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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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bei den TV-Nachrichten. Sogar aus Werbeprospekten kann man lernen – hätte ich auch nicht gedacht. Da ist Verstehen (fast) kein Problem. Vieles kann ich mir eben vom Lateinischen herleiten. Und das andere reime ich mir zusammen. Für eine erste, wenn auch rudimentäre Verständigung reicht es.
    Nun fragen Sie sich bestimmt: »Wieso wandert man in ein Land aus, dessen Sprache man nicht vorher gründlich gelernt hat?«
    Der Grund ist ganz einfach: Die Liebe ist daran schuld. Wenn ich gewartet hätte, bis ich perfekt Portugiesisch kann, würde ich heute noch in Deutschland sitzen. Klar, wenn ich einen Job in Portugal hätte, wäre Vorher-Lernen unabdingbar gewesen. Aber da ich ja weiterhin für deutsche Verlage deutsche Manuskripte verfasse, denke ich: Sprache lernt man am besten im Land selbst. Das Lesen ist, wie gesagt, kein großes Problem – so für den »Hausgebrauch«. Der Rest wird dann schon kommen. Da bin ich mir sicher.
    Außerdem habe ich durchaus vorher gelernt. Ich gebe zu: nicht sehr eifrig. Mit meinem Liebsten verständige ich mich ja auf Englisch. Dennoch hatte ich mir schon in Deutschland Sprachkurse auf CD und sogar interaktiv auf DVD besorgt. Und portugiesisches Fernsehen bestellt. Denn mein hauseigener Portugiese hatte schnell herausgefunden, dass man in Deutschland RTP international empfangen kann. Das wurde natürlich sofort angeschafft. Zugegebenermaßen nicht ausschließlich wegen meines Sprachunterrichts, sondern wegen Antónios Heimweh – und wegen Fußball. Ein unabdingbares »Muss« für beinahe jeden Portugiesen.
    Ein bisschen von der Sprache habe ich also durchaus schon mitbekommen. Allerdings sprechen virtuelle Lehrer und auch Nachrichtensprecher sehr langsam und überdeutlich. Das ist im wirklichen Leben leider ganz anders. Die Portugiesen reden drauflos, ganz und gar nicht südlich gemütlich, sondern rasend schnell. Außerdem ziehen sie meistens die Silben zusammen, »vernuscheln« ganze Sätze und lassen bei der Aussprache den einen oder anderen Vokal weg.
    Jetzt kann ich mir erklären, warum ich verzweifelt im Internet nach dem portugiesischen Konsulat in Stuttgart gesucht habe. Ich weiß nun: Die schwäbische Metropole schreibt sich auf Portugiesisch Estugarda , wird aber »schdugarda« ausgesprochen. Genauso wie Straßburg Estrasburgo heißt. Da muss man erst mal darauf kommen. Und jetzt ist mir auch klar, warum António immer sagt, er ginge jetzt in die »Küsch« – in die Küche nämlich: Das End-E spricht man oft genauso wenig aus wie das Anfangs-E.
    Touristen und sprachunkundigen Neuankömmlingen geht es in Portugal wie wohl einem »Saupreißn« in der Münchner U-Bahn. Der versteht in Bayern wahrscheinlich genauso wenig wie ich in Portugal.
    Beispiel gefällig? Fahren Sie mal mit der Vorortbahn von Lissabon nach Cascais. Ihre Unterkunft ist kurz vor der Endstation im kleinen Ort Monte Estoril. Sie wollen da raus? Ich möchte darauf wetten: Sie werden den Ausstieg verpassen! Zumindest dann, wenn Sie sich nur auf Ihre Ohren verlassen. Oder könnten Sie auf die Schnelle mitkriegen, was »monschdrihl« bedeuten soll? Bis man das verstanden hat, fährt der Zug schon weiter.
    Einzelne Worte? Fehlanzeige. Irgendwie klingt jeder Satz wie ein einziges, riesenlanges Wort. Und das ist nicht nur in Bus und Bahn so. Sondern leider überall. Okay – freundlich ist man schon. Aber …
    Beim Friseur verstehst du kein Wort. Du schaffst es gerade mal, ungefähr mitzuteilen, welche Frisur du dir vorstellst. Wie du es gerne hättest. Zeigst auf Bildchen in Magazinen, lernst – natürlich! – vorher die paar entscheidenden Worte aus dem Sprachführer auswendig, die bei einem Friseurbesuch einfach unerlässlich sind:
    Waschen. Das ist einfach: lavar . Und es wird – halleluja! – genau so ausgesprochen, wie man es schreibt.
    Schneiden (oder »nicht schneiden«) heißt: cortar (oder não corte ). Das geht auch noch, weil ich im Sprachkurs gelernt habe: »c« vor »a«, »o« und »u« ist gleich dem deutschen »k«.
    Föhnen. Das ist auch einfach: secar . Und ebenfalls leicht auszusprechen. Aber das war es dann schon.
    Wie sieht es aber mit »Färben« aus? Was um Himmels willen heißt nochmals Blond? Und: Welches Blond genau will man eigentlich?! Nichts da mit cor (was Farbe heißt). Sondern man sagt tinta (was ebenfalls Farbe heißt, aber die zum Malen und eben Haare färben, wohingegen cor eher die generelle Bezeichnung ist. Oh Mann!). Färben ist pintar (so etwa »anmalen« – na ja,

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