Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)
Tränen auszubrechen. Außerdem ist mir bewusst, dass wir ziemlichen Ärger kriegen, wenn uns jemand erwischt.
Beim Anblick von Avis Gesicht muss ich wieder an unsere allererste Begegnung denken. Er hat bei den Schafpferchen im Moschaw gearbeitet und Heuballen durch die Gegend geschleppt. Ich hatte vor den riesigen Hirtenhunden Schiss, die auf mich zugerannt sind, und bin, um mich vor ihnen in Sicherheit zu bringen, über den Weidezaun gehechtet. Doch statt im weichen Heu bin ich auf Avi gelandet. Er hat meinen Sturz gebremst, und als ich die Augen aufschlug, habe ich direkt in die hypnotischsten Augen gestarrt, die ich je gesehen habe.
Hier mit ihm allein zu sein, lässt mich all die Regeln und Verbote vergessen. Ich bin einfach nur froh, dass es diese Grauzonen neben all dem Schwarz und Weiß gibt. Wenn ich bei Avi bin, wird alles, was in meinem Leben scheiße läuft, erträglich.
Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und diesmal schiebt er mich nicht weg. »Ich hab dich so vermisst«, flüstere ich.
Er hebt seine Hand an meine Wange und streicht mit den Fingern behutsam über mein Gesicht. Für so einen harten Kerl war Avi schon immer superzärtlich. »Ich kann dir einfach nicht widerstehen«, sagt er leise.
Ich bin erleichtert und aufgeregt zugleich, als seine Lippen meine berühren. Ich lege meine Arme um seine Taille und versuche, das Gewehr zu ignorieren, gegen das meine Finger stoßen. Ich ziehe ihn näher an mich und unser Kuss wird leidenschaftlicher. Als seine Zunge meine berührt, wird mir innerlich so heiß wie glühende, geschmolzene Lava.
Meine Gefühle laufen auf Hochtouren, und ich merke, wie mir eine Träne aus dem Augenwinkel rinnt.
Er löst sich ein wenig von mir. »Nicht weinen.«
Hastig wische ich die paar Tränen mit dem Handrücken weg. »Ich weine nicht«, sage ich zu ihm.
Er zögert. »Wir müssen reden. Ernsthaft.«
»Worüber?«
»Darüber, dass du hier bist. Du hast gesagt, du wärst im Moschaw .«
Ich werde ihm nichts vormachen. Warum auch? »Ich bin hier, um bei dir zu sein. Um dich zu sehen. Mit dir zusammen zu sein.«
»Wir sind hier beim Militär, Amy. Ich kann hier nicht einfach Zeit mit dir verbringen wie im letzten Sommer. Ich bin jetzt Soldat.«
»Tja, ich bin jetzt auch Soldat. Zumindest kurzzeitig. Und gerade sind wir doch zusammen, oder nicht?«
» Ze’heruit, Gefen«, ruft Nimrod aus und erschreckt mich. »Ata holech al chevel dok.«
»Sababa« , gibt Avi zurück und sagt dann zu mir: »Das geht nicht.«
»Was hat Nimrod gerade gesagt?«, frage ich.
»Er meinte, ich solle gut achtgeben, weil ich mich auf dünnem Eis bewege.«
Nimrod sieht uns mit gerunzelter Stirn an. Avi und ich bleiben stumm und ignorieren die Warnung, während Nimrod die Schultern zuckt und davongeht.
»Was geht nicht?«, frage ich schließlich. »Was genau?«
Avi fährt sich mit der Hand durch die Haare beziehungsweise über seine rausgewachsene Stoppelfrisur. Er sieht mir direkt in die Augen und sagt: »Ich will nicht, dass du hier bist.«
Ich habe das Gefühl, dass der Boden unter meinen Füßen nachgibt. »Warum nicht?«
Ein Geräusch zu unserer Rechten lässt Avi hochfahren und er sieht sich nervös um. Es ist nur einer von den amerikanischen Jungs aus meiner Einheit, der auf dem Weg zur Toilette ist.
»Bitte werd jetzt nicht sauer, Amy, aber … ich kann mich nicht auf meinen Job konzentrieren, wenn ich ständig nach dir sehen muss, mir Sorgen um dich machen oder mich vergewissern muss, dass es dir gut geht«, erklärt er, als der Typ außer Sichtweite ist. »Du … du lenkst mich ab.«
»Und was ist mit dieser Liron aus deiner Einheit? Sie ist auch ein Mädchen. Da machst du dir wohl keine Sorgen oder fühlst dich von ihr abgelenkt?«
»Sie ist nicht meine Freundin. Du schon. Und sie ist Israelin – du bist Amerikanerin.«
»Wenn ich also Israelin wäre, dann wäre es für dich in Ordnung, dass ich hier bin?«
»Wenn du Israelin wärst, hättest du keine Wahl. Du müsstest deinen Militärdienst leisten. Aber du bist Amerikanerin.«
Ja, rein sachlich betrachtet. Aber … »Mein Dad ist Israeli, also bin ich das auch zur Hälfte. Und ich bin Jüdin. Ich habe gehört, dass man als Jude automatisch die israelische Staatsbürgerschaft kriegen kann, einfach nur weil man Jude ist.«
»Aber du bist keine Israelin, Amy. Und du bist keine Soldatin. Du kannst mir nicht weismachen, dass es okay für dich wäre, auf deine Designersonnenbrille und deine Designerklamotten zu
Weitere Kostenlose Bücher