Kann denn Fado fade sein?
Ihrem Haus. Wo muss ich genau hin? Ich soll doch heute die ISDN-Anlage anschließen.«
Wir stürzen unseren Kaffee hinunter und eilen zurück.
Der Techniker pusselt eine gute Stunde an der Anlage herum. Nichts funktioniert. Sogar noch weniger als vorher – denn vorher konnten wir wenigstens telefonieren. Dann bietet er uns mehrere Erklärungen an:
Erstens: Das Telefon ist kaputt. Kann aber nicht sein, es wurde gerade vom Hersteller gecheckt.
Zweitens: Die ISDN-Anlage ist defekt. Kann auch nicht sein, denn heute Morgen, beim Test in der Technikabteilung, ging sie noch.
Drittens: »é a vida« – so ist das Leben. Der Stoßseufzer aller Portugiesen. Kann zwar sein, ist aber nicht direkt mein persönliches Problem. Ich bin keine Portugiesin.
Der PTelecom-Techniker beschließt eine letzte Maßnahme: Stecker aus der Steckdose. Alles auf »reset«. Er weist mich freundlicherweise vorher darauf hin, dass alle gespeicherten Nummern gelöscht werden.
Ist mir egal. Er soll es trotzdem machen.
Nichts geht.
Dann eben noch einmal. Und noch einmal. Insgesamt vier- oder fünfmal.
Nun ruft er einen Kollegen an. Von seinem Diensthandy aus.
Während er mit ihm spricht und ihn um Rat fragt, läuft der Reset nochmals.
Es zeigt sich: Der Kollege des Technikers hat scheinbar telepathische Kräfte. Denn plötzlich geht es. Wir haben Telefon! Und zwar über die ISDN-Anlage.
Ein Wunder!
Der Kommentar des PTelecom-Experten?
»Das Ding wollte einfach ein bisschen mit mir kämpfen! Aber ich habe gewonnen!«
Manchmal aber zeigt sich: PTelecom kann auch ein Traum sein. Ein echter, kein Albtraum. Ich ziehe wirklich gern um. Kein Wunder also, dass ich ein paar Jahre später wieder einmal mit der PTelecom zu tun habe. Diesmal war es völlig unklar, ob es im neuen Heim ISDN oder gar DSL geben würde. Zur Not müsste ich halt via UMTS ins Netz. Aber das Haus ist so schön – genau wovon ich immer geträumt habe.
Dona Sofia gibt es immer noch. Ich will nicht behaupten, dass sie mich auf Anhieb wiedererkennt. Aber im Verlauf des Gesprächs …
Im Laden in Estoril gibt es Neuerungen. Man stellt sich nicht einfach in die Schlange, nein: Man zieht eine senha , eine Nummer. Es gibt zwei Farben. Blau und Beige. Ich finde Blau schöner, und ich habe Glück: Es ist die richtige Farbe. Und ich muss auch gar nicht lange warten.
Dona Sofia spricht Englisch. Sogar sehr gut. Leider weiß sie aber nicht, ob in dem kleinen Dorf, in das ich ziehe, DSL verfügbar ist.
»Kein Problem«, meint sie, »ich rufe einfach den Techniker in Colares an. Der weiß das sicher.«
Leider geht der Mann nicht ans Telefon.
»Warum«, fragt Dona Sofia, »wollen Sie eigentlich ISDN und DSL?«
»Ganz einfach«, sage ich. »So wie jetzt auch möchte ich beides haben, damit ich wenigstens auf eine Weise ins Internet kann, wenn eine Leitung ausfällt.«
»Wie jetzt«, runzelt Dona Sofia die Stirn, »Sie haben das jetzt auch schon?«
Ich nicke.
»Dann ist es erst recht kein Problem«, strahlt Dona Sofia. »Sie nehmen dann sowieso Ihre Nummer mit, und dann bekommen Sie auch DSL.«
Ich bin verblüfft. Ich ziehe doch in einen anderen Landkreis.
»Das macht nichts«, sagt Dona Sofia. »Das geht, und das machen wir!«
Ich fasse es kaum. »Es wird extra eine Leitung für mich verlegt?«
»Ja klar«, meint Dona Sofia. Dann will sie wissen, wann die Herren Techniker anrücken sollen. Und natürlich braucht sie die genaue Adresse.
»Alles kein Problem! Sie können sich auf uns verlassen!«
Meine Erfahrungen lassen mich das leicht bezweifeln. Doch diesmal tue ich der PTelecom unrecht. Vielleicht liegt es ja daran, dass Dona Sofia sagte: »Wenn die Techniker nicht pünktlich da sind, dann rufen Sie mich bitte an. Dann mach ich denen richtig Dampf!« Dona Sofia ist zwar klein und zierlich. Aber ich denke: Wie wohl alle Portugiesinnen weiß sie genau, wie man Männer auf Trab bringt und in den Griff bekommt.
Und siehe da: Pünktlich zum vereinbarten Termin standen zwei Techniker vor der Tür, kletterten auf den Masten und verlegten in weniger als einer Stunde alle Leitungen. Alles funktionierte. Geht also doch …
Kapitel 5
Was für eine Sprache!
Nie und nimmer hätte ich gedacht, dass ich meiner alten Lateinlehrerin mal Abbitte leisten würde. Wie habe ich damals ihren Paukunterricht gehasst. Aber sie hat dafür gesorgt, dass ich jetzt mit dem Portugiesischen ganz gut klarkomme. Zumindest immer dann, wenn ich etwas lese – in der Zeitung oder in den Kurzmeldungen
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