Kann denn Fado fade sein?
nördlich nur nach dem Weg oder der Uhrzeit fragt.
Glauben Sie übrigens nicht, dass Ihnen das Portugiesische leichter fällt, wenn Sie bereits Spanisch, Italienisch oder Französisch sprechen. Vom Lesen her und dem daraus folgenden Verständnis mag das stimmen, okay. Aber wehe, die Einwohner dieses hübschen kleinen Landes machen den Mund auf und sprechen mit Ihnen …
Ich lebe kurz nach der Ankunft im »Gelobten Land« in der Hoffnung (oder ist es eher im Wahn?), dass ich mit der Bitte um mais devagar – bitte langsamer! – auf Verständnis stoße. Dass ich nach dem Zaubersatz wenigstens jedes zehnte Wort mitbekomme und mir den Rest zusammenreimen kann. Das klappt ganz gut, wenn man weiß, worüber der andere spricht. Klappt leider gar nicht beim Friseur, denn da spricht man ja bekanntlich über alles Mögliche. Und es nervt enorm, wenn man so ganz und gar nichts mitbekommt, wenn António mit seinen Freunden und meinen neuen Bekannten plaudert. Ich kann ja auch nicht verlangen, dass die immer alle Englisch reden.
Nach gut einem Monat bin ich so weit: Ich weise meinen inneren Schweinehund, der gern das Leben genießt und lieber an den Strand will, in die Schranken. Und melde mich zu einem Sprachkurs an. Weil ich möglichst schnell möglichst viel lernen will, buche ich zunächst einen fünftägigen Crashkurs: Privatlehrerin, Mini-Gruppe (zunächst sind nur zwei Leutchen angemeldet). Das Ganze findet bei uns um die Ecke statt, direkt in São Domingos de Rana. Nach einer Woche ist mir allerdings klar: Ich bin nicht nur äußerlich, sondern leider auch innerlich blond.
Hier mein kurzes Sprachkurs-Tagebuch.
Tag eins
Montagmorgen um neun Uhr geht es los. Wir sind nun doch drei Schülerlein und eine Lehrerin, Ana Miranda, die Portugiesin ist, aber lange in Deutschland gelebt hat. Schon nach den ersten Minuten, in denen wir nämlich noch Deutsch sprechen dürfen, stellt sich heraus: Wir alle stammen mais ou menos (ein Begriff, den ich fast als Erstes gelernt habe, noch auf Madeira: »mehr oder weniger«) aus Bayern. Ich ja sowieso, und die beiden anderen aus der Oberpfalz beziehungsweise aus der Nähe von Linz, was zwar in Österreich liegt, aber sprachlich gesehen dem Bayrischen nicht unähnlich ist. Emma ist Grundschullehrerin und für ein Jahr mit ihrem Mann nach Portugal gekommen; Andreas macht in Portugal drei Wochen Urlaub und möchte eine Woche davon nutzen, um ins Portugiesische reinzuschnuppern.
Leider kann Andreas einigermaßen gut Spanisch, denn er hat ein Jahr in Mexiko und Peru gearbeitet, und das bringt uns Mädels dazu, ihn mit Argusaugen zu betrachten und ihm mit Luchsohren zuzuhören, und jegliche, aber auch jegliche spanische Anwandlung seinerseits bezüglich Wortschatz mit dem Ausruf »Angeber!« oder »Streber!« zu unterbinden. Das Schöne an der Sache: Er spricht manches portugiesische Wort so aus, dass wir so ganz nebenbei ein paar schlimme Wörter lernen, die feine Damen eigentlich nicht kennen sollten …
Jeden Tag von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr ist Unterricht. Auf Portugiesisch. Deutsch nicht erlaubt! Danach TPC, was leider nichts Unanständiges ist, sondern schlicht und ergreifend Trabalhos Para Casa heißt, übersetzt also »Hausaufgaben« – was das Leben am Nachmittag nicht gerade einfacher macht. Nichts da mit Freizeit oder gar Faulenzen am Strand! Andererseits kann man beim Telefonat mit Deutschland toll angeben, dass man heute TPC gemacht hat.
Resümee von Tag eins: Ich habe das Gefühl, Portugiesisch ist gar nicht so schwer. Ich kenne jetzt die Wochentage, die Monate und kann rein theoretisch bis 1000 und mehr zählen. Und die Uhrzeit weiß ich jetzt auch.
Tag zwei
Leider bekommen wir heute eine Liste mit unregelmäßigen Verben, die wir möglichst schnell können sollen. Und Ana Miranda hat angefangen, Fragen auf Portugiesisch zu stellen. Die sollen wir natürlich auf Portugiesisch beantworten. Ich merke deutlich: Ich bin doof.
Tag drei
Wir lernen Kleidungsstücke sowie »Essen und Trinken«. Dazu noch die Liste mit den unregelmäßigen Verben im Imperfekt. Andreas zeigt sich als Genie, während Emma und ich zu der Ansicht gelangen: » Wir sind ja nicht unter Druck, wir können uns ja Zeit lassen. Wir müssen ja nicht in einer einzigen Woche Portugiesisch lernen.«
Als TPC sollen wir aufschreiben und erzählen, was wir den ganzen Tag über gemacht haben.
Tag vier
Ana Miranda geht unsere Hausaufgaben durch. Ich hab meine zwar alleine gemacht, aber den hauseigenen Portugiesen
Weitere Kostenlose Bücher