie kann mich ja dann losbinden. Und sie kapiert die Situation bestimmt nicht. Gott verhüte, dass uns Mehmet in diesem Zustand findet.«
»Du hast ja recht, du hast ja recht. Aber ich kann mich nicht mehr zusammenreißen. Ich werde hier gleich im Schrank meine Notdurft verrichten.«
»Ich hab’s dir ja gesagt, du wolltest nicht auf mich hören. Die Pflaumen und die Weintrauben haben eine verheerende Wirkung. Aber falls es Dich beruhigt, ich habe mein Problem schon längst erledigt. Das Bett riecht etwas. Osman, du brauchst dir in der Hinsicht überhaupt keine Sorgen zu machen. In dem Schrank bist du doch gut aufgehoben. Du liegst nicht, wie ich hier, nackt auf dem Präsentierteller. Du kannst da drin machen, was du willst. Du hast es viel besser als ich. Durch diesen Mist müssen wir beide durch.«
»Eminanim, das passt doch genau, der heutige Tag war doch so ekelhaft, dass er es gar nicht anders verdient, als dass man ihn in der Scheiße schlafend beendet.«
»Osman, es kann morgen nur noch besser werden. Ich wünsche dir eine angenehme Nachtruhe.«
»Hoffentlich wird es besser. Meine Beine tun mir so weh, und ich hin auch total müde, gute Nacht.«
»Aber beweg dich nicht soviel, damit im Kleiderschrank nicht alles versaut wird!«
Dienstag, 19. Juni, 8:15 Uhr
»Wachen Sie auf, Herr Engin, wachen Sie doch auf!«
»Huch, wer sind Sie denn? Wo hin ich? Was mache ich hier?«
fahre ich erschrocken und schlaftrunken hoch. Ich bekomme einen fürchterlichen Schock, als ich sehe, wo ich bin.
»Mein Name ist Doktor Rainer-Maria Knigge, und ich versuche Ihnen zu helfen. Aber
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