Kann denn Fado fade sein?
Internet anbietet. Ein Zeichen! Messerscharf schließe ich: Die sprechen bestimmt Englisch. Und tatsächlich.
Die technische Hilfe kann bereits am selben Nachmittag anrücken. Sie kostet auch »nur« 54 Euro die Stunde. Alles könne man selbstverständlich konfigurieren und installieren.
»Alles auf Englisch?«
»Ja, selbstverständlich. Alles auf Englisch!« Und als kleines Extra: »No problem, senhora. We will manage!«
Der PC-Experte kommt gegen vier Uhr. Er sitzt eine Stunde am Rechner und sagt: »Ich kann das nicht. Mein Englisch reicht einfach nicht aus.«
Ich schlage vor, doch via ISDN ins Internet zu gehen und nach einer portugiesischen Anleitung zu suchen. Zwar findet der PC-Experte diese Idee ganz hervorragend, aber leider keine entsprechende Website. Also rufe ich per Handy (!) meinen alten Freund Micha in Deutschland an. Dann übergebe ich das Mobiltelefon an den PC-Experten, damit die beiden Computerspezialisten das Problem untereinander klären und möglicherweise sogar lösen. Die beiden Herren unterhalten sich fachmännisch.
Lange.
Es bringt aber nichts.
Der PC-Experte sagt: »Ich habe den Verdacht, dass Ihr Router nur für den deutschsprachigen Raum funktioniert. Sie wissen schon: andere Anschlüsse und so.«
Ich bin ein technischer Volldepp: »Aha – und was machen wir nun?«
Der PC-Experte schlägt vor: »Ich könnte einen portugiesischen Router anschließen. Den müssten Sie dann aber kaufen …«
Kurz entschlossen stimme ich zu. Denn wenn der hier noch drei Stunden sitzt und nichts findet und nichts konfigurieren kann, dann kostet das genauso viel wie ein neues Gerät. Der PC-Experte freut sich. Hat er doch etwas verkaufen können. Am nächsten Nachmittag um vier Uhr möchte er wiederkommen. Und dann ist hoffentlich alles in Ordnung. Er kommt auch, schließt an und – es funktioniert!
Kleine Notiz am Rande:
Der einzige kleine Wermutstropfen ist eine Mail von meinem alten Spezi Michael. Die kommt natürlich kurz nach dem letzten und erfolgreichen Besuch des PC-Experten an. Er hatte in fünf Minuten eine Seite auf Portugiesisch gefunden – »Google ist dein Freund!«. Da steht genau beschrieben, in der Landessprache, wie man mein altes Gerät konfigurieren müsste. Was soll’s?! Gönn ich dem PC-Mann und seiner kleinen Firma das Geschäft. Hätte ich nicht gedacht, dass ich die portugiesische Lebensart so schnell verinnerliche …
Leider bin ich Portugal noch mehrmals umgezogen.
Es war nicht immer dasselbe Spiel. Oh nein. Beim zweiten Umzug waren wir cleverer.
Sechs Wochen vor Einzugstermin stehen wir bei Dona Sofia bei der PTelecom in Estoril, um alles klarzumachen.
»Ist an der neuen Adresse ISDN verfügbar? Oder sogar DSL?«
Dona Sofia meint: »Das kann ich Ihnen so nicht sagen, das weiß unser Techniker erst, wenn er vor Ort ist. Manche Häuser in der Gegend haben DSL, manche haben nicht …«
Wir bekommen sogar schon unsere neuen Telefonnummern. Nicht offiziell. Das passiert erst, wenn der Techniker das Haus betritt und alles angeschlossen ist. Aber Dona Sofia sagt sie mir, weil: »Wir Frauen müssen so etwas immer wissen!« Und ich kann schon mal neue Visitenkarten bestellen und Familie und Freunde, Bekannte und Kollegen informieren.
Zum vereinbarten Termin, mit nur zehn Minuten Verspätung, ist der Techniker da. Er steigt auf Masten, spannt Kabel, verlegt Leitungen. Im Haus verbraucht er, so scheint es mir, gut ein Kilo Silikon, damit alles schön befestigt ist. Er stellt fest: DSL ist verfügbar. Abends berichtet António: Die PTelecom hat ihn angerufen. Morgen kommt ein Techniker und bringt die programmierte (!) ISDN-Anlage mit. Na bitte – geht doch!
Wir sind zum vereinbarten Zeitpunkt im neuen Haus. Es kommen: der Installateur für Bäder, WC und Küche. Der Elektriker für alle Lampen. Der Küchenbauer für Herd, Schränke und Arbeitsflächen. Der Fliesenleger für die Böden im Bad. Wer kommt nicht? Genau: der PTelecom-Techniker mit der ISDN-Anlage.
Seufzend greift António wieder mal zum Hörer. Nach fünf- bis sechsmaligem Weiterverbinden à la Karl Valentins »Buchbinder Wanninger« erfährt er: Der Auftrag wurde storniert.
»Von wem?«, brüllt António wütend in den Hörer.
Keiner der Wanningers weiß, warum, wieso, weshalb.
Eine Stunde später sitzen wir in unserem neuen Stammcafé. Wir regen uns nicht mehr auf. Es bringt ja nichts.
Antónios telemóvel klingelt.
»Ja bitte?«
»Hier ist der Techniker der PTelecom, ich stehe vor der Einfahrt zu
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