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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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sowieso klein!«
    »Aber Herr Manfred, wie oft soll ich es denn noch sagen: Ich hin kein Asylbewerber! Die können doch nicht von mir verlangen, dass ich alles aufgebe, was ich mir in Deutschland aufgebaut habe.«
    Wortlos gehen die beiden hinaus und schließen die Tür von außen wieder ab. Hier wird jede Tür doppelt und dreifach verriegelt. Ich scha ue mir den Raum an. Ein Holztisch steht in der Ecke. Kein Fenster, kein Teppich. Eine nackte Glühbirne an der Decke. Daneben ein großer Haken, von dem eine dicke Eisenkette herunterhängt. Auf dem Boden liegt eine umfangreiche Kollektion von verschieden großen
    Schlagstöcken. Und der Raum hat anscheinend besonders dicke Wände.
    »Ich will sofort meine Zelle wiederhaben! Ich mag Ratten lieber als Polizisten«, fange ich an zu heulen. Jetzt habe ich viel mehr Verständnis dafür, dass sich einige von den Punks, die vorgestern unsere Wohnung besetzt haben, Ratten als Haustiere halten.
    Gedankenverloren döse ich vor mich hin und träume von glücklicher Zweisamkeit in meiner gemütlichen Zelle, mit meiner lieben Knast-Ratte. Es ist alles relativ: Jetzt muss es nicht mal mehr Frau Tanja sein!
    Wie so oft in den letzten 24 Stunden holt mich das Rasseln der Schlüssel in die Realität zurück. Ich springe hastig auf, um meine Besucher zu empfangen. Aber die Handschellen bohren sich dermaßen schmerzhaft in meine Gelenke, dass ich doch lieber sitzen bleibe.
    Der Fußballspezialist mit dem Schnurrbart und ein weiterer Polizist mit Halbglatze stehen vor mir. Der Schnurrbart lehnt sich an die Wand, und der andere setzt sich mir gegenüber auf den Holztisch.
    »So, jetzt pass mal auf! Du nix Asyl ... Du Prügel ... dann Flugzeug ... Weg Indien ... Alles klar? Gottverdammter Scheiß-
    Kaffer!« brüllt mir der Neue zur Begrüßung in die Ohren.
    »Du, Rudolf, wovon redest du eigentlich? Ich habe nichts verstanden«, fragt der Schnurrbart irritiert.
    »Ihr Kollege meint: Ich ausländischer Mitbürger bin hier nicht sonderlich willkommen und erhalte kein Bleiberecht, statt dessen werde ich körperlich gezüchtigt, anschließend werde ich mit einem kostenlosen Flugticket der freundlichen Bundesregierung nach Indien verabschiedet!« übersetze ich es ihm.
    »Übrigens - ich kann Ihnen einen sehr guten Deutschkurs bei der Volkshochschule empfehlen. Der Lehrer ist ein Freund von mir, er heißt Hüseyin. Wenn Rudolf will, kann ich meine Beziehungen für ihn spielen lassen.«
    »Pass mal auf, Alter! Für Übersetzungen habe ich immer meinen »Schwarzen Dolmetscher« dabei. Und der hat seine eigene Sprache«, höhnt Rudolf und schlägt mir mit einem der herumliegenden Knüppel ins Gesicht.
    Ich spucke meine zerbrochene Prothese mit etwas Blut auf den Boden.
    »Danke«, lispele ich, »das Gebiss hat mir sowieso nie richtig gepasst«
    Mit 52 Jahren entdecke ich noch einen ganz neuen Charakterzug an mir. Ich stecke in einer der gefährlichsten und brutalsten Situationen, und der nette und naive Osi in mir hat sich winselnd und zitternd aus dem Staub gemacht.
    Übriggeblieben ist nur der sarkastische Osi mit seiner großen Klappe. Ich bin sogar neugierig, wie es jetzt weitergeht. Was soll denn schon passieren? Schlimmer kann’s doch gar nicht kommen. Die Deutschen wissen doch gar nicht, wie man richtig foltert. Was sollen die schon mit mir machen? Tagelang Volksmusik vorspielen? Mir Kaffee ohne Zucker servieren?
    Oder meinen Schnurrbart abrasieren?
    »Ihr gottverdammten Scheißkaffer nehmt unsere Arbeitsplätze weg!« tobt der Neue und hämmert dabei mit dem Schlagstock auf den Tisch.
    »Aber das ist doch gar nicht wahr. Ich wollte noch nie Polizist werden, weder hier noch in der Türkei.«
    Der Schwarze Dolmetscher holt mir zwei meiner vier eigenen Zähne heraus.
    Ich hin erschreckt über meine eigene Dreistigkeit! Wenn mich doch jetzt Eminanim sehen könnte, sie würde ihren tapferen Mann sicher bewundern.
    Ich kann zugucken, wie meine Lippen anschwellen. Das tut höllisch weh!
    »Typisch ist das«, schreit Rudolf, »typisch Kaffer! Stinkt wie die Pest und ist unrasiert!«
    »Wann hätte ich mich denn rasieren sollen? Ich konnte mir nicht mal die Hände waschen.«
    Rudolf holt schon wieder mit dem Schlagstock aus, aber er wird von dem Schnurrbart gestoppt.
    »Das hat doch keinen Sinn. Wenn der Alte bewusstlos ist, dann kann er nichts unterschreiben.«
    »Du Scheißpisser! Arschmade! Schweinehund!« versucht Rudolf seiner Aggression verbal Herr zu werden. »Ihre Deutschkenntnisse

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